(neu: Einstieg neu gefasst, Lampe-Analyst, Kurs aktualisiert)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Wafer-Hersteller Siltronic hat sich trotz der schwierigen Lage in der Chipbranche im Schlussquartal besser geschlagen als befürchtet. Vor dem Hintergrund politischer Unsicherheiten wie dem Handelsstreit zwischen den USA und China geht der Konzern zwar vorsichtig ins neue Jahr, Analysten hatten das aber so erwartet. Laut dem Analysten Veysel Taze vom Bankhaus Lampe unterstreicht die Entwicklung im Schlussquartal 2019 zudem die Robustheit des Geschäftsmodells. Der Aktienkurs schnellte bis zum Nachmittag zweistellig nach oben.

Zu den nicht vollständig gelösten Zollstreits und den Spannungen im Mittleren Osten kämen hohe Lagerbestände bei Kunden, die auf der Nachfrage lasteten, wie der MDax -Konzern am Mittwoch in München mitteilte. Zwar gebe es Signale einer höheren Nachfrage nach Logikchips, doch könnte gleichzeitig eine Nachfrageerholung seitens der Speicherchip-Hersteller aufgrund erhöhter Lagerbestände an Rohwafern noch länger auf sich warten lassen, hieß es weiter. Damit könnte sich also die trägere Geschäftsentwicklung des Jahres 2019 zunächst fortsetzen.

Analyst Florian Treisch von der Commerzbank hatte erst vor wenigen Tagen darauf hingewiesen, dass wegen nach wie vor eher hoher Lagerbestände in der Chipbranche eine Nachfragebelebung vor dem zweiten Halbjahr eher unwahrscheinlich erscheine und die Preise zudem unter Druck stünden.

So hatten der Handelsstreit zwischen den USA und China, die Probleme der Autobranche, aber auch eine Abkühlung der Investitionen in die Cloud-Infrastruktur sowie schlechtere Smartphone-Verkäufe großen Chipkonzernen 2019 zu schaffen gemacht. Das schlug auch auf Siltronic durch, das Wafer - runde Scheiben aus Silizium - herstellt, die die Chipproduzenten weiterverarbeiten.

Zwar hatte Siltronic den Umsatz in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres im Quartalsvergleich erstmals 2019 leicht gesteigert, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel dennoch wegen rückläufiger durchschnittlicher Verkaufspreise noch ein wenig weiter.

Mit Blick auf das Gesamtjahr übertraf die Beteiligung von Wacker Chemie dennoch die vom Unternehmen zur Verfügung gestellten durchschnittlichen Analystenschätzungen. Der Umsatz sank auf Basis vorläufiger Zahlen 2019 um fast 13 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro. Das Ebitda sackte im Vergleich zum besonders starken Vorjahr um etwas mehr als 30 Prozent auf 409 Millionen Euro ab.

Der auch mit Blick auf die Dividende wichtige Netto-Mittelzufluss (Netto Cashflow) sank auf 81 nach 240,4 Millionen Euro vor einem Jahr. Wie viel Siltronic dieses Jahr an die Aktionäre ausschütten will sowie Details zum Jahresausblick dürfte dann im Zuge der Veröffentlichung der vollständigen Bilanz am 9. März bekannt gegeben werden.

Analysten rechnen aktuell im Schnitt mit einer Dividende von etwas mehr als 3 Euro je Aktie. Das wären zwar 2 Euro weniger als ein Jahr zuvor, entspräche auf dem derzeitigen Kursniveau aber einer Dividendenrendite von mehr als drei Prozent.

Das trübere Geschäftsumfeld hatte auch beim Aktienkurs Spuren hinterlassen. Vom Rekordhoch von 160,55 Euro im Frühjahr 2018 bis zum Mehrjahrestief von 49,13 Euro im Juni 2019 war es um fast 70 Prozent abwärts gegangen, bevor der Kurs sich fing und zur Erholung ansetzte.

Diese setzte sich nach der Vorlage der Eckdaten für 2019 fort: Nach einem Kursrücksetzer zum Handelsstart drehten die Papiere schnell in die Gewinnzone und stiegen an der MDax-Spitze um zuletzt rund 13 Prozent auf 102,20 Euro. Rückenwind dürften dabei auch Quartalszahlen von Apple geliefert haben. So sahen Händler in den starke Zahlen und der erhöhten Prognose des iPhone-Konzerns positive Vorgaben für die Halbleiterbranche./mis/mne/he

 ISIN  DE000WCH8881  DE000WAF3001

AXC0248 2020-01-29/15:54

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