Russland hat eine Vielzahl von Hackerangriffen vom deutschen Segment des Internets auf seine staatlichen Einrichtungen beklagt. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte am Dienstag bei einem Treffen mit seinem deutschen Kollegen Heiko Maas in Moskau, dass es zwischen Januar vorigen Jahres und Mai dieses Jahres 75 solcher Angriffe gegeben habe. Es seien mehr als 50 staatliche russische Einrichtungen betroffen gewesen.

Über alle Angriffe seien die zuständigen deutschen Stellen informiert worden, sagte Lawrow. "Nur in sieben Fällen haben wir eine Antwort erhalten mit einem sehr formalen Charakter." Lawrow reagierte damit auf deutsche Vorwürfe, Russland beteilige sich nicht an der Aufklärung eines russischen Hackerangriffs auf den Bundestag 2015.

Die Cyberattacke sorgt für Verärgerung in Berlin. Rechner in zahlreichen Abgeordnetenbüros waren damals mit Spionagesoftware infiziert worden, darunter auch Computer im Bundestagsbüro der Kanzlerin Angela Merkel. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hat einen internationalen Haftbefehl gegen einen jungen russischen Hacker erwirkt. Ihm wird geheimdienstliche Agententätigkeit und das Ausspähen von Daten vorgeworfen. Russland weist dies zurück.

Zu den Angriffen in Russland seien den deutschen Stellen konkrete Fragen gestellt worden, die unbeantwortet blieben, sagte Lawrow. Dabei hätten die russischen Behörden die Antworten gebraucht, um die Angriffe professionell zu untersuchen. Der Minister meinte, dass das Ignorieren solcher Anfragen dem widerspreche, was Deutschland auf politischer Ebene an eigenen Wünschen von sich gebe.

Russland und Deutschland hätten in der Vergangenheit in der Cybersicherheit kooperiert, aber 2018 sei die Zusammenarbeit von deutscher Seite eingestellt worden. "Bis heute wollte Deutschland dorthin nicht zurückkehren", sagte Lawrow. Russland sei aber bereit, den professionellen Dialog wieder aufzunehmen./mau/DP/men

AXC0262 2020-08-11/15:15

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