Hast du dir den Chart der Aktie von Telefonica Deutschland (WKN:A1J5RX) angeschaut? Das sieht nicht schön aus. Seit Herbst 2017 geht es fast nur noch abwärts. Dabei hat die Tochter des spanischen Telekom-Giganten neben saftigen Dividenden durchaus noch einiges zu bieten.

Könnte jetzt, wo die 5G-Frequenzversteigerung auf Hochtouren läuft, ein Turnaround angestoßen werden? Ein genauerer Blick auf das Unternehmen zeigt, dass Anleger auf bessere Zeiten hoffen können — unter gewissen Vorbehalten.

Darum ging es nur noch abwärts

Telefonica Deutschland in der heutigen Form ist bekanntlich 2014 aus der Fusion der Netze von O2 und E-Plus entstanden. Wie so oft bei solchen großen und komplexen Übernahmen, werden die anfänglich überschwänglichen Erwartungen irgendwann enttäuscht. Seit der Verkündung im Juli 2013 hatte sich die Aktie zunächst über die folgenden zwei Jahre fast verdoppelt.

Danach zeigte sich, dass die ganze Sache doch nicht ganz so rund läuft wie erhofft. Die Auflagen der Wettbewerbsaufsicht, die den Aufstieg der damaligen Drillisch (heute Teil von 1&1 Drillisch (WKN:554550)) ermöglichte, schmälerten die realisierbaren Synergien sichtlich. Außerdem droht die EU-Kommission aktuell mit einer Strafe von bis zu 0,7 Mrd. Euro wegen angeblicher Verletzung von Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem 4G-Großhandelsgeschäft.

Ein weiterer Faktor ist, dass durch den E-Plus-Deal die Verschuldung des Telefónica (WKN:850775)-Konzerns stark anstieg, weshalb die Spanier auf außergewöhnlich hohe Dividenden drängen. Selbst heute noch ächzt die Mutter unter der Last und arbeitet gerade an einer Umschuldung, um sich gegen die Gefahr steigender Zinsen zu wappnen.

Telefonica Deutschland wiederum hat der Mittelabfluss für die Ausschüttungen Substanz gekostet und damit die Wachstumsmöglichkeiten beschränkt. Das Unternehmen stagniert beim Umsatz und schreibt regelmäßig Verluste. Über die letzten vier Jahre gab es 1,02 Euro für die Aktionäre, was die Kursverluste nicht ausgleichen konnte. Das Eigenkapital scheint kontinuierlich abzuschmelzen – eine klassische Dividendenfalle also?

Darum könnte es wieder aufwärts gehen

Bei einer Ausschüttung von 0,27 Euro ergibt sich zum Kurs von 2,98 Euro (21.03.) eine sensationelle Dividendenrendite von 9 %. Trotzdem zögern Anleger weiterhin – offenbar, weil sie mit einem weiteren Niedergang der Aktie rechnen. Dabei gibt es durchaus Positives zu berichten. Auf alle Fälle befindet sich O2 seit der Fusion schon mal auf Augenhöhe mit den beiden Hauptwettbewerbern im deutschen Mobilfunkmarkt.

Dazu ist festzustellen, dass die aufwendige Integration von E-Plus mittlerweile im Wesentlichen als abgeschlossen gilt. Damit entfallen die unvermeidlichen Reibungsverluste, während die erhofften Synergien zunehmend geschöpft werden können. Das Vertriebsnetz wurde optimiert, das Funknetz konsolidiert sowie die IT-Landschaft vereinheitlicht und effizienter aufgestellt. Zudem wurden diverse Initiativen gestartet, um das Kundenerlebnis zu steigern.

Neues Wachstum erhofft sich das Management darüber hinaus von den Themen „Advanced Data Analytics“ und „Internet der Dinge“ (IoT), die in der Telefónica Germany NEXT GmbH vorangetrieben werden. Mit der kommenden 5G-Technik sollte sich damit zusätzlicher Schwung ergeben. Wichtig dafür ist natürlich ein günstiges Ergebnis der aktuellen Frequenzauktion.

Wichtig ist auch zu verstehen, dass die Schuldensituation trotz der verlustreichen letzten Jahre dank der stetigen Barmittelzuflüsse stabil blieb. Erst 2021 steht die Rückzahlung einer größeren Anleihe im Umfang von 575 Mio. Euro an, eine Summe, die problemlos mit bestehenden ungezogenen Kreditlinien beglichen werden kann.

Worauf es jetzt ankommt

Auch wenn die verlässlichen Barmittelzuflüsse erfreulich sind, werden jetzt Gewinne gebraucht, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Schließlich werden für den 5G-Ausbau und die zugehörigen Frequenzen jetzt erst einmal Investitionsmittel gebraucht. Insgesamt bin ich jedoch zuversichtlich, dass es nun nach Abschluss der Integration gelingen kann, endlich nachhaltige Synergien zu schöpfen.

Eine andere Sache betrifft das Ergebnis des EU-Verfahrens. Fällt die Strafe wie von manchen befürchtet am oberen Ende der Skala aus, dann dürfte die Aktie noch ein Stück weiter nach unten fallen. Bis zum 5. April muss das Management antworten, danach zieht die Kommission ihre Schlüsse. Ein dritter Unsicherheitsfaktor betrifft die 5G-Auktion. Falls es doch noch hoch hergeht wie damals im Jahr 2000 bei der legendären UMTS-Versteigerung, wäre das ziemlich fatal.

Fazit: Rein operativ betrachtet ist die Aktie von Telefonica Deutschland reif für den Turnaround. Vorsichtige Anleger warten jedoch besser noch etwas ab, bis mehr Klarheit darüber herrscht, wie die Themen 5G, Strafe und Profitabilität sich entwickeln.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019