Am deutschen Aktienmarkt ist der Dax
am Dienstag trotz Sorgen wegen einer sich
ausbreitenden Virus-Lungenkrankheit in China wieder knapp in die
Gewinnzone zurückgekehrt. Der Leitindex stand nach Handelsschluss
mit 0,05 Prozent im Plus und notierte bei 13 555,87 Punkten. Damit
konnte er seine Verluste vom Vormittag zwar vollständig ausgleichen.
An sein rund zwei Jahre altes Rekordhoch von 13 596 Punkten kam er
aber nicht heran. Der MDax der mittelgroßen
Börsenwerte stoppte seine jüngste Rekordjagd und verlor 0,15 Prozent
auf 28 767,96 Zähler.
Anleger blickten zuletzt etwas beunruhigt nach Fernost: Mit der
gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am
kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Übertragung des neuartigen
Corona-Lungenvirus'. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen
der Erkrankungen ihren Notfallausschuss einberufen. Die WHO-Experten
sollen am Mittwoch darüber beraten, ob eine Gesundheitsnotlage
ausgerufen werden soll. Diese empfehlen auch Maßnahmen wie etwa
Grenzkontrollen, die möglicherweise ergriffen werden sollten.
Analysen der Berliner Charité hatten zuletzt ergeben, dass es sich
bei den Coronaviren um eine Sars-Virus-Variante handelt. Oftmals
verursachen diese harmlose Erkrankungen wie Erkältungen. Allerdings
gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten wie Mers dazu.
Ein Sars-Virus hatte von China ausgehend 2002/2003 eine weltweite
Pandemie mit 8000 Infizierten zur Folge, etwa 800 Menschen starben.
Sars steht für "Severe Acute Respiratory Syndrome", also Schweres
Akutes Atemwegssyndrom.
Die wirtschaftlichen Folgen einer erneuten Epidemie könnten enorm
sein, schrieb CMC-Marktexperte Jochen Stanzl am Dienstag in einem
Kommentar. "Airlines und Tourismus-Aktien stehen unter Druck, da
Investoren noch dabei sind, die wirtschaftlichen Risiken des Virus
zu bewerten." Die Sache dürfe nicht unterschätzt werden.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gab um
0,26 Prozent auf 3789,12 Punkte nach. Für den französische Cac 40
ging es zugleich um 0,54 Prozent nach unten, der
britische FTSE 100 verlor in etwa genau so viel.
Am Dax-Ende büßten die Aktien der Lufthansa 3,38
Prozent ein. Der Ausbruch des Lungenvirus könnte die Nachfrage nach
Dienstleistungen und insbesondere nach Reiseangeboten erheblich
schmälern, schrieb Analyst Stephen Innes vom Handelshaus Axicorp. So
gaben auch die Papiere des Konkurrenten Air France KLM
um zweieinhalb Prozent nach. In den USA standen zudem
die Aktien von United Airlines und von American
Airlines zum europäischen Börsenschluss ebenfalls im
Minus.
Ansonsten richtete sich das Augenmerk der Anleger auf Werte aus der
zweiten und dritten Reihe. So reduzierte hatt im Nebenwerte-Index
SDax gelistete Baumaschinenhersteller Wacker Neuson
erneut seine Gewinnprognose. Im Rahmen einer
Vorratsbereinigung in Nordamerika sei es zu umfangreichen
Abverkäufen von Neumaschinen und Abwertungen von Rohmaterialien
gekommen, hieß es. Die Aktien sackten als Schlusslicht im Index um
über 10 Prozent ab.
Schlechte Nachrichten kamen auch von der Heidelberger Druckmaschinen
AG : Der Druckmaschinenhersteller senkte seine
Erwartungen an das Gesamtjahr. Hintergrund sind schlechte Geschäfte
in wichtigen europäischen Märkten im dritten Geschäftsquartal, woran
sich zunächst nach Einschätzung des Unternehmens nichts ändern wird.
Die Papiere knickten um mehr als 8 Prozent ein.
Im MDax sicherten sich die Aktien von Hugo Boss mit
einem Plus von rund 7 Prozent den ersten Platz. Eine überraschend
gute Geschäftsentwicklung im wichtigen Weihnachtquartal hatte den
Papieren des Modeunternehmens bereits am Vormittag Rückenwind
verliehen.
Ein Euro kostete zuletzt 1,1095 US-Dollar. Gestützt
wurde die Gemeinschaftswährung durch wirtschaftliche
Hoffnungszeichen aus Deutschland. So waren die Konjunkturerwartungen
des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung im Januar
überraschend auf den höchsten Stand seit Juli 2015 gestiegen. Die
Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Dienstag auf
1,1115 (Montag: 1,1085) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte
damit 0,8997 (0,9021) Euro gekostet.
Am Anleihemarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,25 Prozent am
Vortag auf minus 0,26 Prozent. Der Rentenindex Rex
stieg um 0,06 Prozent auf 143,91 Punkte. Der Bund-Future
legte um 0,30 Prozent auf 172,16 Punkte zu./kro/he
--- Von Lutz Alexander und Karolin Rothbart, dpa-AFX ---
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AXC0281 2020-01-21/18:04
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