NEW YORK (dpa-AFX) - Zinssorgen einerseits und die Freude über gute
Perspektiven für den Chipkonzern Nvidia andererseits
haben am Donnerstag den Anlegern am US-Aktienmarkt eine
Richtungsentscheidung lange erschwert. Am Ende des Tages überwog
wohl die Zuversicht, dass ungeachtet steigender Zinsen eine harte
Landung für die US-Wirtschaft noch vermieden werden kann. Insgesamt
aber bleiben die Zinssorgen am Markt dominant.
Der Leitindex Dow Jones Industrial sank zeitweise
unter die Unterstützung vom Januar auf den tiefsten Stand seit zwei
Monaten. Zum Börsenschluss am Donnerstag sah es dann aber wieder
besser aus mit einem Zuwachs von 0,33 Prozent auf 33 153,91 Punkte.
Beim Nasdaq 100 wackelte die runde Marke von 12 000
Zählern, am Ende des Tages stand der Technologie-Auswahlindex mit 12
180,14 Punkten und einem Plus von 0,94 Prozent letztlich deutlich
darüber. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,53
Prozent auf 4012,32 Punkte.
Die Zinswende lässt die Anleger so schnell nicht los. Das Protokoll
der US-Notenbank Fed vom Vortag hatte einen zweischneidigen Eindruck
hinterlassen. Letztlich sorgte es eher für weitere Verunsicherung
und nicht für Entlastung. Welchen geldpolitischen Spielraum die
Konjunktur zulässt, darüber vermittelten am Donnerstag frische
Wirtschaftsdaten Eindrücke: Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
blieb im vierten Quartal etwas hinter den Erwartungen zurück, wie
die zweite Schätzung zeigte. Dagegen gingen die wöchentlichen
Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend zurück.
An der Nasdaq glänzte Nvidia mit Quartalszahlen und einem starken
Umsatzausblick. Marktbeobachter werteten dies als Signal, dass sich
der Vorstoß des Chip- und Prozessorherstellers bei Lösungen für die
"Künstliche Intelligenz" (KI) lohnt. Der Nvidia-Kurs stieg um 14
Prozent.
Ebay dagegen verloren nach einem enttäuschenden
Ausblicks 5,2 Prozent. Das konjunkturelle Umfeld hinterlasse bei dem
Marktplatz-Betreiber seine Spuren, hieß es. Analyst John Colantuoni
von Jefferies Research macht sich Sorgen um die Profitabilität des
Online-Auktionshauses.
Netflix setzte mit einem Kursabschlag von 3,4 Prozent
die jüngste Schwäche fort. Vom Streamingdienst geplante
Preissenkungen in vielen Ländern belasteten. Analyst Doug Anmuth von
JPMorgan sieht in der harschen Kursreaktion aber eine
Kaufgelegenheit.
Ein Tag zum Vergessen war der Donnerstag auch für die Anleger von
Unity Software und Lucid , wie die
Abschläge von 15,9 beziehungsweise 11,9 Prozent zeigten. Bei Unity,
einem Entwicklungsdienstleister für die Computerspiele-Industrie,
enttäuschte der Ausblick. Bei Lucid warfen die Anleger anlässlich
der Auslieferungszahlen und Produktionspläne des Elektroautobauers
das Handtuch.
Die US-Biotechfirma Moderna verdiente zum Jahresende
deutlich weniger. Der Grund ist eine geringere Nachfrage nach
Corona-Impfstoffen. Außerdem litt das Unternehmen unter stark
steigenden Kosten. Der Aktienkurs rutschte um 6,7 Prozent ab.
Der Euro fiel unter 1,06 US-Dollar, zuletzt kostete
die Gemeinschaftswährung 1,0598 Dollar. Die Europäische Zentralbank
(EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0616 (Mittwoch: 1,0644)
Dollar festgesetzt, der Dollar hatte damit 0,9420 (0,9395) Euro
gekostet.
Am US-Rentenmarkt gewann der Terminkontrakt für zehnjährige
Staatsanleihen (T-Note-Future) 0,28 Prozent auf 111,52 Punkte. Die
Rendite zehnjähriger Staatspapiere stand bei 3,87 Prozent./ajx/he
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---
ISIN US2605661048 US6311011026 US78378X1072
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