FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach fünf schwachen Handelstagen hat der Dax
am Donnerstag erstmals wieder etwas zugelegt. Bereits
zur Wochenmitte hatte sich der deutsche Leitindex ein Stück weit von
seinem im Tagesverlauf erreichten November-Tief erholt. Nun ging es
bei allerdings dünnen Handelsumsätzen um 0,25 Prozent auf 15 917,98
nach oben. Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect sprach
angesichts der wegen des Erntedankfestes Thanksgiving geschlossenen
US-Börsen von einem "lustlosen Handel".
Etwas mehr als drei Prozent hatte das deutsche Börsenbarometer
während seiner Talfahrt vom Rekordhoch bei 16 290 Punkten aus
betrachtet bis zum Vortagestief von 15 740 Punkten verloren und
damit seine seit Ende Oktober eingeheimsten Gewinne fast komplett
wieder abgegeben. Ob die kleine Erholung nun eine Wende zum
Positiven bedeutet, ist unter Experten aber umstritten. "Die
Erholung von den gestrigen Tiefs könnte der Ansatz für eine
Bodenbildung gewesen sein", gab sich der CMC-Markets-Marktanalyst
Jochen Stanzl zumindest vorsichtig optimistisch. Nun sei es wichtig,
dass der Dax nicht unter das jüngste Tief falle.
Der MDax gewann am Donnerstag 0,53 Prozent auf 35
012,01 Zähler und auch europaweit überwogen die positiven
Vorzeichen. Der EuroStoxx 50 rückte um 0,40 Prozent
auf 4293,24 Punkte vor. Ebenfalls moderat im Plus schlossen die
Börsen in Paris und London.
Unterstützung erhielten so manche Aktien hierzulande vom
Koalitionsvertrag, den SPD, Grünen und FDP am Vortag vorgestellt
hatten. "Die Ampel-Koalition bringt frischen Wind in das politische
Deutschland", so Stanzl. Eine zügige Regierungsbildung wäre nun ein
wichtiges Signal für Anleger, auch wenn der Start des klimaneutralen
Umbaus hierzulande zunächst davon geprägt sein werde, die vierte
Pandemie-Welle zu brechen. "Aber danach könnte der Versuch, mehr
Fortschritt zu wagen, auch an der Börse gut ankommen."
Die Inhalte des Vertrags bewegten an diesem Tag vor allem die
Energiebranche. Die Aktien von RWE knüpften an ihre
positive Vortagesreaktion an und legten an der Dax-Spitze um weitere
6,8 Prozent zu. Beschleunigte Ziele für den Kohleausstieg und
anspruchsvollere Ziele im Bereich der Alternativen Energien seien
positiv für den Energiekonzern, schrieb Jefferies-Analyst Ahmed
Farman. Siemens Energy gewannen 3,1 Prozent und Eon
2,5 Prozent.
Im SDax zogen SMA Solar um 4,5 Prozent
an und Nordex um 7,5 Prozent. Der Hersteller von
Windkraftanlagen hatte zudem einen Auftrag aus Peru für Anlagen mit
einer Leistung von 177 Megawatt erhalten.
Begründet mit den Koalitionszielen schossen zudem die Aktien des
Nebenwertes Synbiotic um 33 Prozent nach oben.
Analyst Aliaksandr Halitsa von der Privatbank Hauck & Aufhäuser
verwies auf die von den Ampel-Parteien geplante kontrollierte Abgabe
von Cannabis zu Konsumzwecken, die ein wichtiger Meilenstein für den
deutschen Cannabinoid-Markt sei, auf dem das Unternehmen unterwegs
ist.
Jenoptik erfreute die Anleger mit der Bekanntgabe
eines Käufers für das Militärtechnikgeschäft. Die Anteile sprangen
um 7,9 Prozent hoch. Dagegen setzten die Aktien von Drägerwerk
ihre Talfahrt fort und büßten 5,5 Prozent ein. Am
Vortag waren sie wegen eines enttäuschenden Ausblicks eingebrochen.
Nun sorgte ein eindeutiges Statement des Metzler-Experten Alexander
Neuberger für weiteren Verkaufsdruck. Er drehte sein bisher
positives Votum in eine Verkaufsempfehlung und halbierte das
Kursziel auf 50 Euro.
Der Euro hielt sich mit zuletzt gezahlten 1,1215
US-Dollar über der Marke von 1,12 US-Dollar, die am Vortag erstmals
seit Juli 2020 unterschritten worden war. Die Europäische
Zentralbank setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1223
(Mittwoch: 1,1206) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8910
(0,8924) Euro.
Am Anleihemarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,36 Prozent.
Der Rentenindex Rex stieg um 0,01 Prozent auf 144,92
Punkte. Der Bund-Future gewann am frühen Abend 0,13
Prozent auf 170,98 Zähler./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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