Nach dem von der Corona-Krise geprägten 2020 geht der Spezialchemiekonzern Evonik verhalten optimistisch ins neue Jahr. Rückenwind soll der fortgesetzte Fokus auf die Spezialchemie liefern, die oftmals profitabler und in konjunkturell schwierigen Zeiten weniger schwankungsanfällig ist als das Geschäft mit Standard- und Massenware. "In der Krise hat sich unsere Transformation hin zu mehr Spezialchemie ausgezahlt", sagte Evonik-Chef Christian Kullmann am Donnerstag laut Mitteilung. "Wir sind mitten in diesem Transformationsprozess, den wir konsequent weiter vorantreiben und der uns 2021 und darüber hinaus neues Wachstum bescheren wird."

Kullmann kalkuliert für 2021 mit einem Umsatz zwischen 12 und 14 Milliarden Euro sowie mit einem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von 2,0 bis 2,3 Milliarden Euro. Das wäre im günstigen Fall mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Die durchschnittlichen Analystenschätzungen liegen in etwa in der Mitte der Spannen.

Laut dem Analysten Markus Mayer von der Baader Bank überzeugt der Ausblick auf das neue Jahr vor allem bei näherem Hinsehen. So dürften die Unternehmensprognosen einen Puffer für mögliche Corona-Belastungen beinhalten. Positiv hervor hob der Experte vor allem den Ausblick für den freien Mittelzufluss, der laut Evonik-Finanzchefin Ute Wolf weiter steigen dürfte nach überraschend hohen 780 Millionen Euro 2020. Der freie Mittelzufluss ist auch wichtig für die Dividende, die mit 1,15 Euro je Aktie stabil bleiben soll. Nach der jüngsten Kurserholung auf gut 29 Euro entspricht das einer Dividendenrendite von knapp 4 Prozent. Zum Handelsauftakt verlor die Aktie 1,8 Prozent.

2020 schlugen die Folgen der Corona-Pandemie vor allem anfangs ins Kontor. Die Autokrise und der Ölpreiseinbruch hinterließen insbesondere in der ersten Jahreshälfte Spuren. Zudem gerieten die Preise für das Tierfuttereiweiß Methionin zum Jahresende hin abermals unter Druck. Robuste Geschäfte etwa mit Hygieneanwendungen sowie mit der Pharma- und auch der Windkraftbranche konnten das nicht vollständig auffangen. Der Konzernumsatz fiel 2020 um sieben Prozent auf 12,2 Milliarden Euro und das operative Ergebnis sank um elf Prozent auf 1,91 Milliarden Euro.

Unter dem Strich entfällt auf die Aktionäre ein Gewinn von 465 Millionen Euro nach 2,1 Milliarden im Vorjahr. Allerdings waren damals die hohen Erlöse aus dem Verkauf des Methacrylatgeschäfts enthalten.

Die prozentual größten Einbußen verzeichnete Evonik im Segment Performance Materials angesichts einer schwachen Nachfrage aus der Automobil- und Kraftstoffindustrie. Harter Wettbewerb lastete zudem auf dem Geschäft rund um saugstarke Materialien etwa für Windeln, dass aktuell fit für einen Verkauf gemacht wird. Die geplante Trennung ist Teil des Konzernumbaus.

So wurden 2020 in der Performance-Materials-Sparte die Bereiche zusammengefasst, für die im Grunde keine Wachstumsinvestitionen mehr geplant sind. Stattdessen soll die Sparte auf höhere Gewinnmargen getrimmt werden, was die Geschäfte attraktiver für potenzielle Käufer machen würde. Dazu zählen auch die sogenannten C4-Aktivitäten rund um petrochemische Produkte.

Die anderen drei Sparten - Specialty Additives, Nutrition & Care und Smart Materials - sieht Evonik als Wachstumsfelder. Sie bedienen unter anderem die Tierfutter- und Lebensmittelindustrie und die Pharmabranche, stellen aber auch Desinfektionsmittel, Materialien für den 3D-Druck und Flammschutzmittel her. Die Aktivitäten werden auch mit Übernahmen gestärkt, wie dem US-Wasserstoffperoxid-Hersteller Peroxychem und dem US-amerikanischen Experten für die Aufbereitung von Katalysatoren, Porocel.

Größere Spuren hinterließ die Corona-Krise 2020 hier nur im Bereich Smart Materials, da Reifenhersteller weniger Zusatzstoffe nachfragten und die Autobranche weniger Hochleistungskunststoffe verbrauchte./mis/nas/stk

 ISIN  DE000EVNK013

AXC0128 2021-03-04/09:15

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