Immer wieder machte Rocket Internet in den vergangenen Wochen damit aufmerksam, Beteiligungen an anderen Firmen zu veräußern. So trennte sich der Konzern bereits von einem riesigen Aktienpaket, das von Home24 stammte. Weiterhin verkaufte Rocket Internet zuletzt seine Hellofresh-Anteile für einen Gesamtwert von 350 Millionen Euro.

Anteil bei Westwing unter einem Prozent

Nach der Entscheidung, sich auch von den Westwing-Anteilen zu trennen, hält Rocket Internet hier nur noch einen kaum nennenswerten Anteil von 0,38 Prozent. Damit bleibt derzeit Kinnevik der größte Anteilseigner an dem Einrichtungsunternehmen und hält bislang noch 13,5 Prozent. Weitere 4,9 Prozent befinden sich nach den jüngsten Veränderungen in den Händen von Tengelmann Ventures.

Der Rückzug von Rocket Internet aus Westwing kommt nicht überraschend. Westwing hat auf dem internationalen Möbelmarkt deutlich zu kämpfen und konnte mit dem Abschluss des vergangenen Jahres nicht überzeugen. Ein Grund hierfür waren die Probleme auf dem italienischen Markt. Westwing entschloss sich zuletzt dafür, seine in Italien niedergelassene Tochtergesellschaft umzubenennen. War diese bislang mit dem Markennamen Dalani präsent, erhielt sie nun die offizielle Bezeichnung Westwing. Die Veränderung kam bei der italienischen Zielgruppe weniger gut an.

Miserabler Start ins Jahr

Auch Anfang 2019 konnte Westwing bislang nicht überzeugen. Gelang dem Unternehmen 2018 noch ein Umsatz von immerhin 254 Millionen Euro, fiel der Jahresstart nach offiziellen Meldungen miserabel aus. Gegenüber dem Vorjahresquartal hatte der Einrichtungskonzern ein Minus von 6 Prozent zu verkraften.  

Westwing bietet an sich ein breites Einrichtungssortiment, hat aber auch Schwächen, wie moebelbook.de zu entnehmen ist. Diese sind vorwiegend in den günstigeren Preislagen zu finden, in denen doch deutliche Sortimentslücken bestehen. Mit den Problemen, mit denen das Unternehmen zu kämpfen hat, ist es nicht allein. Wie den Konkurrenten machen vor allem Westwing die zunehmenden Zustellkosten zu schaffen.

Lage in Italien bleibt problematisch

Italien bleibt für Westwing allerdings ein Problem-Markt, ohne den das Unternehmen letzten Endes auch im direkten Vergleich mit der Konkurrenz besser dastehen würde. Ob es Westwing 2019 gelingen wird, den Italien-Fluch abzulegen, bleibt abzuwarten. Im Vergleich zu anderen Unternehmen auf dem Einrichtungsmarkt setzt Westwing aber auf eine sehr offene Kommunikationspolitik. So gibt das Unternehmen regelmäßig bekannt, welche Investitionen und Entscheidungen getroffen werden. Darüber hinaus ist der Einrichtungsexperte anhaltend darum bemüht, tatsächlich Geld zu verdienen. Hierfür scheut sich das Unternehmen auch nicht davor, Geschäftsbereiche ab zu stoßen, die unprofitabel sind. Bislang geht das Konzept gut auf. So ist es Westwing in den letzten Jahren immer wieder gelungen, Gewinne einzufahren.

Insgesamt scheint das Geschäftskonzept von Westwing aufzugehen. Das Club-Prinzip, in dem Mitglieder besonders vergünstigte Angebote erhalten, kommt an. Viele Mitglieder werden dabei nach Unternehmensangaben tatsächlich zu Stammkunden. So kann allein die deutsche Westwing-Firma jedes Jahr aufs Neue mit über 100 Besuchen von Stammkunden aufwarten. Um die Kunden immer wieder zu einem Einkaufsbummel zu überreden, bietet Westwing regelmäßig neue Möbel-Angebote, die von unterschiedlichsten Marken stammen. Dabei richtet sich der Anbieter nach nationalen und internationalen Trends.