Der Streit zwischen den Großaktionären um die Übernahme des Krankenhausbetreibers Rhön-Klinikum geht weiter. Zudem wackelt wegen der Coronavirus-Pandemie die Dividende, die ein wichtiger Punkt im Konflikt zwischen dem an der Übernahme interessierten Rhön-Konkurrenten Asklepios und dem Großaktionär B. Braun ist, der die Transaktion verhindern will. Zwar seien die Auswirkungen der Krise nach wie vor nicht mit hinreichender Sicherheit zu beziffern, teilte Rhön-Klinikum in der Nacht zum Samstag in Bad Neustadt an der Saale mit. In naher Zukunft dürften die Effekte auf die Geschäftstätigkeit jedoch beurteilt werden können.

"Hierbei wird auch zwangsläufig geprüft werden, ob der bisherige Gewinnverwendungsvorschlag aufrechterhalten werden kann", hieß es weiter. Rhön Klinikum hatte für 2019 eine Dividende von 25 Cent je Aktie vorgeschlagen, vier Cent weniger als vergangenes Jahr. B. Braun hatte zuletzt sogar eine hohe Sonderdividende verlangt und ist damit auf heftigen Widerstand bei Asklepios gestoßen.

Rhön-Klinikum wies zudem ein sogenanntes Ergänzungsverlangen von B. Braun mit Blick auf die am 3. Juni geplante außerordentliche Hauptversammlung ab. Der Medizintechnik- und Pharmakonzern B. Braun Melsungen wehrt sich gegen das Übernahmeangebot von Asklepios, das auf dem außerordentlichen Aktionärstreffen alleiniges Thema sein soll. Die Übernahme-Hauptversammlung soll wegen der Corona-Krise nur online stattfinden. Sie war auf Anfang Juni gelegt worden, um Fristen für die Übernahme zu wahren.

B. Braun hatte unter anderem eine gerichtliche Bestellung des Versammlungsleiters beantragt. Die Melsunger wollen den Verkauf mit einer neuen Satzung verhindern, den Aufsichtsrat neu sortieren und zudem über eine Sonderdividende viel Geld aus dem Unternehmen ziehen. Die von B. Braun geforderten Tagesordnungspunkte würden Gegenstand der für die zweite Augusthälfte angestrebten ordentlichen Hauptversammlung sein, die "mit guten Gründen" als Präsenzveranstaltung geplant sei, begründete Rhön die Ablehnung.

Der Klinikkonzern Asklepios hat 18 Euro je Aktie für die Übernahme von Rhön-Klinikum auf den Tisch gelegt, derzeit steht der Kurs bei 18,10 Euro. Asklepios kommt zusammen mit Röhn-Unternehmensgründer Eugen Münch und dessen Frau inzwischen auf mehr als 50 Prozent der Stimmrechte. B. Braun Melsungen hält gut 25 Prozent. Mit der von B. Braun geforderten Satzungsänderung, die eine Mehrheit von 75 Prozent für Beschlüsse der Hauptversammlung vorsieht, könnte B. Braun dementsprechend Entscheidungen blockieren.

Derweil ging Rhön-Vorstandschef Stephan Holzinger im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ("FAS") auf Distanz zu den Streithähnen auf Eigentümerseite. Er kritisierte die Dauerfehde zwischen Münch, Asklepios-Gründer Bernard große Broermann und B. Braun. "Das schränkt unsere Handlungsfähigkeit ein und lenkt von unseren eigentlichen Aufgaben ab", sagte Holzinger dem Blatt. "Es verunsichert die Belegschaft, es schreckt womöglich Talente ab und bringt im Zweifel gute Leute dazu, uns zu verlassen." Er habe die Kontrahenten mehrfach dazu aufgerufen, an einem Strang zu ziehen. "Offenkundig bin ich mit diesen Appellen nicht durchgedrungen."

Der geplanten Transaktion geht bereits ein jahreslanges Tauziehen um Rhön voraus. So wollte Rhön-Gründer Münch schon 2012 das Unternehmen mit Fresenius Helios fusionieren, woraufhin Asklepios und B. Braun bei Rhön eingestiegen waren und einen umfassenden Deal verhinderten. Am Ende war mit 40 Krankenhäusern allerdings ein Großteil der Kliniken von Rhön an Helios gegangen.

B. Braun hatte damals schon um seine Marktposition gefürchtet. Auch aktuell dürfte das nicht anders aussehen, würden sich mit Asklepios und Rhön doch zwei führende Klinik-Konzerne in Deutschland hinter dem Marktführer Fresenius Helios vereinen. Der gemeinsame Anlauf von Asklepios und Münch wurde Ende Februar 2020 bekannt gegeben. Demnach wurden zunächst die Anteile von Asklepios, von Münch sowie seiner Ehefrau in einem Gemeinschaftsunternehmen gebündelt./zb/men

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AXC0103 2020-05-16/19:26

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