Super Mario geht in Pension! Alle Spielekonsolenfans des kleinen, sympathischen Italieners mit roter Kappe und markantem Schnurrbart können wir jedoch beruhigen. Nicht der Star aus der Nintendo-Spielereihe hängt seinen Job an den Nagel, sondern der andere italienische Mario, Präsident einer relativ wichtigen Bank gab vergangene Woche seine Abschiedsvorstellung. Die Rede ist selbstverständlich von „Cheap Money Mario“ Mario Draghi. Zugegeben, mit allzu großer Spannung wurde die Ankündigung am Donnerstagnachmittag nicht erwartet, war der Ausgang doch größtenteils vorhersehbar. Und so blieb der oberste Währungshüter zwar wie erwartet eine Überraschung schuldig, konnte sich aber einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern – als der EZB-Chef, bei dem nie die Zinsen stiegen. Konkret traf die Institution zwei Beschlüsse: Erstens, mit dem Ziel das Kreditgeschäft weiter zu forcieren, wird der Einlagezins, den Geschäftsbanken für bei der EZB geparktes Geld zahlen müssen, von -0.4% auf -0.5% angehoben. Laut Draghi finanzierten sich europäische Unternehmen immer noch überwiegend über Bankkredite und nicht wie ihre amerikanischen Geschwister durch die Ausgabe von Aktien oder Anleihen. Folglich komme den hiesigen Geschäftsbanken in diesem Fall eine größere Bedeutung zu als in anderen Teilen der Welt. Zweitens, um die Märkte mit zusätzlichem billigen Geld zu fluten und so wichtige wirtschaftliche Stimuli zu generieren, wird das Anleihekaufprogramm revitalisiert. Ab 1. November werden monatlich Anleihen und Pfandbriefe im Umfang von 20 Mrd. Euro gekauft, diesmal allerdings – und das war dann doch eine kleine Überraschung – ohne zeitliche Befristung. Man wolle den aktuellen Kurs solange beibehalten, bis sich die Inflationsrate dem erklärten Ziel von knapp 2% deutlich nähere. Ob sich die Wirtschaft durch die neuen Maßnahmen überhaupt noch effektiv ankurbeln lässt, darf allerdings bezweifelt werden. Kritiker merken schon länger an, dass die EZB schon vor geraumer Zeit ihr Pulver verschossen und sich letztlich bloß noch zu einer Scheininstitution entwickelt hat, die über keine faktische Einflussnahme mehr verfügt.

Dieser Argumentation folgend blieben erste weltbewegende Reaktionen auf den Märkten indes auch aus. Die zuvor beobachtete Begeisterung europäischer Staatsanleihen für die getroffenen Maßnahmen war so schnell verflogen wie sie gekommen war, der Euro erholte sich zügig von einem leichten Schwächeanfall und auch der Aktienmarkt konnte sich nicht recht entscheiden in welche Richtung es gehen soll. Ruft man sich in Erinnerung, dass die EZB eine weitere Lockerung vor gerade einmal neun Monaten noch als unwahrscheinlich einschätzte, so ist die nun getroffene Entscheidung umso bemerkenswerter. Wohl wider Erwarten, befindet sich die Inflationsrate derzeit nämlich nur auf halbem Weg zum Ziel und auch der produzierende Sektor wähnt sich in einer rückläufigen Entwicklung, die sich auf die gesamte Wirtschaft auszuweiten droht. Nur Stunden vor der Pressekonferenz in Frankfurt vermeldete Eurostat einen Produktionsrückgang im Industriesektor von 0,4% (Vergleich Juli 2019 zu Juni 2019) innerhalb der Eurozone.

Am heimischen Markt gab es vergangene Woche einen eindeutigen Trend hin zu zyklischen Industrien zu beobachten. Die Erwartung des erneuten Stimulus seitens der EZB resultierte in einer kleinen Rallye in der KW 37, wobei in Österreich insbesondere Industrieunternehmen ein deutliches Plus verzeichnen konnten. An der Spitze waren hierbei AT&S, Palfinger und Andritz zu finden, die alle ein zweistelliges Kurswachstum aufweisen konnten. Parallel dazu konnte der gesamte Stahlsektor inklusive voestalpine deutliche Zuwächse verzeichnen, wobei sich neben der gesamtwirtschaftlichen europäischen Lage hierbei ebenfalls die rezente Entwicklung der Eisenerzpreise positiv ausgewirkt haben dürfte. Der ATX stieg diese Woche um ganze 3% und lag damit voll im europäischen Trend (DAX: +2%; CAC: +1,3%, STOXX Europe: +1,3%). Andritz zeigte ebenfalls deutliche Anzeichen einer Erholung und konnte nach der bisher schwachen Aktienpreisentwicklung 2019 um 10% steigen. Das von der verbesserungswürdigen Entwicklung im Metals- und Hydrobereich gebeutelte Unternehmen bekam am Donnerstag positive Nachrichten vom EuGH zugestellt: Dieser gab bekannt, dass die von der Bezirkshauptmannschaft Murtal verhängte Strafe von 20 Mio. Euro im Zusammenhang mit fehlenden Beschäftigungsbewilligungen und Lohnunterlagen von 200 Arbeitern einer kroatischen Montagegesellschaft bei einem Zellstoffwerkprojekt in Pöls nun zurückgezogen wird. Die Entscheidung wurde damit begründet, dass die Sanktionen über die Grenzen dessen hinausgegangen seien, was zur Gewährleistung der Einhaltung der arbeitsrechtlichen Verpflichtungen erforderlich sei.

Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S war der größte Gewinner dieser Woche und konnte um rund 15% zulegen. Der Aktienkurs war im Verlauf des zweiten Halbjahres 2018 und ersten Halbjahres 2019 infolge des herausfordernden Marktumfeldes im Smartphone- und Automobilmarkt zusehends unter Druck geraten und auf rund 14 Euro gefallen, nachdem man zum Jahresbeginn 2018 bereits bei 27 Euro stand. Das Unternehmen strebt einen ambitionierten Wachstumsplan für die nächsten Jahre an und der Umsatz soll bis zum Geschäftsjahr 2024/25 verdoppelt werden, nachdem man den Umsatz bereits innerhalb der letzten 5 Jahre von rund 500 Mio. auf 1 Mrd. Euro steigern konnte. Größter Treiber dieser Entwicklung soll das neue Werk in Chongqing, China (Chongqing III) werden, das bis zum Ende des Jahres 2021 fertiggestellt werden sollte und samt einer Expansion der Kapazitäten in Leoben laut Plan in den kommenden 5 Jahren insgesamt Investitionen von rund 1 Mrd. Euro hervorrufen wird. Trotz des hohen Investitionsvolumens soll das Net debt/EBITDA nicht über 3x ansteigen und die EBITDA-Marge weiterhin auf über 20% gehalten werden. Nach dem Expansionsprogramm soll sich die EBITDA Marge weiter auf 25-30% verbessern. Für den aktuellen Anstieg des Aktienkurses könnte unter anderem die Präsentation der neuen iPhone Generation diese Woche verantwortlich gewesen sein. Der wichtigste Kunde des Unternehmens hofft wieder auf leicht steigende Absatzzahlen, nachdem das Vorjahresmodell nicht den Erwartungen gerecht werden konnte. Nach einem durchwachsenen Q1 2019/20 in welchem man weiterhin die moderate Nachfragesituation aus der Smartphone- und Automobilindustrie zu spüren bekam, könnte in den kommenden Quartalen eine Verbesserung einsetzen. Die unverändert gelassene Guidance nach dem etwas schwächeren ersten Quartal sollte einen Hinweis in diese Richtung darstellen. Abschließend ich mit einem herzlichen Ciao Mario und Salut Christine beenden!