FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Bundestagswahl war am Montag bei
Anlegern eine gewisse Erleichterung spürbar. Mit dem Wahlergebnis
sei das größte Schreckgespenst der Investoren eines Linksrucks in
Deutschland vertrieben worden, hieß es am Markt. Die erste große
Freude mit einem Dax -Anstieg bis über 15 700 Punkte
ließ allerdings nach. Aus dem Handel ging der Leitindex nur noch
0,27 Prozent höher bei 15 573,88 Zählern. Der MDax
der mittelgroßen Börsenwerte rutschte sogar noch knapp mit 0,02
Prozent ins Minus. Er schloss bei 35 274,14 Punkten.
Laut dem DZ-Bank-Anlagestrategen Christian Kahler wäre ein
Linksbündnis die einzige wirkliche Belastung für den Aktienmarkt
gewesen, dieses zählt aber nun nicht mehr zu den Optionen. Für
deutsche Aktien mache es nun kaum einen Unterschied, ob es zu
Jamaika, einer Ampel oder gar einer großen Koalition komme.
"Unabhängig vom Ausgang der Verhandlungen bleibt Deutschland ein
politisch sicherer Hafen in Europa", sagte der Experte. Dies sei
wichtig vor allem für ausländische Investoren.
Während sich die Ära von Kanzlerin Angela Merkel dem Ende zuneigt,
drehten Anleger Werten, die in der Pandemie als Gewinner galten,
verstärkt den Rücken zu. Aktien von Online-fokussierten Händlern wie
Hellofresh oder Zalando kamen mit bis
zu 3,9 Prozent unter Druck. Aber auch im Gesundheitssektor wurden
Corona-Profiteure wie Merck, Siemens Healthineers
oder Sartorius mit bis zu 4,1 Prozent auf Talfahrt
geschickt. Dies ging einher mit fallenden Kursen auch an der
US-Technologiebörse Nasdaq.
Während die Ölpreisrallye aus Sorge vor einer Kraftstoffkrise am
Montag weiter ging, lockte die Aussicht auf eine künftige
Regierungsbeteiligung der Grünen die Anleger umgekehrt in die
erneuerbaren Energien. Siemens Energy etwa legten als
Dax-Spitzenreiter um 3,3 Prozent zu. Im SDax zogen
Encavis mit 4,7 Prozent noch stärker an: Der
Windkraft- und Solarparkbetreiber verkündete eine Übernahme von
Windanlagen in Frankreich.
Da wiederum eine rot-rot-grüne Koalition auf Bundesebene vom Tisch
ist, waren auch Immobilienwerte unter den Gewinnern. Die Aktien von
Vonovia trotzten mit einem Anstieg um 1,8 Prozent dem
Berliner Volksentscheid für eine Enteignung großer
Immobilienkonzerne. Das Unternehmen meldete auch Fortschritte bei
der Übernahme von Deutsche Wohnen , mittlerweile hält
es die Aktienmehrheit an dem Konkurrenten.
Im MDax waren die Aktien von K+S am Ende mit einem
Kurssprung um 5,8 Prozent der klare Favorit. Sie wurden mit
angetrieben von einer gestrichenen Verkaufsempfehlung durch die Bank
of America. Wie Analyst Alexander Jones schrieb, winke dem
Kalikonzern zeitnah eine drastische Besserung, was die Entwicklung
der Barmittel betreffe.
Ein neues Angebot im Bieterwettbewerb um Zooplus ließ
die Aktien des Online-Tierbedarfshändlers um 4,3 Prozent steigen.
Mit 470 Euro je Aktie überbietet der Finanzinvestor EQT nun die erst
kürzlich angehobene Offerte des Konkurrenten Hellman & Friedman. Der
Markt setzte aber auf noch etwas mehr, die Aktien schlossen bei
485,60 Euro.
Im SDax kamen die Anteile von Klöckner & Co nach
einem abermals angehobenen Jahresgewinnziel mit fast acht Prozent
Kursplus in Fahrt. Das Gegenteil war jedoch bei den Aktien des
Laserspezialisten LPKF der Fall: Sie gaben nach einem
gekappten Ausblick um 4,2 Prozent nach.
Auf europäischer Bühne behauptete sich der Auswahlindex EuroStoxx 50
mit 0,17 Prozent im Plus, indem er bei 4165,48
Punkten aus dem Handel ging. Die Leitindizes in Paris und London
schlossen jeweils auch moderat in der Gewinnzone. In den USA hob
sich der Dow Jones Industrial mit einem Anstieg um
0,4 Prozent positiv ab von der schwachen Nasdaq-Börse.
Der Euro wurde zuletzt zu 1,1703 US-Dollar gehandelt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs
zwischenzeitlich auf 1,1698 (Freitag: 1,1719) US-Dollar fest. Der
Dollar kostete damit 0,8548 (0,8533) Euro.
Am Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,32 Prozent am
Freitag auf minus 0,29 Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel um 0,10 Prozent auf 144,31 Punkte. Der Bund-Future
stand zuletzt mit 0,01 Prozent im Plus bei 170,22
Punkten./tih/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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