FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist mit einer moderaten
Berg- und Talfahrt in die zweite Jahreshälfte gestartet. Mit einem
kleinen Plus von 0,23 Prozent auf 12 813,03 Punkte ging er aus dem
Handel, bleibt damit aber weiter angezählt. Seine Wochenbilanz
beläuft sich auf minus 2,3 Prozent.
"Um mehr als 2000 Punkte ist der Dax allein im Juni gefallen, ein
historischer Negativrekord", kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl
von CMC Markets. Denn ein derartiges Minus von elf Prozent haben
Anleger seit Auflage des deutschen Leitindex 1988 in einem
Juni-Monat bisher noch nicht erlebt. Die Halbjahresbilanz war mit
einem Verlust von bald 20 Prozent ebenfalls ernüchternd gewesen und
die 13 000-Punkte-Marke ist nun wieder zu einer schwer überwindbaren
Hürde geworden. Inflations- und Rezessionssorgen samt der
Unsicherheiten angesichts des Gasmangels hierzulande haben tiefe
Spuren hinterlassen.
Der MDax der mittelgroßen Werte stabilisierte sich am
Freitag mit plus 0,05 Prozent auf 25 837,25 Zähler. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,19 Prozent
auf 3448,31 Punkte, in Paris gab es moderate Gewinne. Londons Börse
schloss nahe am Vortagesschluss. In den USA zeigten sich die Börsen
vor einem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende zuletzt leicht im
Minus.
Die am Vormittag veröffentlichten Inflationsdaten aus der Eurozone
schockten kaum mehr, auch wenn ein weiterer Rekordstand erreicht
wurde. Die Verbraucherpreise stiegen im Juni um 8,6 Prozent im
Jahresvergleich und damit etwas stärker als von Experten erwartet.
"Die Rezessionssorgen haben die Finanzmärkte fest im Griff", hieß es
von der Commerzbank. Die hohen Inflationsraten und Kommentare von
diversen Notenbankern zugunsten einer strengeren Geldpolitik hielten
Erwartungen an Leitzinsanhebungen hoch und weckten damit zugleich
auch Konjunktursorgen.
Versorger schlugen nach ihrem Kursdebakel am Vortag, als Uniper
die Branche mit einem Hilferuf an den Bund und einer
kassierten Ergebnisprognose nach unten gezogen hatte, einen
Erholungskurs ein. Die Aktien von Uniper machten einen Teil ihrer
Vortagesverluste wett und stiegen um 10,3 Prozent. Die Papiere von
RWE und Eon konnten ihre Verluste vom
Donnerstag zwar ebenfalls nicht vollständig ausbügeln, aber erholten
sich zumindest großteils mit plus 5,3 Prozent für RWE und plus 2,4
Prozent für Eon.
Die Schwäche im Technologiesektor setzte sich derweil fort. Im Dax
büßten Infineon 3,5 Prozent ein und Aixtron
im MDax 6,2 Prozent. Ein trüber Ausblick des
US-Halbleiterherstellers Micron belastete.
Die Aktien von Bilfinger legten im SDax
um 4,2 Prozent zu und profitierten von einer Studie
der Deutschen Bank. Diese startete die Bewertung der Papiere des
Industriedienstleisters mit "Buy". Bilfinger stehe nach seiner
Umstrukturierung vor einer neuen Wachstumsphase, hieß es. Außerhalb
der Dax-Familie stiegen die Tui-Papiere im
Xetra-Handel um 3,1 Prozent. Aussagen des größten europäischen
Reisekonzerns zum Sommergeschäft und über die Verringerung nicht
gezogener Kreditlinien gaben nun Auftrieb. Tags zuvor noch waren sie
auf ein Rekordtief gesackt.
Der Euro wurde am frühen Abend zu 1,0417 US-Dollar
gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs zuvor
auf 1,0425 (Donnerstag: 1,0387) Dollar fest. Der Dollar kostete
damit 0,9592 (0,9627) Euro. Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite
von 1,32 Prozent am Vortag auf 1,28 Prozent. Der Rentenindex Rex
stieg um 0,20 Prozent auf 133,49 Punkte. Der
Bund-Future gewann zuletzt 1,32 Prozent auf 150,72
Punkte./ck/men
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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AXC0311 2022-07-01/18:13
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