Stromanbieter-Check 2023: Jede fünfte Kilowattstunde Strom aus fossilen Energien
01.12.2023 | 07:45
21 Prozent des österreichischen Stroms aus Gas und Kohle – Atomstrom-Konzerne direkt am heimischen Strommarkt aktiv – Stromanbieterwechsel ist kostenlos und geht schnell
Der aktuelle Stromanbieter-Check der Umweltschutzorganisationen GLOBAL 2000 und WWF Österreich zeigt: Die heimische E-Wirtschaft hinkt beim Klimaschutz ihrem eigenen Marketing hinterher. Trotz Klimakrise, Gaskrise und Energiepreisschock gibt es in der Elektrizitätswirtschaft keine ausreichend wirksame Entwicklung in Richtung Klimaneutralität. Immer noch wird insgesamt mehr Gas als Strom verkauft – und Ausstiegspläne sind Mangelware. Von 41 Stromanbietern, die auch Gas verkaufen, sind nur die Ökostrom AG und die Burgenland Energie auf einem Ausstiegsweg bis 2030. Neu ist die Ausstiegsstrategie des oberösterreichischen Landes-Versorgers Energie AG bis 2035: Als integrierter Versorger will man neben Strom auch Wärmebereitstellung, Mobilität und Abfallbehandlung auf “fossilfrei” umstellen. Die übrigen 38 Gasverkäufer haben trotz 30 Jahren Warnungen vor der Klimakrise keinen oder keinen ausreichend schnellen Plan zur Klimaneutralität.
GLOBAL 2000 und WWF fordern diese Stromanbieter dringend dazu auf, zeitnahe Ausstiegspläne aus fossilen Energieträgern vorzulegen, schließlich beruhen 21 Prozent der Stromerzeugung in Österreich noch auf fossilen Energieträgern. Die Bundesländer wiederum müssen überall dort, wo sie Eigentümer von Stromanbietern sind, klare Ziele vorgeben: Spätestens 2030 muss der Gasausstieg in der Stromproduktion und 2035 in der Wärmebereitstellung vollzogen sein, um die von der Bundesregierung versprochene Klimaneutralität in Österreich bis 2040 möglich zu machen.
Weil bereits 22 Prozent der insgesamt in Österreich verbrauchten Endenergie elektrischer Strom sind, fordern die Umweltschutzorganisationen sowohl die Energiebranche als auch die Politik zum raschen und planvollen Handeln auf: Durch die notwendige Elektrifizierung im Verkehr, bei Heizungen und in der Industrie wird sich der Stromverbrauch bis 2040 etwa verdoppeln. Laut Bundesregierung soll schon bis 2030 bilanziell nur noch Strom aus erneuerbaren Energien durch das österreichische Stromnetz fließen – aktuell sind es aber erst 76 Prozent. Übrigens sind vier Atomstrom-Konzerne direkt am heimischen Strommarkt aktiv.
„Greenwashing gibt es auch beim Strom: Mehrere Stromanbieter gründen ‘grüne’ Tochterfirmen, mit denen sie ökologisch sensible Privatkund:innen bedienen und eine gesamtökologische Ausrichtung suggerieren – zugleich vertreiben die ‘grauen’ Mutterkonzerne Billigstrom mit hohem Atom- und Kohlestromanteil an Industriekunden. Angesichts von Klimakrise, Gaskrise und Energiepreisschock darf sich Österreich nicht auf den freien Markt verlassen und auf fossile Lockangebote hereinfallen oder gar klammheimlich am Atomstrom mitnaschen, der auch am österreichischen Strommarkt fröhliche Urständ feiert: Ohne ein wirksames Energie-Effizienzgesetz, eine umfassende Energiesparoffensive sowie einen raschen Ausbau von naturverträglichem, erneuerbaren Strom wird die Energiewende nicht gelingen", sagen WWF-Klimasprecher Karl Schellmann und GLOBAL-2000-Energiesprecher Reinhard Uhrig anlässlich der sechsten Auflage der Strom-Anbieter-Analyse.
Welcher Anbieter passt zu mir?
66 detaillierte Fragen an 143 Stromanbieter: Der “Stromanbieter-Check 2023” ist eine Entscheidungshilfe, die über einen reinen Preisvergleich und die gesetzlich verpflichtende Stromkennzeichnung weit hinausgeht. Die Umweltschutzorganisationen durchleuchten die Stromanbieter auch nach ökologischen und sozialen Kriterien – damit werden viele wichtige Unterschiede sichtbar. „Wer nicht nur Geld sparen, sondern auch auf zukunftstaugliche Energien setzen will, kann sich hier unabhängig informieren”, sagen die Klimasprecher von GLOBAL 2000 und WWF Österreich. Auch ein Wechsel zu einem ‘Treiber der Stromzukunft’ ist kostenlos und schnell online möglich: Das Ausfüllen des Vertragsformulars genügt, alle weiteren Schritte übernimmt der neue Stromanbieter. Die Betreiber der Stromnetze sorgen auch beim Anbieterwechsel für eine lückenlose Stromversorgung.
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