FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am Dienstag den
dritten Handelstag in Folge auf Stabilisierungskurs geblieben.
Während die US-Börsen nach einem Feiertag stark zurückkehrten und
damit den positiven Wochenstart anderer Börsen aufholten, fiel das
Plus in Frankfurt nur noch moderat aus.
Der deutsche Leitindex ging 0,20 Prozent höher mit 13 292,40 Punkten
aus dem Handel und der MDax gewann 0,11 Prozent auf
27 512,54 Zähler. Zeitgleich bewegte sich der Dow Jones Industrial
mit 1,8 Prozent im Plus und die New Yorker
Technologiewerte zeigten sich sogar noch stärker.
"Die Anleger trauen der Rally an der Wall Street nicht", sagte der
Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Er verwies dabei
auf die schmerzhafte Erfahrung, dass in den vergangenen Wochen
starke US-Handelsauftakte anschließend Kursverluste zur Folge gehabt
hätten. Der Experte bewertete die New Yorker Kursrally als
"Short-Squeeze", also getrieben von Eindeckungen der zuletzt sehr
einseitig nach unten orientierten Anleger.
Auch Craig Erlam vom Broker Oanda befürchtet, dass zuletzt
turbulente Wochen am Aktienmarkt noch nicht vorüber sind. "Der Rest
des Sommers wird wahrscheinlich noch mehr davon mit sich bringen",
fürchtet der Experte. "Alle sind auf der Suche nach der Talsohle,
aber die Aussichten sind mit einer großen Unsicherheit behaftet",
betonte er. Fundamental ermutigende Anzeichen gebe es bislang nicht.
Hauptthemen an den Märkten bleiben die immens hohe Inflation und das
Gegensteuern der globalen Notenbanken mit Zinserhöhungen. In der
Vorwoche hatte der Dax die Marke von 13 000 Punkten nur knapp halten
können und seit seinem Hoch bei rund 14 700 Punkten acht Handelstage
zuvor mehr als zehn Prozent verloren. Dem gegenüber steht nun ein
Plus von 2,2 Prozent binnen drei freundlicher Handelstage.
Eine Stütze für den Dax waren am Dienstag die in dem erholten
internationalen Börsenumfeld freundlichen Automobilwerte, wie
Kursgewinne zwischen 1,2 und 1,9 Prozent bei BMW ,
Mercedes-Benz , Volkswagen und der VW
-Holding Porsche zeigten. Auf der anderen Indexseite
gerieten dagegen einzelne Unternehmen mit negativen Nachrichten in
den Blick.
Die Aktien von Bayer fielen um 2,1 Prozent. Hier
machte sich Enttäuschung breit, weil das oberste US-Gericht in dem
langwierigen Streit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger
Unkrautvernichter einen Antrag des Dax -Konzerns zur
Verhandlung eines Falls abgelehnte. Wirklich überraschend kam die
Ablehnung aber nicht, daher ließ die erste heftige Reaktion im
Verlauf wieder nach. Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan
glaubt auch an einen nur kurzzeitigen Dämpfer.
Noch düsterer ging es bei Fresenius Medical Care (FMC)
zu, und dies ebenfalls wegen einer Entscheidung des
obersten US-Gerichts, die allerdings gegen den US-Konkurrenten
Davita fiel. Sie weckt Sorgen über die Höhe der Erlöse mit
Dialysediensten für bestimmte Patienten. Im Dax brachen die Papiere
von FMC um neun Prozent ein. Dies belastete auch die Titel des
Mutterkonzerns Fresenius mit fast fünf Prozent.
Unter den deutschen Nebenwerten sackten die Aktien von Nordex
um mehr als sieben Prozent ab. Trübe Eckdaten zum
ersten Quartal mit einem vermeldeten Rutsch in die operative
Verlustzone verunsicherten die Anleger in einem allgemein schwachen
Umfeld für Energiewerte besonders stark. Die jüngst aus dem SDax
abgestiegenen Papiere hatten in der Spitze sogar 13 Prozent
verloren.
Gesprächsstoff lieferte außerdem noch der Online-Broker Flatexdegiro
, der angesichts der jüngsten Geschäftsentwicklung mit
einem Rückgang der Kunden-Aktivität in diesem Jahr rechnet. Die
Aktie relativierte streckenweise deutliche Verluste aber noch auf
ein Minus von 1,5 Prozent. Analyst Charles Mayne kappte zwar sein
Kursziel deutlich von 32 auf 20 Euro, sieht damit aber weiterhin
Verdopplungspotenzial.
Der Euro legte in einem insgesamt freundlichen Umfeld
etwas zu. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0549 US-Dollar.
Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich
auf 1,0550 (Montag: 1,0517) Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite am Dienstag von 1,55 Prozent
am Vortag auf 1,64 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel
um 0,41 Prozent auf 131,09 Punkte. Der Bund-Future
legte um 0,03 Prozent auf 143,33 Punkte zu./tih/mis
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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