FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt ist es am Donnerstag
vor dem Beginn des Notenbanker-Treffens in Jackson Hole recht ruhig
geblieben. Der Dax schloss dank freundlicher
US-Börsen mit moderaten Gewinnen. Eine klare Richtung hatte der
deutsche Leitindex im Handelsverlauf allerdings vermissen lassen.
Positive Wirtschaftsnachrichten aus Deutschland und China sorgen
zwar für einen schwungvollen Handelsauftakt, doch ließ die Dynamik
im weiteren Verlauf nach. Zeitweise wurden moderate Verluste
verbucht. Letztlich ging der deutsche Leitindex mit einem Aufschlag
von 0,39 Prozent auf 13 271,96 Punkte aus dem Handel.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann 0,05
Prozent auf 26 070,64 Zähler. Europaweit ging es ebenfalls
überwiegend nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
gewann 0,19 Prozent auf 3674,54 Punkte. In den USA
zeigten sich die wichtigsten Indizes zum europäischen Börsenschluss
ebenfalls mehrheitlich im Plus. Nur der Wall-Street-Index Dow Jones
Industrial hielt sich am Vortagesschluss.
Am Morgen hatte die Ankündigung Chinas über weitere Milliardenhilfen
zur Stabilisierung seiner schwächelnden Wirtschaft auch hierzulande
für positive Stimmung gesorgt. Zudem überraschte, dass die deutsche
Wirtschaft im zweiten Quartal etwas wuchs. Der
Ifo-Geschäftsklima-Index für August, der ebenfalls besser als
erwartet ausfiel, stützte dagegen kaum. "Die positive Lesart ist,
dass der Ifo-Index langsamer sinkt als zuvor", schrieb Carsten
Brzeski, Chefökonom der ING Bank. "Die negative Lesart ist
offensichtlich, dass keine Besserung in Sicht ist. Die Liste der
Argumente, warum die deutsche Wirtschaft in eine Rezession rutscht,
wird immer länger. Die Frage ist nicht, ob die Rezession kommt,
sondern wie schwerwiegend und lang sie ausfallen wird."
Gespannt warteten die Anleger auf den Start der mehrtägigen
Konferenz in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Im Zentrum der
Aufmerksamkeit steht die Rede von Fed-Chef Jerome Powell am Freitag.
Gehofft wird auf Indikationen zur nächsten Leitzinsanhebung in den
USA im September. Die aktuellen US-Inflationsdaten übten weiterhin
einen großen Handlungsdruck auf die Fed aus, schrieben etwa die
Analysten von NordLB.
Im Dax gewannen die Aktien von Munich Re nach einer
optimistischen Branchenstudie 1,5 Prozent. Defensive Bilanzen
stützten die Kapitalrückflüsse der Rückversicherer und gäben den
Anlegern Sicherheit in Zeiten steigender Rezessionsrisiken, hieß es
vom Analysehaus Keefe, Bruyette & Woods.
Siemens Healthineers setzten sich mit plus 2,1
Prozent an die Index-Spitze. UBS-Analyst Graham Doyle empfiehlt die
Aktie nun zum Kauf und verwies dafür auf auf den jüngsten
Kursrückgang, die recht risikoarmen Aussichten des
Medizintechnikkonzerns für 2023 und die Widerstandsfähigkeit gegen
eine Rezession.
An der MDax-Spitze zogen die Papiere von K+S um 7,6
Prozent an und profitierten damit von der Erwartung steigender
Düngerpreise. Die US-Bank Citigroup verwies darauf, dass derzeit in
einem knappen Markt etwa zehn Prozent der Kapazität fehlten.
Uniper sackten um 7,1 Prozent ab und erreichten damit
fast ihr Rekordtief von 5,64 Euro, welches Ende Juli verzeichnet
wurde. Die Bedenken, die beschlossenen staatlichen Hilfen könnten
angesichts der steigenden Gaspreise nicht ausreichen, griffen weiter
um sich. Außerdem gab es eine frisch ausgesprochene
Verkaufsempfehlung für die Titel durch Citigroup.
Für das Papier des Gewerbeimmobilien-Spezialisten Aroundtown
ging es um 1,1 Prozent abwärts. Im ersten Halbjahr
bekam das Unternehmen vor allem dank seiner Wohnimmobilien-Tochter
Grand City Properties Auftrieb. Dennoch: Das aktuelle
Umfeld steigender Zinsen ist nicht günstig für Immobilienwerte. So
können sich Finanzierungsbedingen verschlechtern. Außerdem droht bei
sinkender Nachfrage nach Wohnraum auch ein Rückgang der
Immobilienpreise.
Der Euro wurde am frühen Abend mit 0,9963 US-Dollar
gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf
0,9970 (Mittwoch: 0,9934) Dollar fest. Der Dollar kostete damit
1,0030 (1,0066) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,19 Prozent am Vortag
auf 1,21 Prozent. Der Rentenindex Rex gab um 0,01
Prozent auf 133,66 Punkte nach. Der Bund-Future legte
zuletzt um 0,47 Prozent auf 151,01 Punkte zu./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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