Düfte und Aromen sind die Welt von Symrise . Was im 19. Jahrhundert mit künstlichem Vanillearoma begann, ist heute ein Konzern, der bei der Kreation von Parfüm gern auch mal auf künstliche Intelligenz setzt. Über die langfristige Kursentwicklung können sich Anleger wahrlich nicht beklagen - Analysten sehen mit Blick auf das Wachstumstempo jedoch bereits vereinzelte Wolken aufziehen. Was bei Symrise los ist, welche Risiken Experten für den Konzern sehen und was die Aktie macht.

DAS IST LOS BEI SYMRISE:

Konsumgüter, bei denen es auf Geruch oder Geschmack ankommt, gibt es viele. Der MDax -Konzern aus Niedersachsen mischt mit seinen rund 30 000 Produkten im wahrsten Sinne fast überall mit: Ob Getränke, Süßwaren, Fertiggerichte, Babynahrung, Tiernahrung, Kosmetik, Körperpflege- oder Reinigungsmittel - all das und mehr peppt Symrise mit seinen Duft-, Geschmacks- und sonstigen Inhaltsstoffen auf.

Ihren Anfang nahm die Unternehmensgeschichte 1874. Zwei Chemiker aus Holzminden entwickelten in dem Jahr ein Verfahren zur Herstellung von künstlichem Vanillearoma, dem Vanillin. Sie gründeten das Unternehmen Haarmann & Reimer, das 2003 mit dem vor hundert Jahren gegründeten Duft- und Geschmacksstoffhersteller Dragoco zusammenging. Heraus kam Symrise, 2006 folgte der damals größte Börsengang des Jahres in Europa.

Symrise setzte von Anfang an neben Zuwächsen aus eigener Kraft auf Übernahmen. So griff der seit 2009 amtierende Konzernchef Heinz-Jürgen Bertram etwa 2013 beim US-Dufthersteller Belmay zu, 2014 erwarb Symrise dann die Mehrheit am schwedischen Probiotika-Hersteller Probi. Im gleichen Jahr gab es dann noch einen Paukenschlag: Symrise kaufte den französischen Anbieter von Nahrungsmittelinhaltsstoffen Diana für rund 1,3 Milliarden Euro. 2017 kam der britische Säfte-Hersteller Cobell hinzu.

Der jüngste Zugang heißt ADF/IDF. 2019 ließ sich Bertram den US-Hersteller von Tierfutterzusätzen 900 Millionen US-Dollar (806 Mio Euro) kosten. Bereits 2020 soll die neue Tochter zum Gewinn beitragen. Der Schritt verdeutlicht, dass sich das Management einiges vom Geschäft mit Tierfutterzusätzen verspricht.

Aktuell steht Symrise auf drei Säulen: In der "Flavor" genannten Sparte produziert es Geschmacksstoffe für Lebensmittel und Getränke, im Segment "Scent & Care" geht es vornehmlich um Düfte und Zusätze für Körperpflegeprodukte, Kosmetik und Reinigungsmittel. Im Bereich "Nutrition", der etwa halb so groß ist wie die beiden anderen, bietet Symrise weitere Inhaltsstoffe für Lebensmittel und Tierfutter. Wie schon im Jahr 2018 legten die Umsätze in den ersten drei Quartalen 2019 in allen drei Segmenten zu.

Für 2019 hat sich der Konzern eine Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von rund 21 Prozent vorgenommen. Das wäre ein Prozentpunkt mehr als ein Jahr zuvor. Die höhere Profitabilität dürfte aber zu einem gewissen Teil einer Umstellung der Bilanzierung im Zuge neuer Vorschriften zu verdanken sein. Bis 2025 will Symrise daneben seinen Umsatz auf bis zu 6 Milliarden Euro ankurbeln, was in etwa doppelt so viel wäre wie 2018. Die Ebitda-Marge soll ab 2020 zugleich auf bis zu 23 Prozent ansteigen. Die Ergebnisse für 2019 will das Unternehmen am 11. März vorlegen.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Viele Analysten loben seit Jahren das starke Wachstum von Symrise. Dabei heben sie immer wieder hervor, dass sich der Konzern vor allem im Vergleich zur restlichen Branche gut schlägt.

So schrieb etwa Deutsche-Bank-Analystin Virginie Boucher-Ferte, dass sich das Unternehmen intensiv den stärker wachsenden Technologien für Zusatzstoffe zuwende und Investitionen Früchte trügen. Thomas Maul von der DZ Bank hob daneben ein "im Vergleich mit dem Branchenschnitt überlegenes Kunden- und Produktportfolio" hervor. Seiner Ansicht nach dürfte unter anderem das in den nächsten fünf Jahren zu einem weiter überdurchschnittlichen Wachstum beitragen.

Es gibt aber auch vorsichtige Stimmen. Die zielen allerdings weniger auf die Geschäftsentwicklung ab, denn viel mehr auf die Bewertung der Aktie. Sie erscheint einigen Experten mittlerweile fast schon zu hoch. Andere verweisen auf eine schwierigere Lage in der Weltwirtschaft.

So hatte Goldman-Sachs-Analystin Theodora Lee Joseph nach der Veröffentlichung der Neunmonatszahlen im Herbst betont, dass Investoren "in Zeiten allgemeiner konjunktureller Unsicherheiten an der Dauerhaftigkeit des Wachstum zweifeln könnten".

Zwar gilt Symrise mit der Ausrichtung auf die Lebensmittelindustrie generell als eher unabhängig von der Konjunktur. Doch selbst Konzernchef Bertram sprach jüngst über ein "volatiles Umfeld mit Konjunkturverlangsamungen in einzelnen Märkten".

Von den 19 im dpa-AFX Analyser erfassten Analysten raten 5 zum Kauf der Aktie, 12 sind neutral eingestellt, 2 würden das Papier verkaufen. Mit 86,72 Euro liegt das durchschnittliche Kursziel etwas unterhalb der jüngsten Schlusskurse, die sich um die 90 Euro drehten.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Seit ihrem Start an der Börse hat sich der Wert der Symrise-Aktie mehr als verfünffacht. Einen deutlichen Rückschlag gab es eigentlich nur während der Finanzkrise 2008.

In den vergangenen Jahren kam es zwar immer mal wieder zu kleineren Dämpfern - etwa wegen gestiegenen Rohstoffkosten oder Investitionen - am langfristigen Aufwärtstrend änderten die aber nichts. Der Aufwärtstrend seit Anfang 2009 ist unverkennbar. Allein 2019 ging es für die Aktie um mehr als 45 Prozent nach oben, womit Symrise zu den besten Chemieaktien in Europa gehörte.

Sein jüngstes Rekordhoch hatte das Papier mit 94,52 Euro Ende Dezember erreicht. Aktuell kosten die Papiere fast 91 Euro und damit nur etwas weniger. An der Börse bringt es Symrise mittlerweile auf einen Wert von mehr als 12 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Schweizer Konkurrent Givaudan bringt es auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet gut 26 Milliarden Euro und der US-Rivale IFF auf 13 Milliarden Euro./kro/mis/jha/

 ISIN  DE000SYM9999

AXC0077 2020-01-24/08:35

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