Der deutsche Aktienmarkt hat aufgrund wieder
aufgeflammter Konjunkturbefürchtungen seinen jüngsten Erholungskurs
am Dienstag verlassen und schwächer geschlossen. Verkaufsdruck sei
aber nicht aufgekommen, betonte ein Händler. Die möglichen Folgen
der zuletzt wieder rasanten Virusausbreitung schwelen als
Belastungsfaktoren weiter im Hintergrund. So ist in den USA die Zahl
der Neuinfektionen seit Mitte Juni infolge der Lockerung der
Corona-Auflagen stetig gestiegen.
Der Dax endete mit einem Minus von 0,92 Prozent bei
12 616,80 Punkten. Am Montag hatte der Leitindex noch um gut 1,6
Prozent zugelegt. Der MDax verlor am Dienstag
letztlich 0,56 Prozent auf 26 909,23 Punkte.
Der EuroStoxx 50 fiel um 0,85 Prozent auf 3321,56
Punkten. Der Cac 40 in Paris verbuchte ein Minus von
rund 0,7 Prozent, der FTSE 100 in London büßte rund
1,5 Prozent ein. In New York stand der Dow Jones Industrial
zum europäischen Handelsschluss um rund 0,7 Prozent
niedriger.
Ausgelöst wurden die jüngsten Konjunktursorgen von tendenziell
enttäuschenden Daten zur deutschen Industrieproduktion. Diese hatte
sich im Mai nicht so deutlich von dem scharfen Einbruch in der
Corona-Krise erholt wie von Analysten erwartet. Der Schaden in der
Realwirtschaft sei enorm und habe tiefe Spuren bei etlichen
Unternehmen aus fast allen Branchen hinterlassen, kommentierte
Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank.
Die Aktien des Agrochemie- und Pharmakonzerns Bayer
waren mit einem Minus von knapp 5 Prozent der Tagesverlierer im Dax.
Das mit der jüngsten Milliardeneinigung eigentlich abgehakt
geglaubte Thema der US-Rechtsstreitigkeiten um Krebsrisiken
glyphosathaltiger Unkrautvernichter ist plötzlich wieder in aller
Munde. Ein US-Bundesrichter, der einem Teil der Einigung bezogen auf
mögliche künftige Erkrankungsfälle noch zustimmen muss, äußerte sich
in einem Gerichtsdokument kritisch.
Die sehr schwankungsanfälligen Anteilsscheine des nach einem
Bilanzskandal ums Überleben kämpfenden Zahlungsdienstleisters
Wirecard schnellten im späten Handel steil nach oben
und schlossen als Dax-Spitzenreiter rund 23 Prozent höher. Im frühen
Geschäft waren sie noch um rund 18 Prozent abgesackt. Für Teile des
Zahlungsabwicklers gibt es offenbar reges Interesse unter den
Investoren. Für das Kerngeschäft mit der Herausgabe und Akzeptanz
von Kreditkarten sowie davon unabhängige Geschäftsbereiche des
Konzerns hätten sich zwischenzeitlich bereits mehr als 100
Interessenten gemeldet, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter
Michael Jaffé mit.
Die Jenoptik-Aktien profitierten von einem positiven
Analystenkommentar der Commerzbank und gewannen rund 3 Prozent. Mit
der Übernahme von Trioptics ergänze der Technologiekonzern sein
Produktportfolio, schrieb Analyst Michael Junghans. Der Zukauf
dürfte nicht gerade günstig gewesen sein, sollte sich aber
unmittelbar wertsteigernd auf Jenoptik auswirken.
Der Euro notierte zuletzt bei 1,1299 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf
1,1290 Dollar festgesetzt.
Am deutschen Anleihemarkt stieg der Rentenindex Rex
um 0,01 Prozent auf 145,13 Punkte. Die Umlaufrendite fiel von minus
0,45 Prozent am Vortag auf minus 0,46 Prozent. Der Bund-Future
gab um 0,11 Prozent auf 175,89 Punkte nach./edh/fba
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0292 2020-07-07/18:16
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