Erneute Kursturbulenzen im Autosektor haben den Dax am Dienstag insgesamt kalt gelassen. Während eine Gewinnwarnung von BMW die ganze Autobranche mächtig unter Druck brachte, zeigte sich der deutsche Leitindex relativ unbeeindruckt. Am Ende eines schwerfälligen Tages brachte er mit 12 374,66 Punkten ein Plus von 0,19 Prozent über die Ziellinie. In der zweiten Börsenreihe dagegen schloss der MDax 0,04 Prozent schwächer bei 26 095,22 Zählern.

Kurz vor der Sitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch wollten sich die Aktienanleger nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. Während sich die meisten Akteure einig sind, dass die Währungshüter erneut an der Zinsschraube drehen werden, gilt vor allem der künftige Zinspfad als unklar. Nachdem EZB-Präsident Mario Draghi am Vortag auf eine steigende Teuerung verwiesen hatte, steht dabei laut Jochen Stanzl von CMC Markets erneut das Thema Inflation im Mittelpunkt. Er verwies darauf, dass Aussagen der Fed dazu im Januar bereits zu einem Einbruch an den Aktienmärkten geführt hätten.

BMW hatte am Dienstag wegen der Umstellung auf das neue Abgas-Prüfverfahren sowie teurer Rückrufe seine Gewinnprognose für dieses Jahr gekappt. Der Autobauer stellte in Aussicht, dass die operative Umsatzrendite im Kerngeschäft wohl unter das eigentliche Ziel von 8 bis 10 Prozent rutschen werde. Es wäre das erste Mal seit dem Finanzkrisenjahr 2009, dass die Marke von 8 Prozent unerreicht bleibt. Aktien von BMW verloren als Dax-Schlusslicht 5,4 Prozent.

Der Kursrutsch bei den Münchenern hinterließ branchenweit seine Spuren: Im Sog verloren Daimler 2,5 Prozent und Volkswagen 1,6 Prozent. Die Negativspirale zeigte sich auch beim Sektorindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts , der mit einem Abschlag von gut 2,2 Prozent das abgeschlagene Schlusslicht in der europäischen Branchenwertung bildete.

Mit mehr als 5 Prozent mussten im Dax auch die Aktionäre der Lufthansa besonders große Kursverluste einstecken. Börsianern zufolge lastete auf den Aktien vor allem der immer weiter steigende Ölpreis. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostet neuerdings mehr als 82 US-Dollar und damit soviel wie seit November 2014 nicht mehr. Das könnte die Treibstoffkosten der Airline nach oben treiben.

Auf einer Erfolgswelle schwimmen aber die Aktionäre von SAP und Wirecard . Ohne echte Nachrichten rückte die Aktie des Softwarekonzerns im Dax um 3,4 Prozent vor und erreichte bei 107,14 Euro einen Rekordstand. Wirecard waren mit fast 5 Prozent Plus auf 191,40 Euro der absolute Favorit im Leitindex. Die Commerzbank-Experten trauen der Aktie des Zahlungsabwicklers nach dem Dax-Aufstieg einen weiteren Anstieg bis auf 230 Euro zu.

Im MDax büßten die Aktien von Evonik 2,7 Prozent auf 31,36 Euro ein. Am Vorabend hatte der größte Aktionär des Chemiekonzerns, die RAG Stiftung, rund 16 Millionen Aktien zu 30,65 Euro je Anteilschein verkauft und außerdem eine Wandelanleihe begeben, mit der die Zahl der Evonik-Aktien steigen dürfte.

Als MDax-Schlusslicht ließ eine Verkaufsempfehlung des Bankhauses Lampe die Papiere der Gea Group um 6,65 Prozent abrutschen. Analyst Gordon Schönell begründete seinen Pessimismus mit fallenden Milchpreisen und Zöllen auf US-Molkereiprodukte. Gea stellt unter anderem Anlagen zur Milchverarbeitung her.

Auch im SDax sorgte eine Studie bei einem Papier für heftige Kursverluste. Papiere des Finanzdienstleisters Hypoport litten mit fast 7 Prozent darunter, dass das Bankhaus Metzler seine bisherige Kaufempfehlung aufgegeben hat.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schaffte am Montag ein Plus von 0,27 Prozent auf 3419,78 Punkte. Während der französische Cac 40 nur knapp mit 0,05 Prozent über Wasser aus dem Handel ging, rückte der britische FTSE 100 überdurchschnittlich um 0,7 Prozent vor. Der New Yorker Dow Jones Industrial bewegte sich zwei Stunden nach seinem Auftakt knapp über der Gewinnschwelle.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,30 Prozent am Montag auf 0,34 Prozent. Der Rentenindex Rex gab um 0,23 Prozent auf 140,14 Punkte nach. Der Bund-Future verlor 0,17 Prozent auf 158,02 Punkte.

Der Euro legte zu und kostete zuletzt 1,1768 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1777 (Montag: 1,1773) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8491 (0,8494) Euro gekostet./tih/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008  DE0007203275  DE0008467416

AXC0290 2018-09-25/18:19

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