Eine Anleihe ist ein Vertrag, in dem festgelegt wird, dass der Zeichner dem Ausgeber der Anleihe im Zuge der Anleihen-Ausgabe für eine definierte Laufzeit und Verzinsung ein bestimmtes Kapital überlässt. Der Anleger ist somit Gläubiger des Anleihe-Ausgebers und hat das Recht auf eine festgelegte Verzinsung sowie auf Rückzahlung des eingesetzten Kapitals. Man unterscheidet dabei zwischen fixverzinsten Anleihen (Straight Bond), variabel verzinslichen Anleihen (Floater) und Null-Kupon-Anleihen (Zero Bond). Unabhängig von der Art der Anleihe hat der Anleger die Möglichkeit, die Anleihe entweder bis zur Rückzahlung durch den Ausgeber zu behalten oder diese auf dem Sekundärmarkt weiterzuverkaufen.

Basiert die Anleihe auf der Blockchain-Technologie und wird diese somit durch einen Token repräsentiert, kann die Emission – ebenfalls unter Einhaltung aufsichts- und kapitalmarktrechtlicher Bestimmungen – schneller und kostengünstiger als bei einer herkömmlichen Ausgabe durchgeführt werden. Denn Unternehmer werden zukünftig - ähnlich einem IEO - über etablierte Handelsplattformen Anleihe-Token ausgeben und listen können, ohne dabei eine Depotbank beiziehen und ohne einen aufwendigen Zulassungs- bzw Einbeziehungsprozess wie bei einer herkömmlichen Börse durchlaufen zu müssen. Ein schnelles Listing ist dabei auch im Interesse der Plattform, da diese an den einzelnen Trades verdient.

Durch diese Abwicklungsform stößt der Ausgeber der Token-Anleihe sofort auf ein großes Netzwerk an Nutzern, die potentielle Investoren darstellen und somit für große Liquidität sorgen. Die Nutzer können die Anlage-Tokens auf der Plattform einfach erwerben und erhalten diese auf ein auf deren Namen lautendes Wallet auf der Handelsplattform oder eine private Wallet übertragen, wo diese „verwahrt“ werden.

Smart-Contracts ermöglichen es dabei, dass die laufend auszuzahlenden Zinsen automatisiert in Form von Tokens auf das Wallet des jeweiligen Inhabers fließen. Ist der Token hingegen wie eine Null-Kupon-Anleihe ausgestaltet, erhält der Inhaber am Ende der Laufzeit automatisiert den im Vergleich zum Ausgabekurs höheren Rückzahlungskurs.

Für Unternehmer, die große Mengen an Kapital aufbringen möchten, stellt die Token-Ausgabe über eine Privatplatzierung oder insbesondere ein öffentliches Angebot eine innovative Alternative zur herkömmlichen Kreditfinanzierung dar. Vor allem für KMUs und Start-Ups, die oft wenig Eigenmittel besitzen, bietet dieses Finanzierungsmodell den großen Vorteil, dass dabei keine umfassenden Sicherheiten gegenüber einer Bank vorgewiesen werden müssen. Die Ausgabe von Anleihe-Tokens ermöglicht somit Unternehmern hohe Beträge ohne dem Vorhandensein großer Vermögenswerte einzusammeln.

Denkbar ist hierbei auch die Kombination von herkömmlichen und innovativen Finanzierungsmodellen. Strebt ein Unternehmen beispielsweise eine Kreditfinanzierung an, die jedoch nur unter Wahrung einer gewissen Relation zwischen aufgebrachten Eigenmitteln und angestrebten Finanzierungsvolumen gewährt wird, können die dem Unternehmer zur Verfügung stehenden Mittel vorab über die Ausgabe von Tokens – zB Equity- oder Anleihe-Tokens aufgestockt werden. Denkbar ist beispielsweise, dass ein Unternehmer zur Realisierung eines Immobilien Projekts oder einer neuen Produktlinie vorerst einen Anleihe-Token ausgibt, um in einem weiteren Schritt ein größeres Kreditvolumen bei einer Bank zu erhalten.

Damit jedoch noch nicht genug: Für Unternehmer hat die Anleihe zudem den Vorteil, dass keine Anteile am Unternehmen abgegeben werden müssen und sich eine Anleihe aufgrund des derzeitigen niedrigen Zinsniveaus für Anleger bereits bei einer geringen Verzinsung als attraktives Investment gestaltet. Denn Anleger profitieren grundsätzlich von der im Vergleich zur Aktie geringeren Volatilität und einer in Korrelation zum Ausfallsrisiko angemessenen Verzinsung.

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