Die Androhung von Gegenmaßnahmen durch China
im Handelskrieg mit den USA hat den Dax am Donnerstag erneut auf
Talfahrt geschickt. Der Leitindex verlor weitere 0,70
Prozent auf 11 412,67 Punkte und fiel vorübergehend auf den tiefsten
Stand seit Mitte Februar. Der Handel war von starken Schwankungen
geprägt: Nachdem der Dax im Tagestief um 2 Prozent gefallen war,
drehte er zwischenzeitlich sogar wieder ins Plus. Am Ende behielten
jedoch erneut die Pessimisten die Oberhand.
Die zuletzt von den USA beschlossenen Zölle wertete China als eine
Verletzung von Absprachen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem
chinesischen Präsidenten Xi Jinping. China stellte damit
entsprechende Gegenmaßnahmen in Aussicht, ohne jedoch konkret zu
werden.
Katherine Alexakis von der Investmentbank Goldman Sachs schätzt,
dass der Handelskrieg das Wirtschaftswachstum in den USA mit 0,4
Prozentpunkten belasten dürfte. Der Tiefpunkt könne im zweiten
Halbjahr erreicht sein und die wirtschaftlichen Aktivitäten dann
wieder zunehmen. "Wenn die Lage nicht noch weiter eskaliert", fügte
die Volkswirtin hinzu. Sollte sich die Zollspirale allerdings
weiterdrehen, könne das die USA bis zu einem Prozent Wachstum
kosten.
Der MDax gab am Donnerstag um 1,12 Prozent auf 24
384,44 Zähler nach. Im Tief rutschte der Index der mittelgroßen
Börsentitel wie der Dax auf das niedrigste Niveau seit Mitte
Februar.
Die Lufthansa-Aktien fielen auf das tiefste Niveau
seit zweieinhalb Jahren und waren mit minus 5,3 Prozent das
Schlusslicht im Dax. Seit Jahresanfang haben sie rund ein Drittel
ihrer Marktkapitalisierung eingebüßt. Börsianer verwiesen auf die
zunehmenden Rezessionsängste. Unter einem Konjunktureinbruch leiden
Fluggesellschaften besonders. Geschäftsreisen gehen zurück und das
Frachtgeschäft lässt nach.
Beiersdorf erreichten im Verlauf als bester Dax-Wert
mit 110,85 Euro ein Rekordhoch und schlossen noch 1,4 Prozent höher.
Dagegen ging es für die Papiere des Konkurrenten Henkel
um weitere 1,1 Prozent abwärts, nachdem die
Düsseldorfer vor zwei Tagen ihre Jahresprognose zusammengestrichen
hatten.
Der vorsichtigere Blick von 1&1 Drillisch und deren
Muttergesellschaft United Internet auf das Jahr 2019
belastete die Aktien beider Unternehmen schwer. Die Papiere des
Mobilfunkers 1&1 Drillisch büßten 11,9 Prozent ein und die von
United Internet 6,3 Prozent. Beide Werte waren damit neben Evotec
Schlusslichter im MDax und setzten ihre längerfristigen
Abwärtstrends fort.
Einen Kurseinbruch von fast 30 Prozent und den Fall auf ein weiteres
Rekordtief mussten die Aktien von SGL hinnehmen. Sie
reagierten damit auf eine Gewinnwarnung des Kohlefaserspezialisten
und den Rücktritt von Vorstandschef Jürgen Köhler.
Nach dem Kurssprung vom Vortag folgte bei den Aktien von Nordex
am Donnerstag ein Verlust von gut 11 Prozent. Damit
schwenkten sie wieder in den im Juli begonnenen Abwärtstrend ein. Am
Vortag hatten die Titel des Windkraftanlagen-Herstellers vor allem
von einer verbesserten Auftragslage profitiert.
Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 verlor am
Donnerstag 0,18 Prozent auf 3282,78 Zähler. Der Pariser Cac 40
gab mit 0,27 Prozent ebenfalls moderat nach. In
London fiel der FTSE 100 um 1,13 Prozent. Der Dow
Jones Industrial lag zum Zeitpunkt des
Handelsschlusses in Europa leicht im Plus.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite auf ein Rekordtief von minus
0,68 Prozent. Am Mittwoch hatte die Rendite noch bei minus 0,64
Prozent gelegen. Der Rentenindex Rex gewann 0,12
Prozent auf 146,97 Punkte. Der Bund-Future rückte um
0,34 Prozent auf 179,07 Punkte vor.
Der Kurs des Euro gab nach und notierte zuletzt bei
1,1098 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs
zuvor auf 1,1150 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8969
Euro gekostet./bek/he
--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0230 2019-08-15/18:04
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