Es braucht eine volle Entschädigung der betroffenen Branchen und deren Wertschöpfungsketten

Wien (OTS/SWV Wien) - Einmal mehr erfahren ganze Branchen nach einer Latenzzeit von mehreren Tagen und scheibchenweisen Enthüllungen durch den Boulevard, was auf sie wirtschaftlich zukommt. Die Bundesregierung versetzt damit wesentlichen Teilen der Gastronomie, des Tourismus und der Kulturbranche in Wien den Todesstoß. Marcus Arige, Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Wien (SWV WIEN) dazu: „Die Wirtschaft in Österreich und speziell in Wien ist seit März dieses Jahres schon einiges an Chaos und Missmanagement durch die österreichische Bundesregierung gewöhnt, was sie uns aber jetzt abverlangt, ist nicht weniger als die bewusste Ruinierung ganzer Branchen. EPU und KMU tragen seit Monaten alle Maßnahmen mit und versuchen alles, um ihre Kunden und sich selbst bestmöglich zu schützen. Hilfe von der Bundesregierung kommt nur spärlich. Hätte die Bundesregierung auch so gewissenhaft gearbeitet wie alleine 140.000 Unternehmen in Wien, dann bliebe uns heute dieser zweite Lockdown in dieser Form erspart.“

Aus Sicht des SWV WIEN braucht es echtes Geld, das bei den Betrieben ankommt und nicht weitere Stundungen, die das Problem nur in die Zukunft verlagern. Eine konkrete Forderung wäre die Übernahme der SVS-Beiträge durch das Bundesbudget. Das bringt EPU und KMU mit einem Schlag 25% mehr Liquidität und der SVS sichert es die gerade in einer Pandemie so dringenden Beiträge.

Gastronomie und Tourismus

Die von einem kommenden Lockdown besonders betroffenen Betriebe, wie Restaurants, Kaffeehäuser, Hotels etc. hätten so frühzeitig wie möglich davon in Kenntnis gesetzt werden müssen, ob und wann sie schließen müssen. „Wir fordern eine Vorlaufzeit von mindestens fünf Tagen!“, so die Vizepräsidentin des SWV Wien, KommRin Alexandra Psichos. „Gastronomie- und Kaffeehausbetriebe kaufen laufend frische Ware ein, die gekühlt werden muss und die rasch verdirbt. Falls wir zusperren müssen, müssen wir das rechtzeitig wissen, damit wir nicht umsonst Geld ausgeben und hinterher die Ware wegwerfen müssen“, so Psichos weiter. Es sei zudem auch gegenüber den Beschäftigten unzumutbar, wenn diese nicht oder nur sehr kurzfristig erfahren, wie es in ihrem Betrieb weitergeht.

Dieser zweite Lockdown ist für die Wiener Gastronomie und Tourismusbranche ein schwerer Schlag. Es muss daher rasch zusätzliche Hilfen geben, damit die Betriebe und ihre Arbeitsplätze gerettet werden können! Wir brauchen 100% Ausfallsentschädigung auf Basis des Monatsumsatzes vom November 2019 als Soforthilfe ausbezahlt. Rasch und unbürokratisch ohne lange Ansuchen. Was wir jetzt brauchen, ist entschlossenes Handeln und nicht herumlavieren und erbetteln von Almosen.

Kultur

Auch die Kulturbranche ist von diesem neuerlichen Lockdown massiv betroffen. Trotz 40-50% weniger Fassungsvermögen bzw. genehmigter Plätze durch die Abstandsregeln und den damit einhergehenden Umsatzeinbußen, haben Theater und Kulturbetriebe alles getan, um Covid-19-konform Kultur zu bieten. Dafür wurden Investitionen in Covid-19 Maßnahmen wie Lüftungsanlagen sowie Umbauten im Zuschauerbereich getätigt und umfassende Konzepte erarbeitet, um die Sicherheit alle Gäste zu gewährleisten. Was dazu geführt hat, dass – wie eine Studie bestätigt – keine Ansteckung im Theater stattgefunden hat. Julia Sobieszek SWV WIEN Vizepräsidentin und selbst in der Kulturbranche tätig, führt dazu aus: „Die gesamte Kulturbranche ist seit dem ersten Lockdown massiv von den Verordnungen der Bundesregierung betroffen und hat alles getan, um einen sicheren Kulturbetrieb zu gewährleisten. Wir arbeiten am Limit und sind am Limit. Viele haben ihre Existenzgrundlage verloren und die angekündigten Hilfen sind großteils noch immer nicht bei uns angekommen bzw. umgesetzt.“

Deshalb muss es schnelle und unkomplizierte Hilfen für Kulturschaffende sowie die gesamte Wertschöpfungskette in der Kulturbranche geben.

Der wichtigste Punkt ist eine Förderung in Höhe von 100% des Umsatzausfalls für Unternehmen der Kulturbranche. Die geplanten maximal 80% der Bundesregierung sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr ausreichend. Sobieszek dazu: „80% wären eine gute schnelle Hilfe im Rahmen des ersten Lockdowns gewesen, heute reichen sie nicht mehr aus. Wir haben keine Reserven mehr, um die fehlenden 20% selbst zu stemmen. Alles unter 100% Entschädigung wird unweigerlich zu mehr Insolvenzen und mehr Arbeitslosigkeit führen.“

Trotz Ankündigung für Anfang Oktober gibt es den Rettungsschirm für VeranstalterInnen noch immer nicht. Ein Startdatum 01.11.2020 ist nun dringend geboten.

Für alle betroffenen Branchen gilt zudem, dass jene Kosten, die für Covid-19 Prävention getätigt wurden und werden – wie (Schnell)-Tests, Umbauten, zusätzliches Personal (um Covid-19 konforme Kulturveranstaltungen zu gewährleisten) etc. – im Fixkostenzuschuss 02 anrechenbar sein müssen.

„Die Lage ist dramatisch. Die Wiener Wirtschaft hat jedes Vertrauen in die Bundesregierung und ihre Maßnahmen verloren. Viele stehen mit dem Rücken zur Wand. Wir werden als SWV WIEN die Betroffenen nicht im Stich lassen und werden alles erdenklich Mögliche versuchen, um die Folgen abzumildern.“, erklärt Arige abschließend.