Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag einen erneuten Kursrutsch erlitten. Die globalen politischen Unruheherde und ein Kurseinbruch bei der Bayer-Aktie gaben beim deutschen Leitindex die Richtung nach unten vor. Der Dax sackte um 2,17 Prozent auf 11 274,28 Punkte ab, den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren. Als Mühlstein erwies sich jedoch auch die Bayer -Aktie: Mit einem Kurseinbruch um fast zehn Prozent zog das Schwergewicht im Dax diesen noch tiefer nach unten.

Die EU-Kommission hat in einem historisch einmaligen Vorgang die Haushaltspläne Italiens für das kommende Jahr zurückgewiesen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus EU-Kreisen. Die Regierung in Rom muss demnach innerhalb von drei Wochen einen neuen Entwurf einreichen.

Er sei überzeugt, dass es letztlich doch zu einem Kompromiss zwischen Italiens Regierung und der EU-Kommission kommt, sagte Martin Lück vom Vermögensverwalter Blackrock. "Der Weg dahin führt aber über jede Menge Unsicherheit", so der Anlagestratege.

"Der Ausverkauf hat wieder Fahrt aufgenommen", stellte Analyst Pierre Veyret vom Broker Activ Trades fest. Italiens Schuldenproblem und die damit verbundenen Bedenken um die Kapitalausstattung der Banken des Landes drückten auf die Kurse. "Angesichts dieser Unsicherheiten setzen Aktienhändler derzeit sicher nicht auf Papiere der Eurozone", sagte Veyret.

Der Index der mittelgroßen Unternehmen MDax verlor am Dienstag 2,61 Prozent auf 23 410,66 Punkte und fiel auf den tiefsten Stand seit April vergangenen Jahres.

Größter Verlierer im Dax waren die Bayer-Aktien. Die Entscheidung einer US-Richterin, den Schadenersatz im Glyphosatprozess gegen Monsanto nur zu senken, statt den Prozess neu aufzurollen, enttäuschte Anleger. Sie fürchten nun wieder unwägbare Milliarden-Risiken durch Glyphosat-Prozesse in den USA. Die Aktien des Chemie- und Pharmakonzerns sackten um fast 10 Prozent ab auf den tiefsten Stand seit November 2012.

Allgemein ging der Ausverkauf vor allem bei Technologiewerten weiter. Im Dax fielen Wirecard um mehr als 8 Prozent und Infineon um 3,42 Prozent. Wirecard-Aktien litten nach einer Phase der Erholung schon wieder unter Gewinnmitnahmen; Infineon wurden in Mitleidenschaft gezogen von einem enttäuschenden Ausblick des Branchenkollegen AMS auf das Schlussquartal.

Linde stemmten sich gegen den Abwärtstrend und schlossen leicht im Plus. Die am Vortag genehmigte Mega-Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair trieb die Titel weiter an. Die letzte Hürde sei nun genommen, schrieb Analyst Chetan Udeshi von JPMorgan. Er rechnet nun mit einer neuen, wertsteigernden Phase für die künftige Linde Plc.

Ansonsten bewegten noch einige Analystenkommentare die Kurse: Siltronic folgten mit einem Kursrutsch um gut 8 Prozent nicht nur der schlechten Stimmung im Chipsektor, sondern litten auch unter einer Abstufung durch Credit Suisse. Laut Analyst Achal Sultania sprechen eine trägere Nachfrage und schnellere Kapazitätsausweitungen der Branche nur noch für ein neutrales Votum für die Aktie.

Im SDax wurden die Leoni -Aktien mit gut 4 Prozent ins Minus gedrückt. Nach der Gewinnwarnung vom Vortag senkten Analysten ihre Kurziele für die Papiere des Autozulieferers. Besonders ins Gewicht fiel aber eine Abstufung auf "Underweight" durch die Experten der Bank JPMorgan.

Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 fiel am Dienstag um 1,54 Prozent. In Frankreich rutschte der Cac 40 um 1,69 Prozent ab, in Großbritannien gab der FTSE 100 etwas weniger stark nach. Der Dow Jones Industrial stand zum Handelsschluss in Europa rund 1,7 Prozent tiefer.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,30 Prozent am Montag auf 0,27 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,18 Prozent auf 140,77 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,34 Prozent auf 159,82 Punkte. Der Euro zeigte sich gut behauptet, er notierte zuletzt auf 1,1483 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1478 (Montag: 1,1494) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8712 (0,8700) Euro gekostet./bek/he

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---

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AXC0263 2018-10-23/18:08

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