Die Angst vor Inflation hat am Donnerstag
insbesondere die US-Technologieaktien in die Tiefe gerissen. Aber
auch Standardwerte mussten kräftige Einbußen hinnehmen. Auslöser der
scharfen Abwärtsbewegung war der rasante Renditeanstieg am
Anleihemarkt. So kletterte der Zins für zehnjährige
US-Staatsanleihen zwischenzeitlich über 1,5 Prozent und damit auf
das höchste Niveau seit Februar 2020. Höhere Zinsen lassen Aktien im
Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren in einem schlechteren
Licht dastehen.
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial verlor 1,75
Prozent auf 31 402,01 Punkte, nachdem er am Mittwoch noch erstmals
über 32 000 Punkte geklettert war. Der marktbreite S&P 500
knickte um 2,45 Prozent auf 3829,34 Punkte ein und
der technologielastige Nasdaq 100 sackte um 3,56
Prozent auf 12 828,31 Punkte ab. Es war der größte prozentuale
Tagesverlust seit Oktober letzten Jahres.
Investoren seien mehr und mehr überzeugt, dass die Inflation zunehme
und die Notenbank zu einer Straffung ihrer Geldpolitik veranlasse,
kommentierte Analyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda Europe. Die
deutlich gestiegenen Renditen am Anleihemarkt spiegeln diese Sorge
bereits wieder. Technologiewerte leiden derweil besonders unter
anziehenden Zinsen, da sich dadurch ihre Finanzierungskosten
erhöhen. Zudem waren Tech-Aktien in den vergangenen Monaten
überdurchschnittlich stark gestiegen, nun machten Anleger in
verstärktem Maße Kasse.
Unter den größten Verlierern im Sektor rutschten die Anteilscheine
von Nvidia um mehr als acht Prozent ab. Eine hohe
Nachfrage nach Technik für Rechenzentren und Grafikkarten hatte zwar
den Umsatz und Gewinn des Chipherstellers im vergangenen Quartal
weiter hochspringen lassen. Während der Telefonkonferenz zu den
Geschäftszahlen aber sagte Finanzchefin Colette Kress, das Wachstum
resultiere aktuell aus dem Geschäft mit Computerspielen. Einige
Analysten fürchteten daher, dies könnte bedeuten, dass die
Rechenzentrum-Sparte etwas langsamer expandiere. Für die
Anteilscheine des Herstellers von Elektroautos Tesla
ging es um rund acht Prozent nach unten.
Den Impfstoffhersteller Moderna hielten hohe
Forschungs- und Entwicklungskosten zum Jahresende 2020 in den roten
Zahlen, doch die starke Nachfrage nach dem Corona-Vakzin ließ den
Umsatz regelrecht explodieren. Die Papiere zogen an der Spitze des
Nasdaq 100 um 2,5 Prozent an.
Die Anteilscheine von Twitter waren im Handelsverlauf
gar auf ein Rekordhoch geschnellt und lagen am Ende 3,7 Prozent in
Plus. Damit sicherten sie sich den zweiten Platz im S&P 500. Der
Kurznachrichtendienst will seinen Jahresumsatz bis Ende 2023
verdoppeln.
Unter den schwächsten Werten im S&P 500 knickten die Anteilscheine
von Best Buy um mehr als neun Prozent ein. Der
Elektronik-Einzelhändler hatte mit seiner Geschäftsprognose für
dieses Jahr enttäuscht.
Zudem findet die Aufregung um den Videospielhändler Gamestop
kein Ende. Nachdem die Aktien am Mittwoch
vorübergehend vom Handel ausgesetzt waren und mit einem Plus von 104
Prozent geschlossen hatten, ging es nun um weitere 19 Prozent hoch.
Der Vizechef von Warren Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire
Hathaway , Charlie Munger, sieht die Kurskapriolen mit
großer Sorge. Sie seien Anzeichen einer "irritierenden Blase", die
irgendwann ein böses Ende nehmen müsse.
Der Euro litt im Tagesverlauf unter dem
Renditeanstieg am US-Anleihemarkt und notierte zuletzt bei 1,2169
US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor
auf 1,2225 (Mittwoch: 1,2146 Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete
damit 0,8180 (0,8233) Euro.
Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) fiel
um 1,02 Prozent auf 133,88 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen
Anleihe betrug zuletzt 1,49 Prozent./la/he
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
ISIN US2605661048 US6311011026 US78378X1072
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