Der Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA macht Ernst: Die Darmstädter haben nun offiziell ein feindliches Übernahmeangebot für den US-Halbleiterzulieferer Versum Materials vorgelegt. Mit 48 Dollar je Aktie in bar entspreche die Offerte einem Unternehmenswert von rund 6 Milliarden Dollar (rund 5,3 Mrd Euro), teilte Merck am Dienstag in Darmstadt mit. Das Angebot laufe bis 7. Juni vorbehaltlich einer Verlängerung. Finanzierungszusagen von Banken für den Milliarden-Deal habe man bereits eingeholt.

Mit dem Schritt steigt Merck endgültig in ein Bieterrennen um Versum ein. Die Darmstädter grätschen damit mitten in eine bereits beschlossene Fusion: Das Management der Amerikaner hatte sich schon im Januar mit dem US-Konzern Entegris auf eine rund vier Milliarden Dollar schwere Übernahme geeinigt. Das gut einen Monat später angekündigte Kaufangebot von Merck hatte Versum deshalb zunächst abgewiesen. Die Deutschen lassen aber nicht locker und schrecken auch vor einer feindlichen Übernahme gegen den Willen des Versum-Managements nicht zurück.

"Wir sind fest entschlossen, die Übernahme von Versum abzuschließen", erklärte Merck am Dienstag abermals. Gemessen an Versums Börsenschlusskurs von Montag stelle das Merck-Angebot im Vergleich zum Zusammenschluss mit Entegris einen kräftigen Aufschlag von fast 24 Prozent dar, betonte der Dax-Konzern . Dabei hofft Merck weiter auf die Unterstützung durch die Versum-Aktionäre. Merck-Chef Stefan Oschmann hatte bereits zur Bilanzvorlage Anfang März von positiven Reaktionen einiger Kapitalmarktinvestoren auf das Vorhaben der Darmstädter gesprochen.

Versum will sich auf einem außerordentlichen Aktionärstreffen am 26. April die Fusion mit Entegris von den Investoren absegnen lassen. Merck forderte unterdessen die Versum-Aktionäre erneut dazu auf, gegen den Zusammenschluss mit Entegris zu stimmen. Ein endgültiges Statement haben die Darmstädter nach eigenen Angaben bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht.

Merck will mit der Versum-Übernahme das schwächelnde Geschäft mit Spezialchemie stärken und stärker auf die Elektronik-Industrie ausrichten. Allerdings hat Versum einer eventuellen Übernahme durch die Deutschen bereits vor einigen Wochen Steine in den Weg gelegt. Das Management hatte hierfür einen Aktienoptionsplan auf den Weg gebracht. Dieser tritt in Kraft, wenn ein Käufer die Schwelle von 12,5 Prozent aller Aktien überschreitet. In diesem Fall dürfen alle anderen Aktionäre außer dem Käufer neu ausgegebene Versum-Papiere zum halben Marktwert erwerben. Der Plan soll damit eine Übernahme erschweren, da der Aktienanteil des Käufers auf diese Weise sinkt.

An der Börse reagierte die Merck-Aktie am Dienstag mit einem kleineren Kursdämpfer auf die neuesten Nachrichten - hielt sich aber weiterhin im Plus. Zuletzt reduzierte das Papier seinen Kursvorsprung auf 0,65 Prozent. Zwar hatte die Börse bereits Ende Februar verschnupft reagiert, als die Darmstädter ihr Vorhaben öffentlich machten.

Dem Aktienkurs hat es aber nicht nachhaltig geschadet: Seit Jahresbeginn hat das Papier gut zehn Prozent an Wert gewonnen. Der Aktienkurs von Versum Materials zog im vorbörslichen Handel am Dienstag moderat auf 49,99 Dollar an und liegt damit über dem Merck-Angebot. Das Papier hat seit dem Bekanntwerden von Mercks Interesse bereits um fast sechzig Prozent zugelegt./tav/als/stw/mis

 ISIN  DE0006599905  US92532W1036  US29362U1043

AXC0238 2019-03-26/15:05

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