Der Umbau des Lebensmittelkonzerns Nestle soll auch den Aktionären zugute kommen. Ab 2020 will das Unternehmen über einen Zeitraum von zwei Jahren bis zu 20 Milliarden Schweizer Franken (knapp 18,2 Mrd Euro) an seine Aktionäre ausschütten, und zwar hauptsächlich über Aktienrückkäufe. Auch Sonderdividenden werde es möglicherweise geben, wie Nestle am Donnerstag zur Vorlage seiner Neunmonatszahlen mitteilte. Der Aktienkurs startete am Morgen leicht im Minus.

Im abgelaufenen dritten Quartal konnte Schneider das organische Wachstum des Konzerns etwas ankurbeln. Aus eigener Kraft, das heißt ohne Zu- und Verkäufe und Wechselkurseffekte gerechnet, legte der Hersteller von Maggi, Kitkat und Nescafe um 3,7 Prozent zu und traf damit exakt die Erwartungen der Analysten. Allerdings machten Währungsschwankungen dem Konzern zu schaffen, weshalb das nominale Wachstum mit plus 2,9 Prozent auf 68,4 Milliarden Schweizer Franken (rund 62 Milliarden Euro) geringer ausfiel.

"Wir sind mit unseren Neunmonatszahlen zufrieden und haben weitere Fortschritte auf dem Weg zu unseren Finanzzielen für 2020 erzielt", sagte Schneider laut Mitteilung. Der Anfang 2017 vom Medizinkonzern Fresenius in die Schweiz gewechselte Manager hatte dem Konzern eine stärkere Neuausrichtung auf Gesundheitstrends und eine Schrumpfkur inklusive Stellenabbau und -verlagerungen verordnet. So will der Konzern die Kosten bis 2020 um bis zu 2,5 Milliarden Franken senken und dann organisch im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen. Bislang hat Nestle bereits 1,9 Milliarden Franken eingespart.

Dazu beschleunigte der Konzern das Tempo, mit dem er neue Produkte auf den Markt wirft. Auch das Portfolio selbst wurde durch zahlreiche Zukäufe, aber auch Verkäufe von Geschäftsteilen neu geordnet. Zuletzt hatte Nestle Anfang Oktober die Veräußerung seiner Hautpflegesparte für rund 10 Milliarden Franken an ein Investorenkonsortium abgeschlossen. Die Prüfung strategischer Optionen für das Fleischwarengeschäft Herta Charcuterie dauere unterdessen an, hieß es am Donnerstag weiter.

Gleichzeitig lässt sich Nestle den Weg offen für weitere Akquisitionen: Sollten im Zeitraum des Ausschüttungsprogramms an die Aktionäre größere Zukäufe stattfinden, soll der Betrag der Ausschüttung entsprechend angepasst werden. Grundsätzlich werde die Höhe der monatlichen Rückkäufe und die Höhe der Sonderdividenden von den Marktbedingungen abhängen.

Im abgelaufenen dritten Jahresviertel von Juli bis September profitierte Nestle regional gesehen vor allem von einem guten Lauf in den USA und Brasilien. In China dagegen machten dem Konzern vor allem Einbußen im Geschäft mit Säuglingsnahrung zu schaffen, weshalb dort nur ein stabiles Wachstum verzeichnet wurde. Betrachtet nach Produktkategorien trugen Tierfutter, spezielle, auf die Gesundheit ausgerichtete Ernährungsprodukte, sowie Kaffee den größten Batzen zum Konzernwachstum bei.

Der Start von Starbucks -Produkten sei auf eine starke Nachfrage gestoßen, weitere Länder sollen folgen, hieß es weiter. Nestle hatte sich im vergangenen Jahr in einem Milliardendeal die Vermarktungsrechte sämtlicher Konsum- und Gastronomieprodukte der US-Kaffeekette gesichert. Durch die Starbucks-Produkte und dank der bereits vor knapp zwei Jahren zugekauften kanadischen Firma Atrium Innovations, einem Spezialisten für gesundheitsunterstützende Produkte, habe man die Umsatzeinbußen durch veräußerte Geschäftsbereich mehr als kompensieren können.

Sorgenkind blieb auch im dritten Quartal das Wassergeschäft, das nur verhalten wuchs. Der Konzern führte dies unter anderem auf eine enttäuschende Sommersaison in Europa zurück. Nestle will die Sparte nun umbauen.

Mit dem inzwischen erreichten Wachstum sieht sich das Management weiter in der Spur zu seinen Jahreszielen. 2019 will Nestle mit einem organischen Wachstum von rund 3,5 Prozent abschneiden und eine operative Ergebnismarge von mindestens 17,5 Prozent erzielen. Der Gewinn je Aktie soll zu konstanten Wechselkursen zulegen./tav/nas/fba

 ISIN  CH0038863350

AXC0093 2019-10-17/09:39

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