Die Online-Bank Comdirect hat vor der geplanten Verschmelzung mit ihrer Mutter Commerzbank kräftig zugelegt. Im dritten Quartal wuchsen die Erträge, der Gewinn und die Zahl der Kunden deutlich, wie das Institut am Dienstag am Unternehmenssitz im schleswig-holsteinischen Quickborn mitteilte. Ein bereits erwarteter Sondergewinn aus dem Verkauf der auf das Maklergeschäft spezialisierten Depotbank Ebase ließ den Überschuss im dritten Quartal im Jahresvergleich sogar auf das Zehnfache anschwellen.

Unter dem Strich verdiente die Comdirect in den Monaten Juli bis Ende September dadurch rund 122 Millionen Euro, nach 12 Millionen ein Jahr zuvor. Im fortgeführten Geschäft konnte die Bank ihren Vorsteuergewinn um das Anderthalbfache auf knapp 30 Millionen Euro steigern. Zins- und Provisionsüberschuss legten ebenfalls zu. Die Zahl der Kunden lag Ende September bei 2,7 Millionen, in den ersten neun Monaten kamen netto rund 174 000 hinzu.

Sein Gewinnziel für 2019 hatte Vorstandschef Arno Walter bereits Anfang Oktober auf mehr als 185 Millionen Euro vor Steuern erhöht. Nach den ersten neun Monaten stehen hier fast 176 Millionen Euro zu Buche. Die Commerzbank will die Comdirect im Zuge ihrer neuen Strategie komplett übernehmen und mit dem Konzern verschmelzen. Commerzbank-Chef Martin Zielke will dann auch die Zwei-Marken-Strategie beenden und "im Vertrieb sowie im Marketing auf eine Marke setzen", wie er angekündigt hatte.

Bisher hält das Frankfurter Geldhaus rund 82 Prozent der Comdirect-Aktien. Den übrigen Anteilseignern hat es bereits ein Übernahmeangebot von 11,44 Euro je Aktie angekündigt. Der Kurs der Comdirect-Aktie ist inzwischen jedoch weit darüber hinausgeschossen und hat inzwischen die Marke von 13 Euro überschritten.

Die Commerzbank selbst hatte ihre Aktionäre am Montag mit unerwartet guten Zahlen zum dritten Quartal überrascht. So stieg der Quartalsüberschuss im Vergleich um 35 Prozent auf 294 Millionen Euro. Das lag zwar vor allem an dem Verkauf der Ebase, doch auch das Tagesgeschäft lief besser als von Analysten erwartet. So konnte die Commerzbank ihren Zinsüberschuss steigern, ihre Kosten senken und musste zudem weniger Geld für faule Kredite zurücklegen.

Dabei hatte Commerzbank-Chef Martin Zielke bei der Vorstellung seiner neuen Strategie Ende September die Erwartungen eher gedämpft. Er will das Geldhaus mit einem radikalen Konzernumbau angesichts der niedrigen Zinsen und des scharfen Wettbewerbs in der Branche wetterfest machen. Dazu will er 4300 Vollzeitstellen streichen und zugleich 2000 Jobs in strategischen Bereichen wie Vertrieb, IT und Regulatorik aufbauen. Zudem sollen 200 der rund 1000 Geschäftsstellen des Instituts wegfallen.

Die Komplettübernahme und Verschmelzung mit der Comdirect ist Teil des Plans. Die Onlinebank beschäftigte Ende September knapp 1300 Mitarbeiter mit knapp 1200 Vollzeitstellen./stw/zb/fba

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AXC0099 2019-10-29/09:14

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