Der Wochenrückblick brachte durchaus historische Ereignisse mit sich. Eine der besondersten Premieren war der erste österreichische Sieg bei einer EM-Endrunde gegen Nordmazedonien, auch wenn dieser bereits wieder leicht von der Niederlage gegen die Niederlande getrübt wurde. Viele junge Menschen kennen das Gefühl eines österreichischen Sieges bei einem Großereignis gar nicht (letzter Sieg: WM 1990, 19.6.1990, 2:1 gegen USA). Großer Abwesender auf dem Spielfeld gestern war Dr. Marko Arnautovic, der von der UEFA wegen Beleidigung eine Sperre von einem Spiel kassierte und der Foda-Elf an allen Ecken und Enden fehlte. Für einige Beobachter, die in ihrem Leben bereits selbst ein Fußballfeld betreten haben und das übliche Sprachjargon inklusive Gehässigkeiten zwischen gegnerischen Spielern kennen, eine doch recht eigenwillige Entscheidung des europäischen Fußballverbandes. Sollte in Zukunft jedes beleidigende Wort auf dem Fußballplatz sanktioniert werden, so werden den meisten Teams wohl kaum noch Spieler zur Verfügung stehen. Es lässt sich zumindest bezweifeln ob die Entscheidung gleich ausgefallen wäre, hätte es sich um einen Spieler eines größeren Fußballverbandes gehandelt. Doch nun genug von unserem Ausflug zu den rot-weiß-roten Punktesammlern und legen wir den Fokus auf die US-amerikanischen Punktesammler in Washington.

Die Fed sorgte unter anderem mit ihrem dot plot (Punktediagramm), bei dem die 18 Mitglieder der FOMC (= Offenmarktausschuss der Fed) angeben, an welcher Stelle sie die sogenannte Fed Funds Rate (Leitzins) in den nächsten Jahren sehen, für Aufsehen. Die vierteljährlichen Prognosen zeigten, dass 13 von 18 Vertretern mindestens eine Zinserhöhung bis Ende 2023 befürworteten, im Vergleich zu lediglich 7 Vertretern im März. Elf Mitglieder sahen mindestens zwei Erhöhungen bis zum Ende des Jahres 2023. Darüber hinaus sahen sieben von ihnen einen Schritt bereits im Jahr 2022, gegenüber ursprünglich vier. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell sagte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz, dass die Währungshüter eine Diskussion über die Rückführung der Anleihekäufe beginnen würden (derzeit 120 Mrd. US-Dollar pro Monat), die zur Unterstützung der Finanzmärkte und der Wirtschaft während der Pandemie eingesetzt wurden. Das sogenannte Tapering, welches von einigen Ökonomen bereits lautstark gefordert wurde, stellt zweifelsohne den ersten Schritt in Richtung steigende Zinsen dar. Zudem hob die Fed ihre Inflationsprognosen bis Ende 2023 an. Die Notenbanker sehen einen Anstieg des Preisdrucks von 3,4% im Jahr 2021, verglichen mit einer März-Prognose von 2,4 Prozent. Die Voraussage für 2022 wurde von 2% auf 2,1% und die Schätzung für 2023 von 2,1% auf 2,2% angehoben. Das aggressivere Signal der Fed-Prognosen ließ den Dollar steigen, die Aktienkurse sinken, die Renditen 10-jähriger Treasuries steigen und den Goldpreis einbrechen. Die wirtschaftliche Erholung in den USA nimmt Fahrt auf, da die geschäftlichen Beschränkungen aufgehoben werden und die sozialen Aktivitäten im ganzen Land zunehmen. Die robuste Nachfrage von Verbrauchern und Unternehmen hat die Kapazitäten überstiegen, was zu Engpässen in der Lieferkette, längeren Lieferzeiten und höheren Preisen führt. Das Wirtschaftswachstum soll 7% (2021), 3,3% (2022) und 2,4% (2023) betragen.

Rendite-Hammer Strabag.

Über eine potenziell steigende Verzinsung können sich nicht nur Fixed Income Investoren in den USA, sondern auch Equity Investoren im Bausektor in Österreich freuen. Vergangene Woche veröffentlichte Strabag die Meldung, dass das Syndikats der Kernaktionäre (79,80% des Grundkapitals) bestehend aus der Familie Haselsteiner, der Raiffeisen- und der UNIQA-Gruppe sowie Rasperia Trading Ltd., einen Beschlussvorschlag für die Hauptversammlung eingebracht hat. Demnach wird abweichend vom Gewinnverwendungsvorschlag des Vorstands und des Aufsichtsrats (1,90 Euro/Aktie) die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 6,90 Euro/Aktie für das Geschäftsjahr 2020 vorgeschlagen. Begründet wird der Beschlussvorschlag mit der hohen Liquidität des Unternehmens. Der für das Geschäftsjahr 2020 ausgewiesene Bilanzgewinn lässt eine Ausschüttung in dieser Höhe zu. Legt man den durchschnittlichen Aktienkurs von Strabag im Geschäftsjahr 2020 zugrunde, würde die Ausschüttung einer Dividendenrendite von 26,4% entsprechen! Der Aktienkurs reagierte prompt und konnte um fast 14% zulegen. Zudem kam es zu ersten Spekulationen wonach dieses Ereignis möglicherweise zum Aufbrechen der verkrusteten Eigentümerstruktur des Unternehmens führen könnte. Ein potenziell steigender Free Float der Aktie wird von einigen Beobachtern als durchaus positives Signal für das Bauunternehmen eingeschätzt.

Von TUI bis Do&Co.

Neben österreichischen Fußballfans erlebten auch Investoren des deutschen Urlaubsreiseunternehmens TUI eine turbulente Woche. Insbesondere drückten Gerüchte, wonach das Unternehmen eine Kapitalerhöhung von 1 Mrd. Euro in Erwägung zieht, auf die Stimmung der Investoren. Nach einem solchen Schritt bereits im Jänner, wäre das die zweite Erhöhung der Kapitalbasis in diesem Jahr und dürfte zu einer weiteren Verwässerung für Investoren führen. Der Reisekonzern verlautbarte jedoch, dass man noch keine konkreten Schritte für eine Kapitalerhöhung unternommen hat, was zu einem ersten Aufatmen der Investorenbasis führte. Zuletzt befand sich das Unternehmen im Aufwind, nachdem der Sommer wohl einen wichtigen Turnaround für TUI darstellen könnte. Reisen ist nicht nur wieder möglich, sondern auch überaus beliebt. Buchungszahlen und auch die Umsätze dürften damit wieder in die Höhe schießen, nach Aussagen des Top-Managements sogar über das Vor-Covid-19-Niveau hinaus!

Ein weiterer Profiteur der Öffnungsschritte und des anlaufenden Flugverkehrs ist Do & Co. Das heimische Cateringunternehmen präsentierte seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2020-21, die das zweite positive Quartals-Nettoergebnis in Folge mit sich brachten. Der Blick in die Zukunft gestaltet sich ebenso wieder deutlich zuversichtlicher und das Unternehmen will nach einem im Vorjahr erlebten Umsatzeinbruch von 72 Prozent, die Umsätze im laufenden Geschäftsjahr zumindest wieder verdoppeln. Zudem will man jedenfalls auch für das Gesamtjahr wieder ein positives Nettoergebnis erreichen und die Effizienzsteigerungen, die man in der Krise erreicht hat, weiter fortführen. Für eine zusätzliche positive Überraschung könnten im laufenden Geschäftsjahr potenzielle Neuaufträge im Airline Catering sorgen, nachdem man an einigen Ausschreibungen teilnehmen wird. Für diese Woche bleibt somit nur zu hoffen, dass sich die österreichische Nationalmannschaft heute in Bukarest gegen die Ukraine in etwa so erfolgreich präsentiert wie Do & Co im vergangen Jahr bei der Generierung von Neuaufträgen!

 

Aus dem Börse Express-PDF vom 21. Juni - hier zum kostenlosen Download

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