ROUNDUP 2: Viel Kurzarbeit an Autostandorten und in Tourismusregionen
29.06.2020 | 14:56
(neu: IWF)
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Kurzarbeit im Zuge der Corona-Krise hat vor allem Regionen mit einem hohen Anteil der Autobranche und anderen Unternehmen aus der Metall- und Elektroindustrie sowie Urlaubsgebiete getroffen. Das hat eine Analyse für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung ergeben. Vergleichsweise wenig Kurzarbeit sei dagegen in Städten mit starken Chemie- und Pharmaunternehmen angezeigt worden.
Die bundesweit höchste Quote bei den Kurzarbeitsanzeigen hat es
demnach mit 56,0 Prozent am VW-Standort
Überdurchschnittlich viel Kurzarbeit sei auch in Fremdenverkehrsregionen angemeldet worden. So wiesen die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald (41,4 Prozent), Oberallgäu (40,4 Prozent) und Garmisch-Partenkirchen (35,1 Prozent) hohe Quoten auf. Auch an der Nord- und der Ostseeküste gebe es hohe Quoten bei der angemeldeten Kurzarbeit. Der bundesweite Durchschnitt habe im April gut 31 Prozent betragen.
Eine Erhebung des Münchner Ifo-Institutes hatte ergeben, dass die Gastronomie die am meisten von Kurzarbeit betroffene Branche ist. Der Schätzung des Institutes zufolge arbeiteten im Mai 796 000 Mitarbeiter in der Gastronomie kurz - und damit 72 Prozent der gesamten Beschäftigten. Im Fahrzeugbau wurden vom Ifo-Institut 513 000 Kurzarbeiter (46 Prozent) geschätzt.
Wie viele Beschäftigte in Kurzarbeit gegangen sind, ist noch nicht bekannt. Die Zahlen der angezeigten Kurzarbeit dürften aber deutlich höher sein als die der tatsächlich kurzarbeitenden Beschäftigten, vermuten die WSI-Wissenschaftler. Die Unternehmen hätten oft vorsorglich für größere Gruppen Kurzarbeit angemeldet. Regionale Daten zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit würden erst in einigen Monaten vorliegen.
Die niedrigsten Kurzarbeitsquoten ermittelten die WSI-Forscher für
den BASF-Standort
In den deutschen Autofabriken wird die Kurzarbeit inzwischen
schrittweise verringert, wie eine Umfrage der Deutschen
Presse-Agentur ergab. Bei BMW
Der Internationale Währungsfonds (IWF) ermahnte Deutschland, die Kurzarbeit nicht zu überdehnen. Das Instrument habe schon "in der Finanzkrise sehr gut funktioniert", sagte die IWF-Chefökonomin Gita Gopinath dem "Spiegel". Jetzt habe die Bundesregierung Kurzarbeit jetzt noch attraktiver gemacht. Wenn die wirtschaftliche Erholung einsetze, müssten die Bedingungen aber geändert werden. Sonst drohten Firmen künstlich am Leben gehalten zu werden. "Man muss Arbeiter ermutigen, von schrumpfenden in wachsende Branchen zu wechseln", sagte Gopinath.
Trotz des massenhaften Einsatzes der Kurzarbeit sei aber auch die Arbeitslosigkeit gestiegen - ebenfalls mit beachtlichen regionalen Unterschieden. Besonders starke coronabedingte Anstiege der Arbeitslosenquoten hatten nach WSI-Berechnungen in den Tourismusregionen Vorpommern-Rügen (3,2 Prozentpunkte) und Wittmund in Ostfriesland (2,6 Prozentpunkte) zu verkraften. Aber auch in Berlin (2,5 Prozentpunkte), Garmisch-Partenkirchen (2,4 Prozentpunkte), dem Berchtesgadener Land und in Wilhelmshaven (beide 2,3 Prozentpunkte) sei die Arbeitslosenquote deutlich gestiegen. Im Bundesmittel habe sich die Quote von März bis Mai coronabedingt um 1,3 Prozentpunkte erhöht./hff/DP/stw
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