Der deutsche Aktienmarkt hat nach seiner fulminanten Erholungsrally am Donnerstag eine Pause eingelegt. Vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) hielten sich die Anleger lieber zurück. Der Dax dämmte jedoch im frühen Handel seine Verluste auf zuletzt minus 0,38 Prozent bei 12 439,84 Punkten ein.

Dabei belasteten den deutschen Leitindex zudem höhere Verluste bei den Autowerten infolge des am Vortag beschlossenen Konjunkturpaketes der Bundesregierung. Die Koalition hatte sich gegen eine Kaufprämie für Benziner und Dieselautos entschieden, aber für deutlich höhere Prämien für Elektroautos.

Zur Wochenmitte hatte sich die fulminante Aufholjagd im Dax noch weiter fortgesetzt, um fast acht Prozent ging es an den beiden ersten Handelstagen des Monats bereits aufwärts, womit der Corona-Crash immer mehr ausgebügelt wird. Antriebsfeder blieb die Wette der Marktteilnehmer auf eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft von der Corona-Krise.

Auch in den hinteren Börsenreihen nahmen die Investoren im frühen Handel lieber Gewinne mit. Der MDax verlor zuletzt 0,44 Prozent auf 26 559,94 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx gab vergleichsweise moderat nach.

Im weiteren Verlauf sind alle Augen auf die EZB gerichtet. Die Erwartungen sind hoch. Viele Fachleute halten es für möglich, dass die Währungshüter am frühen Nachmittag eine deutliche Aufstockung des Krisen-Anleihekaufprogramms (PEPP) beschließt. Spekuliert wird dabei auf eine Ausweitung um 500 Milliarden auf dann 1,25 Billionen Euro und eine Verlängerung der Laufzeit bis ins kommende Jahr.

Auf Unternehmensseite im Dax belastete die Enttäuschung über die geplanten Hilfen der Koalition in der zuletzt stark gelaufenen Autobranche vor allem die Daimler -Papiere. Diese stachen mit einem Abschlag von mehr als viereinhalb Prozent am Index-Ende heraus. Für die übrigen Branchenwerte ging es um bis zu zwei Prozent abwärts. Zulieferer wie Continental verloren in diesem Sog drei Prozent. Hella dämmten ihren Verlust von bis zu acht Prozent auf zuletzt vier Prozent ein, hier belastete zudem eine Verkaufsempfehlung durch die Analysten von Oddo BHF.

Bayer -Aktien fanden sich mit einem Minus von gut zweieinhalb Prozent ebenfalls unter den schwächsten Dax-Werten wieder. Für die Verluste sorgten Nachrichten aus den USA, wo ein Gericht eine unter Einschränkungen erteilte Zulassung des Unkrautvernichters Dicamba des Konzerns wieder aufgehoben hatte. Die Entscheidung bedeutet, dass Landwirte Dicamba nun nicht mehr verwenden dürfen. Von dem Urteil ist auch der Chemiekonzern BASF betroffen, dessen Papiere um rund eineinhalb Prozent nachgaben.

Lufthansa büßten angesichts gemischt ausfallender Analystenkommentare nach dem starken Lauf am Vortag rund zwei Prozent ein. Börsianer bereiten sich derweil auf ein Ausscheiden der Airline aus dem Dax vor. Die Deutsche Börse gibt die Ergebnisse der Index-Überprüfung am späten Abend nachbörslich bekannt.

Europaweit gefragt waren dagegen vor allem als defensiv geltende Branchen. Im Dax schafften es Beiersdorf mit einem Plus von mehr als zwei Prozent an die Index-Spitze. Adidas profitierten mit einem Plus von knapp eineinhalb Prozent von positiven Aussagen des Sportartikelherstellers zum China-Geschäft.

Im MDax verteuerten sich derweil die Papiere des Dax-Aspiranten Deutsche Wohnen um knapp ein Prozent - es wird erwartet, dass der Immobilienkonzern die Lufthansa in der ersten Börsenliga ersetzen wird./tav/jha/

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0131 2020-06-04/10:12

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