Die Deutsche Börse ist bei der Suche nach Übernahmezielen mal wieder fündig geworden. Nachdem zuletzt eine angepeilte größere Übernahme im Währungsbereich nicht geklappt hatte, schlug der Börsenbetreiber im Fondsbereich zu - und zwar bei einer Sparte der Schweizer Großbank UBS . Die auf die Abwicklung und Verwahrung von Wertpapieren spezialisierte Deutsche-Börse-Tochter Clearstream kauft rund 51 Prozent der UBS-Fondsvertriebsplattform Fondcenter für 389 Millionen Schweizer Franken (362 Mio Euro), wie die Deutsche Börse am Dienstag in Frankfurt mitteilte.

Nach dem Abschluss der Transaktion, der für die zweite Jahreshälfte geplant ist, soll die UBS-Sparte mit dem Clearstream Fund Desk zusammengelegt werden. Dadurch entstehe eine Fondsvertriebsplattform für Geschäftskunden mit einem verwalteten Vermögen von etwas mehr als 230 Milliarden US-Dollar (207 Mrd Euro).

Die UBS verspricht sich von dem Verkauf nach eigenen Angaben einen Gewinn von rund 600 Millionen Dollar nach Steuern. Das Kapital der Bank soll dabei um zirka 400 Millionen steigen. Die Bank behält zunächst knapp 49 Prozent der Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen. Es soll aber eine Vereinbarung geben, die der Bank ermöglicht, diesen Anteil später an Clearstream zu verkaufen.

Clearstream und die UBS gehen zudem eine langfristige Kooperation zur Betreuung der UBS ein. Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer sagte: "Der Erwerb eines Mehrheitsanteils an Fondcenter und die damit verbundene langfristige Partnerschaft mit der UBS unterstreicht die vertrauensvolle Kundenbeziehung." Die Übernahme sei ein weiterer strategischer Schritt zur Erreichung der von Weimer verordneten Ziele. Der seit Anfang 2018 an der Spitze des Konzerns stehende frühere HVB-Chef will den Börsenbetreiber unter anderem mit Übernahmen unabhängiger vom Aktien- und Derivategeschäft machen.

Im vergangenen Jahr war die Deutsche Börse bei der Devisenhandelsplattform FXAll des Finanzdatenanbieters Refinitiv leer ausgegangen. Diese hätte Weimer gerne ganz oder in Teilen gekauft, hatte dann aber das Nachsehen, da sich der Konkurrent London Stock Exchange (LSE) Refinitiv als Ganzes für 27 Milliarden Dollar schnappte. In der vergangenen Woche hatte die "Financial Times" berichtet, dass die Deutsche Börse zu den Interessenten der Handelsplattform Currenex der US-Bank State Street gehören könnte. Mögliche Gespräche seien allerdings in einem frühen Stadium, hieß es in dem Bericht. Von den Unternehmen gab es dazu keinen Kommentar.

Am Aktienmarkt gab der Aktienkurs der Deutschen Börse am Dienstag nach Bekanntwerden der Übernahme in der Schweiz etwas nach. Allerdings hatte das Papier in den vergangenen Tagen deutlich an Wert gewonnen und am Montag erst ein Rekordhoch von 146,85 Euro erreicht.

Die Aktie gehört seit einiger Zeit zu den Favoriten unter den deutschen Standardtiteln. Dies wird unter anderem mit den vielen Übernahmen in der Branche begründet, die zu einer neuen Sektorbewertung geführt haben. Auch wenn die Deutsche Börse dabei nie im großen Stil zugeschlagen hat, trauen ihr viele Analysten dank ihres starken Stammgeschäfts im Derivatebereich und ihrer breiten Aufstellung zu, einer der Gewinner der derzeitigen Branchenkonsolidierung zu sein./zb/stw/fba

 ISIN  DE0005810055  CH0244767585

AXC0100 2020-01-21/10:02

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