ESSEN (dpa-AFX) - Der Baukonzern Hochtief hat 2022 deutlich mehr verdient als im Vorjahr. Die Dividende will der Vorstand um Unternehmenschef Juan Santamaría mehr als verdoppeln. "Hochtief hat im Jahr 2022 trotz der Herausforderungen des aktuellen makroökonomischen Umfelds eine solide Leistung erbracht", sagte Santamaría am Donnerstag in einer Pressekonferenz. An der Börse kam dies gut an. Die Aktie lag am Nachmittag rund 4,8 Prozent im Plus bei 60,38 Euro.

2022 stieg der um Sondereffekte bereinigte Nettogewinn um fast 156 Prozent auf knapp 522 Millionen Euro, wie das Unternehmen in Essen mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit knapp 490 Millionen Euro gerechnet. Die Dividende soll auf 4 Euro je Aktie zulegen nach 1,91 Euro vor einem Jahr.

Im laufenden Jahr rechnet Hochtief dank eines guten Auftragsbestands mit einem bereinigten Nettogewinn zwischen 510 und 550 Millionen Euro, was ebenfalls mehr ist als von Experten erwartet.

Wachstumschancen für Hochtief sieht Santamaría vor allem in den Bereichen Hightech, Energiewende und nachhaltige Infrastruktur. "Mit unserer starken Infrastrukturkompetenz und lokalen Präsenz in wichtigen entwickelten Märkten können wir diese Wachstumschancen materialisieren", sagte er. Ein erheblicher Teil des Auftragsbestands von rund 51 Milliarden Euro Ende 2022 stamme bereits aus den rasch wachsenden Bereichen.

So biete der Systemwechsel vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb Hochtief enorme Chancen, sagte Santamaría. Überall auf der Welt würden neue Fabriken für die Massenproduktion von Batteriezellen entstehen. Hochtief habe bereits eine Reihe von Aufträgen in den USA und Deutschland erhalten. Branchenexperten schätzten, dass die Automobilhersteller in den nächsten fünf Jahren weltweit 330 Milliarden US-Dollar in die gesamte Lieferkette von Elektrofahrzeugen investieren werden. Etwa ein Drittel davon werde voraussichtlich in Batterien fließen.

Das Wachstum der digitalen Industrie im Zusammenhang mit der 5G-Einführung betreffe nahezu alle Lebens- und Arbeitsbereiche, erläuterte Santamaría. Dies erfordere mehr und größere Rechenzentren auf der ganzen Welt. Der Manager wies dabei auf eine Studie des Marktforschungsunternehmens IMARC hin, derzufolge die weltweiten Investitionen in Rechenzentren von 50 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 auf 111 Milliarden US-Dollar im Jahr 2027 steigen sollen. Hochtief habe in diesem Bereich bereits einen Auftragsbestand von mehr als vier Milliarden Euro, fügte er hinzu.

Auch zukünftig soll Deutschland für Hochtief ein wichtiger Markt bleiben. "Gebäude müssen angepasst werden und ich bin optimistisch, dass es in Deutschland für uns genug Arbeit gibt", sagte Santamaría. Auch die Infrastruktur sei im Kommen, es gebe Debatten über Autobahn- und Brückenerneuerungen. Da werde es sicherlich Entscheidungen geben und der Markt sich weiterentwickeln. "Hochtief möchte ein wichtiger Player im deutschen Markt sein und bleiben", betonte der Manager. Hochtief beschäftigt von den knapp 37 000 Mitarbeiter rund 3000 in Deutschland.

Erst jüngst hat der spanische Großaktionär ACS seinen Anteil an Hochtief auf 68 Prozent aufgestockt. Im September erwarb ACS die 14,5-prozentige Hochtief-Beteiligung des italienischen Infrastrukturkonzerns Atlantia für insgesamt 577,8 Millionen Euro. Rechnet man die Aktien hinzu, die Hochtief selbst hält, liegt ACS' Beteiligung sogar bei rund 71 Prozent./mne/jkr

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AXC0283 2023-02-23/16:28

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