Angela Merkels spezielle Freunde Recep Tayyip Erdoğan und Donald Trump zanken sich. Da möchte man fast das Bild des lachenden Dritten bemühen, wenn die Lage nicht so ernst wäre. Nun geraten die türkischen Finanzen immer mehr in Schieflage und der Präsident ruft seine Leute dazu auf, Fremdwährungen in Lira zu tauschen. Da frage ich mich, ob das nur etwas für echte Patrioten wäre. Vielleicht ergeben sich auch für echte Investoren Chancen in der Türkei.

Die Lage bleibt verworren

Als ich vor einigen Jahren das letzte Mal in der Türkei Urlaub gemacht habe, waren 100 Lira noch rund 50 Euro wert. Heute ist es nur noch etwa ein Viertel davon (Stand 13.08.). In den letzten Wochen hat sich die Talfahrt nochmal massiv beschleunigt, nachdem drastische Sanktionen aus Washington bekannt wurden.

Die Liste der Streitpunkte ist lang und für Außenstehende ist es nahezu unmöglich zu klären, was davon berechtigt ist. Von daher enthalte ich mich einem Urteil und frage mich, ob sich dieser Knoten wohl entwirren lässt. Erdoğan drohte auch schon damit, sich neue Freunde zu suchen, wenn die USA nicht nachgeben. Es würde wohl den Austritt aus der NATO bedeuten. Da die Beziehungen zu Russland, China, Saudi-Arabien, Ägypten und Europa ebenfalls belastet sind, würde das gar nicht so einfach mit den neuen Freunden.

Aber Trumps Wild-West-Methoden sorgen offenbar dafür, dass man eher bereit ist, über historische und aktuelle Differenzen hinwegzublicken. Die Türkei, China, Russland, Ukraine und zwangsweise auch Iran wollen ihre Geschäfte untereinander zukünftig mit ihren eigenen Währungen abwickeln und den US-Dollar außen vor lassen.

Interessant finde ich auch die gerade gemeldete Einigung am Kaspischen Meer, wo die zentralasiatischen Staaten mit Iran und Russland eine friedliche Gebietsaufteilung festgeschrieben haben. In diese Region könnte sich auch der Schwerpunkt der türkischen Wirtschaftsbeziehungen verlagern. Immerhin gibt es dort schon den bisher noch wenig in Erscheinung getretenen Wirtschaftsblock Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (englisch Economic Cooperation Organization, ECO). Sowohl Iran als auch die Türkei könnten dort ihr Engagement verstärken wollen und versuchen, die mächtigen Nachbarländer China, Indien und Russland anzubinden.

Für die Währung sind alle Extreme möglich

Das zuvor beschriebene Szenario, mit einer Hinwendung zu Zentralasien gemeinsam mit Iran und dem Bruch mit den USA, hätte vermutlich zunächst ein weiteres Abstürzen der Währung zur Folge. Bis sich so etwas einpendelt, können Jahre vergehen.

Aber unabhängig davon: Haben wir es hier wirklich mit einem Fall zu tun, der mit der langjährigen Überschuldungssituation in Argentinien zu vergleichen wäre? Eigentlich war die Türkei doch nicht außerordentlich hoch verschuldet, die Wirtschaft läuft ziemlich rund und der Tourismus boomt.

Ein zentrales Problem ist jedoch auch hier, dass durch die Abwertung Darlehen in Euro und Dollar viel teurer werden, was Rating-Agenturen dazu veranlasst, die Bewertung der Kreditwürdigkeit abzusenken, wodurch wiederum ausländisches Kapital verstärkt abgezogen wird und die Zentralbankzinsen erhöht werden müssen. Hinzu kommt ein hohes Leistungsbilanzdefizit mit schrumpfenden Reserven. Das kann sich zu einer tödlichen Spirale entwickeln.

Jetzt kommt es also darauf an, dass Präsident Erdoğan die richtigen Maßnahmen in die Wege leitet, um eben diese Spirale zu durchbrechen und neues Vertrauen aufzubauen. Im besten Fall könnte die Währung dann wieder ein schönes Stück der Verluste aufholen. Patrioten, die der Aufforderung folgen, ihr hartes Geld in türkische Lira zu tauschen, hätten dann nicht nur ihrem Präsidenten aus der Patsche geholfen, sondern auch ein gutes Geschäft gemacht.

Als neutraler Investor sehe ich aktuell jedoch genauso große Abwärtsrisiken wie Aufwärtschancen, weshalb ich davon die Finger lasse. Überhaupt sind Wetten auf Währungen meistens eine schlechte Idee, weil die Profis im Vorteil sind.

Was ist mit Aktien?

Grundsätzlich sagt man ja, dass Aktien einen gewissen Schutz gegen Inflation bieten. Schließlich steigen die Erlöse praktisch im Gleichschritt mit der Geldentwertung. Außerdem könnte die Wettbewerbsfähigkeit durch niedrigere Reallöhne zulegen, was den Export ankurbelt. Kein Wunder, werden in diesem Jahr Ausfuhrrekorde gemeldet. Dort wo keine Strafzölle erhoben werden, dürften Waschmaschinen, Autoteile und LKWs aus der Türkei nun reißenden Absatz finden wie sonst nur gemahlene Haselnüsse in Schokocreme.

Da der Leitindex DJ Turkey Titans 20 trotz des Verfalls der Währung seit Ende Februar ein Viertel verloren hat, können Anleger aus Euroland und der Schweiz nun viel günstiger einsteigen. In Euro gerechnet hat er sich nämlich glatt halbiert über diesen Zeitraum (Stand 10.08.). Das klingt zwar verlockend, ist aber natürlich mit erheblichen Gefahren belegt. Trotzdem gilt: Findet Erdoğan einen eleganten Weg aus der vertrackten Situation, dann könnte es ganz schnell nach oben gehen. Darauf verlassen würde ich mich jedoch nicht.

Wenn du dich allerdings ein bisschen in der türkischen Wirtschaftslandschaft auskennst, könnte es sich lohnen, dich auf die Lauer zu legen, um im günstigen Moment zuzuschlagen. Derzeit würde ich Exporteure gegenüber dem Einzelhandel und Finanzdienstleistern bevorzugen, weil mir dort das Risiko am geringsten erscheint. Zunächst bietet es sich jedoch an, erst einmal noch etwas abzuwarten, um die weitere Entwicklung besser einschätzen zu können.

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