Die Raiffeisen Bank International (RBI) rechnet damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag ihren Einlagensatz von minus 0,4 auf minus 0,6 Prozent senken wird. "Wir erwarten uns auch eine Spaltung des Einlagensatzes", sagte RBI-Chefökonom Peter Brezinschek am Mittwoch vor Journalisten. Für die USA erwarten die RBI-Ökonomen eine Zinssenkung um 25 Basispunkte.

Andere Analysten halten eine Senkung des Zinssatzes auf zunächst -0,5 Prozent und erst im Dezember einen weiteren Zinsschritt auf -0,6 Prozent für wahrscheinlicher. Aber "wenn man einen Zinsschritt mit minus 0,6 Prozent machen würde, würde man die Markterwartungen dann vielleicht einmal bereinigen", meint Brezinschek.

Er erwartet auch eine Staffelung der Strafzinsen, die die Banken für Einlagen bezahlen müssen. Dieser negative Einlagensatz habe 2017 und 2018 de facto jeweils 7,5 Mrd. Euro an Bankensteuern dargestellt und damit die Profitablität des Finanzsektors reduziert. "Wir gehen davon aus, dass es einen gespaltenen Einlagensatz gibt, also mit einer bestimmten Freigrenze über den Mindestreserven, nach Schweizer Muster." In der Schweiz orientiert sich der Freibetrag an der Mindestreserve, die eine Geschäftsbank als Einlage bei der Notenbank halten muss. Die Schweizer Nationalbank räumt den Banken einen Freibetrag in Höhe des 20-Fachen ihres jeweiligen Mindestreservesolls ein. Die EZB könnte den Freibetrag für den Einlagensatz etwa mit dem Fünffachen der Mindestreserve festsetzen, schätzt Brenzinschek, "erst darüber setzt dann der auf minus 0,6 Prozent erhöhte Strafzins ein".

Die RBI erwartet auch die Ankündigung eines APP-Programms (Asset Purchase Programme) für Dezember oder Jänner im Umfang von rund 15 Mrd. Euro Anleihenkäufen pro Monat. "Der Konsensus geht von eher 30 Milliarden aus", so Brezinschek. Dabei sei zu bedenken, dass die Bestände der EZB am gesamten ausständigen Anleihenvolumen schon jetzt teilweise die von der EZB selbst festgelegte Grenze von 33 Prozent erreicht oder überschritten hätten. "Das sind in den Niederlanden sogar schon 37 Prozent, in Deutschland 35, in der Slowakei 33 und in Finnland 32 Prozent." Die EZB müsse auch wegen des EuGH vorsichtig sein, "dass sie nicht als marktdominanter Finanzierer der Staatsschuld auftritt".

(Forts. mögl.) ivn/kre

 ISIN  AT0000606306
 WEB   http://www.rbinternational.com/
       http://www.ecb.int

Copyright APA. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von APA ist nicht gestattet.