Mitten in der Corona-Pandemie hat Tesla 2020 den ersten Jahresgewinn erreicht. Auch im ersten Vierteljahr dieses Jahres gab es weiter schwarze Zahlen - und damit das siebte Quartal in Folge. Es ist aber nicht nur der Verkauf von Autos, der Geld einbringt - bei genauerem Hinsehen ist das Kerngeschäft sogar kaum profitabel. Viel Geschäft kam nämlich aus dem Handel mit Abgaszertifikaten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern und so gesetzliche Vorgaben etwa in Kalifornien, Europa oder China zu erfüllen.

Im ersten Quartal setzte Tesla mit den Abgasrechten 518 Millionen Dollar um. Da dafür kaum operative Kosten anfallen, dürfte sogar das Gros des Quartalsgewinns von 438 Millionen Dollar aus dem Zertifikatehandel kommen. Außerdem profitierte die Bilanz von einer milliardenschweren Investition in die Kryptowährung Bitcoin, mit der das Unternehmen im Februar Schlagzeilen gemacht hatte.

Der Umsatz zog um nahezu drei Viertel auf 10,4 Milliarden Dollar an - schließlich lieferte Tesla mit 184.877 Autos im ersten Quartal mehr als doppelt so viele Wagen aus wie ein Jahr zuvor. Mit dem Massenmarktmodell Model 3 sieht sich Musk sogar an der Weltspitze vor verkaufsstarken Verbrennern wie dem BMW 3er oder der Mercedes E-Klasse von Daimler.

Im wichtigsten Auslandsmarkt China hatte Tesla zuletzt Probleme, die Verkaufszahlen brachen teils deutlich ein. Im April stand die Shanghaier Fabrik des E-Pioniers vorübergehend still - zwar wegen branchenüblicher Wartungsarbeiten. Bei Anlegern war aber dennoch Sorge aufgekommen, ob Tesla in der Volksrepublik seine Stellung angesichts zunehmender Konkurrenz bei Elektrofahrzeugen halten kann.

Die Amerikaner waren in China nämlich nach einem Kundenprotest in die Kritik geraten und mussten sich für eine verspätet in Angriff genommene Beschwerde rund um das Bremssystem eines Teslas öffentlich entschuldigen. Kundenproteste und offizielle Entschuldigungen von Firmen in China gibt es immer wieder mal - sie gelten als Anzeichen dafür, dass das Verhältnis zwischen Unternehmen und den lokalen Behörden besser sein könnte. Im Mai verkaufte Tesla wieder spürbar mehr Autos als im April. Ob die Kritik im Land aber nicht doch die Verkäufe belastet, wird sich wegen der Vorlaufzeit der bei Tesla üblichen Online-Bestellungen wohl erst nach und nach zeigen.

Nicht ganz so schnell wie erhofft geht es auch mit dem Aufbau der Fabrik in Grünheide bei Berlin. Ursprünglich sollte die Produktion im Juli starten, nun ist die Rede von einem Zeitpunkt im "späten 2021". Derweil erhöht der Konzern weiter die Importe nach Europa, auch aus China.

Wenn Grünheide aber erstmal läuft, will Musk hier das Crossover-SUV Model Y bauen lassen, mit dem er noch ambitioniertere Ziele hat als mit dem Model 3: Tesla glaubt, dass das Model Y das bestverkaufte Automodell weltweit über alle Klassen hinweg werden könnte, hieß es im jüngsten Quartalsbericht.

In Kalifornien und Shanghai läuft das Modell bereits vom Band, neben Berlin soll es auch in der neuen Fabrik in Texas gebaut werden. Zudem kommt eine neue Version des teureren Luxusautos Model S auf den Markt. Insgesamt peilt Musk dieses Jahr ein Auslieferungsplus wie im mittelfristig angestrebten Bereich von 50 Prozent auf dann rund 750.000 Autos an.

Musk will auf dem Gelände nahe Berlin auch die weltgrößte Batteriefabrik errichten, bisher produziert Tesla seine Batterien im US-Bundesstaat Nevada. Mit der Ankündigung hat das Unternehmen offenbar schlafende Hunde geweckt, denn im März preschte auch der europäische Platzhirsch Volkswagen mit dem Vorhaben vor, europaweit bis 2030 sechs Batteriezellwerke mit Partnern hochziehen zu wollen.

Und überhaupt rüsten die Riesen der alten Autowelt sich derzeit mit Milliardensummen für den Wettbewerb mit E-Autos und Software, auf dem Tesla als führend gilt. Volkswagen hat für den Zeitraum 2021 bis 2025 rund 73 Milliarden Euro für die neuen Technologien verplant, nahezu die Hälfte der Gesamtinvestitionen. US-Riese General Motors erhöhte jüngst sein Budget für Elektroantriebe und autonomes Fahren bis 2025 um rund ein Drittel auf 35 Milliarden US-Dollar (29,3 Mrd Euro).

 

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