Die Anleger am deutschen Aktienmarkt gehen am Mittwoch gelassen mit den Risiken des sich weiter verbreitenden Coronavirus um. Der Dax stand gegen Ende der ersten Handelsstunde mit 0,11 Prozent im Plus bei 13 338,74 Punkten, während es in der zweiten Börsenreihe für den MDax um 0,36 Prozent nach oben ging auf 28 458,15 Zähler. Der Eurozonen-Index EuroStoxx stand mit 0,4 Prozent im Plus.

Damit behaupten sich europäische Aktien allgemein auf ihrem erholten Niveau vom Vortag, nachdem der Dax zu Wochenbeginn auf den tiefsten Stand seit gut drei Wochen abgerutscht war. Keine Entwarnung gibt es aber mit Blick auf das Coronavirus. Der Ausbruch in China wird nach Einschätzung eines führenden chinesischen Lungenexperten erst in sieben bis zehn Tagen seinen Höhepunkt erreichen. Auch in Deutschland gibt es mittlerweile vier Patienten.

"Die Märkte beruhigen sich wieder", kommentierte am Morgen Investmentanalyst Matthias Schell von der LBBW. Seine Kollegen von der Commerzbank sprachen von einem Verlaufsmuster, bei dem auf große Sorgen mit deutlichen Kursrückgängen Erholung und Gelassenheit folge. "Dabei ist es bezeichnend, dass die Positivimpulse vor allem vom US-Aktienmarkt ausgehen", hieß es in ihrem Kommentar.

In den USA setzt Apple in der anlaufenden Berichtssaison positive Impulse. Der iPhone-Hersteller hat mit starken Quartalszahlen und der Prognose für den weiteren Geschäftsverlauf die Erwartungen übertroffen. Am Mittwoch sorgte dies für steigende Kurse bei Technologiewerten, darunter jene der Chipkonzerne Infineon und Dialog Semiconductor mit Anstiegen von 1,0 und 1,3 Prozent.

Die Berichtssaison nahm auch hierzulande ihren Lauf mit weiteren Quartalszahlen aus dem Softwaresektor, in dem am Vortag SAP enttäuscht hatte. Noch tiefere Verluste erleiden am Mittwoch Anleger der Software AG mit einem Kursrutsch um fast 12 Prozent. Laut Händlern wurden die Papiere von einer "schockierenden" Entwicklung im zukunftsträchtigen Cloud-Bereich und schlechten Margenperspektiven unter Druck gesetzt.

Über steigende Kurse konnten sich dagegen die Aktionäre der Lufthansa freuen. Die Papiere der Fluggesellschaft, die zuletzt stark unter den Sorgen um den Coronavirus gelitten hatten, rückten wegen eines nun optimistischer werdenden Analysten an der Dax-Spitze um 1,2 Prozent vor. Adrian Yanoshik von der Privatbank Berenberg rät nun in Erwartung einer verbesserten Gewinnentwicklung zum Kauf. Die negative Stimmung nähere sich ihrem Tiefpunkt, so der Experte.

Zahlen lieferte auch Siltronic . Nach einem Jahr leicht über Erwartungen blickt der Waferhersteller nun vorsichtig auf das laufende Jahr. Anders als vorbörslich erwartet, schafften es die Aktien aber dennoch mit fast 5 Prozent ins Plus. Auch sie werden dem Chipsektor zugeordnet, wo Apple für gute Stimmung sorgte.

Unter den Kleinwerten im SDax setzten sich die Anteile des Stahlhändlers Klöckner & Co mit einem Kurssprung um 6 Prozent an die Spitze. Zuletzt auf einem Tief seit Anfang Dezember angekommen, gab ein deutlich nach oben geschraubtes Kursziel frischen Rückenwind. Das Bankhaus Metzler sieht den fairen Wert nun bei 8,50 Euro, was einem Kurspotenzial von rund 40 Prozent entspricht.

Neue Impulse für den Aktienmarkt könnte es am Abend geben, wenn die US-Notenbank Fed ihre Zinsentscheidung mitteilt. Es wird allerdings erwartet, dass sie ihre zuletzt abwartende Haltung bestätigt und den Leitzins nicht antastet. "Nur eine nicht zu erwartende Neueinschätzung der Konjunktur- und Inflationsrisiken durch die US-Währungshüter dürfte zu nachhaltigen Reaktionen führen", äußerten sich am Morgen die Experten der britischen Großbank HSBC ./tih/fba

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0120 2020-01-29/10:11

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