Solarmodule entwickeln sich in immer mehr Regionen und Anwendungsfeldern zur ersten Wahl, sowohl für neue Kraftwerke als auch zur netzfernen Stromversorgung. Die Installationsraten sind atemberaubend und ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Trotz des doch eigentlich günstigen Marktumfelds tut sich die Aktie von SMA Solar (WKN:A0DJ6J) schwer – und obwohl einiges dafür spricht, dass SMA in Zukunft wieder stärker am Marktwachstum partizipieren kann, gibt es gute Gründe dafür, weiterhin abzuwarten.

Die letzten Entwicklungen

SMA befindet sich in einem brutalen Wettbewerb, wobei nicht nur die europäischen, amerikanischen (und israelischen) Rivalen nach der Technologieführerschaft streben, sondern zunehmend auch die chinesischen. Da Letztere immer mehr ihr Heil auf den Auslandsmärkten suchen, sind die Margen eingebrochen. Der Preisdruck in Verbindung mit zurückgehenden Marktanteilen hat dem einstigen unbestrittenen Branchenprimus SMA zuletzt übel zugesetzt.

Hinzu kamen Probleme in der Lieferkette, die unter anderem dazu führten, dass das neue Standbein Energiespeicher ausgebremst wurde. Das Ergebnis war ein hoher operativer Verlust für das abgelaufene Geschäftsjahr. Die Aktionäre reagierten geschockt und trieben den Kurs von über 60 auf unter 15 Euro runter — heute sind es gut 20 Euro, und Schnäppchenjäger legen sich auf die Lauer.

Was für die Aktie spricht

Wenn es SMA zukünftig gelingt, ihre heutigen Marktanteile einigermaßen zu verteidigen und dabei wieder profitabel zu wirtschaften, dann eröffnen sich riesige Absatzchancen. Analysten erwarten, dass sich die neu installierte Solarkapazität über die kommende Dekade vervielfachen könnte. Bereits heute macht der Solarsektor mehr als ein Drittel der hinzukommenden Kraftwerkskapazität aus.

Die Experten von BNEF schätzen, dass die Kosten je Megawatt 2018 erneut um 12 % gesunken sind. Auf diese Weise wird die Technologie für immer mehr Regionen interessant, bei sinkender Abhängigkeit von öffentlichen Subventionen. Selbst im nicht besonders sonnenreichen Deutschland lassen sich mittlerweile ganz gute Renditen auf Solarparks verdienen, wie das Vorhaben der EnBW, ohne staatliche Unterstützung in Brandenburg den größten deutschen Solarpark zu bauen, belegt.

Die Anzahl der Projekte dürfte folglich über die kommenden Jahre geradezu explodieren, was gute Geschäftschancen für die besten Hersteller von Solarmodulen und Wechselrichtern verspricht. Es kommt aber noch besser: Da die Solarstromproduktion im Tagesverlauf so stark schwankt, wird regelmäßig bei Projekten auch gleich in Energiespeicher investiert. Auch dafür werden Wechselrichter gebraucht und SMA ist mit einem Dutzend hochrangiger Batteriepartner ausgezeichnet positioniert.

Weitere Chancen ergeben sich über Schnellladestationen mit integriertem Pufferspeicher, die sich immer deutlicher als Lösung für mangelnde Netzkapazitäten abzeichnen, welche für die beschleunigte Entwicklung der Elektromobilität erforderlich wären.

Gerade in Europa kann das Unternehmen auch seine Vorteile ausspielen, wenn es um komplementäre Software und Services geht, die ein intelligentes Energiemanagement ermöglichen. Über die große installierte Basis ergeben sich zudem große Potenziale für Modernisierungsprojekte („Repowering“).

Von der in Kürze stattfindenden Intersolar Europe in München erhofft sich SMA neue Impulse. Wird es genug sein, um auch die Aktie schon bald wieder nach oben zu treiben?

Der Ausblick hellt sich auf, aber …

Aufgrund der zuletzt angefallenen Verluste kann SMA sich nicht voll auf die Expansion konzentrieren. Vielmehr laufen aktuell umfassende Kostenreduzierungsmaßnahmen. In Amerika beschränkt man sich bereits auf Großkunden und in China steht der Marktaustritt an.

Zwar bestehen etwa in Südostasien und Australien weiterhin gute Expansionsmöglichkeiten, aber die Region Europa, Nordafrika und Südwestasien (EMEA) wird sicherlich zusätzlich an Bedeutung gewinnen. Das muss allerdings nicht von Nachteil sein, wenn man berücksichtigt, dass dort Wachstumsraten von über 20 % erwartet werden, woran SMA als Marktführer in besonderem Maße partizipieren kann.

Das wachsende Netzwerk von Lösungspartnern stärkt die Vertriebskraft und den Heimvorteil von SMA gegenüber Konkurrenten aus Übersee und kleineren europäischen Wechselrichterherstellern. Durch die Konzentration auf ihre Stärken und die konsequente Kostendisziplin in der Produktentwicklung und Fertigung sollte die Rückkehr zur Profitabilität gelingen. Das ist schon mal gut, aber entscheidend für das Renditepotenzial ist auch der Einstiegskurs der Aktie.

Noch 2017 blieben von 891 Mio. Euro Umsatz 30 Mio. Euro Nettogewinn übrig, also etwa 3,4 %. Aufgrund der schwierigen Wettbewerbssituation würde ich für die kommenden Jahre trotz aller Anstrengungen kaum mit mehr rechnen. Auch eine dynamische Umsatzentwicklung ist wegen der Gesundschrumpfungsmaßnahmen zunächst nicht zu erwarten. Längerfristig könnte SMA hingegen sicherlich die Marke von 1 Mrd. Euro Umsatz wieder ins Visier nehmen und dann im Erfolgsfall auch die Margen ausweiten, was vielleicht ab 2024 mögliche Nettogewinne von 50 Mio. Euro und mehr bedeuten kann.

Bei der aktuellen Bewertung von 737 Mio. Euro würde dies allerdings immer noch ein 2024er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von fast 15 bedeuten, wobei SMA sich erst einmal aus den Verlusten herauskämpfen muss. Mein Fazit ist daher, dass ich an einen operativen Turnaround von SMA Solar glaube, aber beim Aktien-Turnaround weiterhin skeptisch bin. Ich werde jedenfalls noch mindestens so lange von der Seitenlinie aus beobachten, bis sich das Chancen-Risiko-Verhältnis deutlich verbessert.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019