Dynamo gelang es, den direkten Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga mit einem 4:0 gegen Türkgücü München schon vor Saisonende perfekt zu machen. Eigentlich also ein Spiel, welches allen Grund zu ausgelassener Freude und Erleichterung unter den Dynamo-Anhängern sorgen sollte.

Stattdessen wurde im Vorfeld Seitens der Polizeikräfte eifrig an einem Konzept gearbeitet, mit dem ein möglicher Ansturm von Dynamo-Fans, die ihre Mannschaft feiern wollen, kontrolliert und abgehalten werden kann. Eine durchaus ungewöhnliche Situation, zieht man einmal in Betracht, dass das Spiel aufgrund der Kontaktbeschränkungen durch die Coronapandemie ohne Zuschauer im Stadion stattfinden musste. Dennoch sollten sich alle Vorsichtsmaßnahmen als begründet und sinnvoll erweisen.

Krawalle noch vor Spielende

Noch bevor das Spiel abgepfiffen war, stürmten bereits die ersten Gruppen von Hooligans auf die Polizeikräfte zu, welche außerhalb des Stadions für Sicherheit sorgten. Auch die Fahrzeuge der Polizeikräfte gerieten ins Visier der Unruhemacher. Unter anderem wurde auch mit Pyrotechnik auf die Beamten gezielt. So wurden beispielsweise Stabraketen in ihre Richtung abgefeuert. Im späteren Verlauf wurde dann auf Glasflaschen und sogar Steine zurückgegriffen. Die Situation eskalierte so sehr, dass die Polizeibeamten sich immer weiter zurückziehen mussten. Am Ende des Tages wurden sowohl auf Seiten der Polizei als auch in den Reihen der Dynamo-Hooligans Menschen verletzt.

Weitere Eskalationen nach Abpfiff

Eigentlich hätte der Abpfiff der Partie Dynamo Dresden gegen Türkgücü München eine Welle der Euphorie auslösen sollen. In weiten Teilen der Dynamo Anhängerschaft hat er das mit Sicherheit auch getan. Dennoch konnten sich jene Hooligans, die bereits vor Spielende mit roher Gewalt auf sich aufmerksam machten, auch nachdem der direkte Aufstieg offiziell war, nicht an sich halten. Noch zwei Stunden nach dem Spiel beschäftigten sie die Polizei und riskierten die Gesundheit der Beamten und ihrer Einsatzfahrzeuge.

Die Situation geriet so weit außer Kontrolle, dass die Polizei sich gezwungen sah, Wasserwerfer einzusetzen, um die Hooligangruppe auseinanderzutreiben und sich Platz zu verschaffen. Des weiteren kam Tränengas zum Einsatz. An eine einfache Deeskalation war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu denken.

Vorsichtsmaßnahmen im Vorfeld mit wenig Effekt

Natürlich war es nicht nur Fußballbegeisterten bekannt, dass die „Fans“ – sofern man gewaltbereite Hooligans überhaupt zu dieser Gruppe zählen möchte – von Dynamo Dresden in den vergangen Jahrzehnten immer wieder durch eskalatives und aggressives Verhalten für Schlagzeilen sorgten. Auch den Polizeikräften, die für die Sicherheit rund um dieses verheißungsvolle Spiel verantwortlich waren, war dies natürlich bekannt.

Daher wurde die Umgebung des Stadions vor Beginn des Spiels abgesichert. Mehr als 1.000 Beamte kamen dabei zum Einsatz. Schließlich konnte man sich bereits denken, dass die Aufforderung des Vereins Dynamo Dresden an seine Anhänger, den Weg zum Stadion bitte nicht anzutreten, nicht von allen erhört würde. So kam es dann, dass sich trotz dessen 2.000 bis 3.000 Menschen vor dem Stadion einfanden und die Polizei auf Trab hielten.

Bereits vor Spielbeginn trafen sich diese in einer nahegelegenen Parkfläche und brachten sich mit dem abfackeln von Pyrotechnik in Stimmung. Auch Silvesterböller sollen gezündet worden sein. Während des Spiels wurden dann zwar auch die Tore, die im unweit entfernten Dresdner Stadion fielen, gefeiert, die aggressive Grundstimmung und das zünden von Brennkörpern blieb aber allgegenwärtig.

Auch ein Journalisten werden Angegriffen

Bei den Krawallen machten die wütenden Hooligans auch vor Journalisten nicht halt. So wurde ein Kamerateam des Fernsehsenders RTL massiv Bedrängt. Glücklicherweise wurde dieses von Sicherheitsleuten begleitet, die das Team aus der Gefahrenzone in Sicherheit bringen konnten.

Bei der Gewalt der Unruhestifter spielt auch das Alter der Opfer keine Rolle, wie zwei junge Journalisten Jugendpresse Sachsen am eigenen Leib zu spüren bekommen sollten. Die beiden wurden wie auch andere Mitarbeiter der Presse nicht in den Stadionbereich durchgelassen. Außerhalb des Stadions wurden sie dann Opfer gezielter Angriffe. Zwei Hooligans greifen dabei den Kameramann an, schlagen ohne Hemmungen auf seinen Kopf und seinen Bauch ein, sodass dieser mehrmals das Bewusstsein verliert. Eine Notärztin kann anschließend Hilfe leisten und sich um den Jugendlichen kümmern. Im Krankenhaus werden später Traumata im Schädel und Bauch diagnostiziert.

Einer der Angreifer auf das RTL-Team konnte später bereits von der Polizei festgenommen werden. Eine Sonderkommission wurde gegründet, die weitere Tatverdächtige ermitteln und Festnehmen soll.

Spiel wurde im Vorfeld bereits verlegt

Die Tatsache, dass das Spiel im vorhinein aufgrund von Sicherheitsbedenken bereits einmal verlegt wurde, fügt sich gut in das Bild der Geschehnisse am besagten Spieltag ein. Ursprünglich hätte das Spiel nämlich am gleichen Tag stattfinden sollen, an dem auch eine Querdenker-Demo in Dresden angemeldet war. Es wäre seitens der Polizei organisatorisch nicht umsetzbar gewesen, alle Gruppierungen zu begleiten und so für Ordnung und Sicherheit in der Stadt zu sorgen. Daher setzte sich die Dresdner Polizei für eine Spielverlegung bei der deutschen Fußballliga (DFL) ein, die den Bedenken zustimmte und das Spiel auf einen anderen Termin verlegte. Die Szenen, die sich nach dem Spiel abspielten, obwohl es bewusst verlegt wurde, zeigen, dass hier eine richtige und wichtige Entscheidung getroffen wurde.

Hinweisportal soll Klärung vereinfachen

Von der Dresdner Polizei wurde nun ein Portal im Internet freigeschaltet, über das Hinweise über das Geschehen hochgeladen werden. So können – falls gewünscht auch anonym – Bilder und Videos vom Geschehen rund um das Dresdner Stadion bereitgestellt werden, um die Aufklärung der Situation voranzubringen. Für alle, die etwas zur Aufklärung beizutragen haben, besteht außerdem die Möglichkeit, telefonisch Hinweise zu geben. Dafür steht die Nummer 0351-483-22-33 bereit.

Derweil betonte Sachsens Ministerpräsident Kretschmer, dass das Verhalten dieser Hooligans von den sportlichen Erfolgen der Dresdner Mannschaft getrennt werden sollte. Es handele sich um gewaltbereite Kriminelle, die einer gerechten Strafe zugeführt werden müssen.