BÖRSE EXPRESS: Einige Experten sprechen schon seit längerem von einem Bärenmarkt an den Bondmärkten, andere sehen dort zumindest großen Herausforderungen entgegen - durch steigende Zinsen und damit Kursverlusten in vielen Anleihesegmenten. Welche Charakteristika des ERSTE TOTAL RETURN FIXED INCOME bewähren sich in so einem Umfeld am meisten?

ROMAN SWATON: Anstelle eines Bärenmarktes sprechen wir lieber von einer Normalisierung auf den Zins- und Kreditmärkten. Der Fonds hat keine Benchmark, sondern ein Ertragsziel von 3-Monats-Euribor + 200 Basispunkte nach Kosten. Das erlaubt uns sehr flexibel zu agieren. Mittels Futures und Zins-Swaps wird die Zinsduration zwischen minus vier und plus acht Prozent gesteuert. D.h. der Fonds kann eine negative Zinsduration aufweisen. Dank des Kaufs von Protection in Form von CDS-Indizes ist eine ähnlich flexible Steuerung der Spreadduration möglich. Obendrein kann der Fonds auch in Lokalwährungen von Emerging Markets investieren, deren Volkswirtschaften sich mitunter in einer anderen Phase des Zinszyklus befinden. Es ist demnach nicht nur die Geldpolitik einer Fed, EZB oder Bank of England, die in den Fonds einfließt.

BÖRSE EXPRESS: Wie sieht die aktuelle Multi-Sektor-Strategie des Rentenfonds aus und warum?

ROMAN SWATON: Der Fonds hat sowohl ein Kernportfolio bestehend aus Anleihen als auch ein Kernportfolio aus Devisentermingeschäften. Um diese beiden Kernportfolien herum werden taktische Positionen aus Anleihen, Fixed Income-Derivaten und FX-Forwards aufgebaut, sogenannte Best Opportunity-Trades. Diese kurzfristigeren Positionen können sowohl das Ergebnis diskretionärer, fundamentaler Entscheidungen sein, als auch aus quantitativen Modellsignalen herrühren.

BÖRSE EXPRESS: Bei Ihrem Fonds soll ein sogenanntes Carry-Portfolio für laufende Erträge sorgen. Erläutern Sie bitte diese Strategie.

ROMAN SWATON: Das Carry-Portfolio besteht im Wesentlichen aus den beiden oben genannten Kernportfolien. Das Anleihenkernportfolio entspricht einer mittelfristigen Meinung über die Asset Allocation von Fixed Income-Klassen. Im Februar spielten Credits eine prominente Rolle. Emerging Markets Corporates lautend auf US-Dollar und Euro machten 9% des Anleihenkernportfolios aus, Emerging Markets Sovereigns in Hard Currency 2%, EM Local Currency 6%, Euro IG Corporates 62% und Euro HY (inkl. nicht geratet) 21%.

Das Kern- respektive Carry-Portfolio aus Devisentermingeschäften setzte sich im Februar aus zehn EM-Währungen zusammen, wobei Währungen mit höheren lokalen Geldmarktsätzen tendenziell gekauft und solche mit geringer Verzinsung tendenziell verkauft wurden.

BÖRSE EXPRESS: Stichwort ‘Effektives Risikomanagement’. Erklären Sie dazu bitte - und zwar sowohl auf Fonds- als auch auf Positionsebene - die Details anhand von Beispielen.

ROMAN SWATON: Das Fixed Income-Investmentkomitee entscheidet im Zuge der Asset Allocation auch über die Risikohaltung. Dabei fließen mehrere hausintern entwickelte Risikoindikatoren ein, aber auch Änderungen von Absorption-Ratios. Der Fond unterliegt einem absoluten Value-at-Risk-Ansatz. Das Ziel für den Ex-ante-Value-at-Risk liegt bei 6% (20 Handelstage, 99%iges Signifikanzniveau). Der Marginal Value-at-Risk einer Einzelpositionen respektive eines Strategiebündels sollte nicht mehr als 1,5% des NAVs ausmachen. Darüber hinaus gibt es für die kurzfristigen, handelsorientierten Best Opportunity-Trades Einzelpositionslimits. Der Stopp-Loss ist mit 10 Basispunkten des NAVs beschränkt. Insbesondere im FX-Bereich werden Limits auch direkt im Markt platziert. Im Februar 2017 setzten wir beispielsweise einen Trade auf, wo wir glaubten, dass die zehnjährigen Renditen in den USA schneller steigen müssten als jene in Deutschland, weil sich die Fed bereits im Zinsanhebungsmodus befand und auch im Lichte der als reflationär erwarteten wirtschaftspolitischen Maßnahmen von Donald Trump. Gemessen anhand der Cheapest-To-Deliver Anleihen der jeweiligen zehnjährigen Anleihen-Futureskontrakte belief sich der Spread auf 207 Basispunkte, als die Position aufgesetzt wurde. Unser Target wäre ein Spread von 232 Basispunkten gewesen, doch wurden wir bei 197 ausgestoppt.

BÖRSE EXPRESS: Wie erfolgt die laufende operative Überwachung des Portfolio- und des Positionsrisikos?

ROMAN SWATON: Täglich berechnet werden der Value-at-Risk sowie ein hochfrequenter interner Risikoindikator. Die Best Opportunity-Trades unterliegen im jeweiligen Front Office Tool einer besonderen Überwachung in Echtzeit, wobei bei Erreichen des Limits auch automatisch eine Warnung generiert wird. Darüber hinaus sind auch insbesondere bei FX-Geschäften Limit-Orders direkt im Markt platziert. Eigentlich werden aber wie bei all unseren anderen Fondsprodukten die Positionen vom jeweiligen Fondsmanager zumindest einmal täglich kontrolliert.

BÖRSE EXPRESS: Welchen Anlegertypen würden Sie derzeit den ERSTE TOTAL RETURN FIXED INCOME ans Herz legen und warum?

ROMAN SWATON: Der Fonds empfiehlt sich für Kunden, die sich einen relativ stetigen, die reale Substanz erhaltenden Ertrag über einen Zinszyklus hinweg erwarten. Ferner empfiehlt er sich Kunden, die ob der geldpolitischen Experimente der großen Zentralbanken verunsichert sind und Entscheidungen für günstige Einstiegszeitpunkte in Fixed Income Assetklassen nicht selbst treffen möchten. Nicht zuletzt sollte der Fonds auch für Kunden geeignet sein, die sich vor steigenden Zinsen und Spreads fürchten. 

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