70 Jahre Soziale Marktwirtschaft: ein Grund zum Feiern, einiger Anlass

für Reformen

Frankfurt (ots) -

- Mit Sozialer Marktwirtschaft Versechsfachung des Wohlstands in

Deutschland seit 1950

- Wirtschaftsstärke und sozialer Ausgleich herausragend vereint

- Sicherung des Arbeitskräftepotentials erforderlich

- Stärkung von Investitionen, Innovationen und Ausbau der

Digitalisierung dringend geboten

Die Soziale Marktwirtschaft ist 70 geworden. Ein Grund zum Feiern,

denn sie hat Deutschland und anderen Industrieländern den größten

Wohlstand und die höchste Lebenszufriedenheit gebracht. Eine aktuelle

Studie von KfW Research analysiert die Erfolge und zeigt drängenden

Reformbedarf auf.

Nur wenige Länder auf der Welt haben es zu höherem Wohlstand

gebracht. Deutschland kann eine große Zufriedenheit der Bevölkerung

mit ihren Lebensumständen verzeichnen und lag im Jahr 2017 mit seinem

Pro-Kopf-BIP weltweit an achtzehnter Stelle von fast 200 Staaten.

Aber es gibt auch erhebliche Kritik an den wirtschaftlichen

Verhältnissen in Deutschland, die eine Gefährdung des Wachstums durch

zu hohe Abgaben befürchtet. Weiter gibt es eine Diskussion um die

gestiegenen Einkommensunterschiede und Forderungen nach einer

stärkeren Umverteilung. Zudem werden Reformen angemahnt, um die

Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft zu sichern.

"Die Kritik ist gerechtfertigt, wo der Reformbedarf drängt. Wir

müssen mehr tun, um ökologisch nachhaltig das Wachstum zu stärken,

und wir müssen wachsenden Einkommensunterschieden durch mehr

Chancengleichheit im Bildungssystem und Stärkung strukturschwacher

Regionen entgegen wirken. Dennoch gilt es zu betonen, dass mit

sozialer Marktwirtschaft seit 1950 eine Versechsfachung des

allgemeinen Wohlstands in Deutschland stattgefunden hat ", sagt

Studienautor Martin Müller, Deutschlandexperte im Research der KfW

Bankengruppe.

Die zentralen Ergebnisse der Studie:

- Keine Hemmung der unternehmerischen Initiative allein durch hohe

Steuern und Sozialabgaben

Allein durch eine hohe Abgabenquote lässt sich eine Hemmung von

unternehmerischer Initiative und Wirtschaftswachstum nicht belegen.

Die Steuer- und Abgabenquote lag 2018 bei 40,5 % des

Bruttoinlandsprodukts, der höchste Stand seit dem Jahr 2000.

Deutschland liegt damit aber nur im Mittelfeld der Industrieländer.

Sowohl Industrieländer mit niedrigen Abgabenquoten als auch solche

mit relativ hohen sind sehr erfolgreich.

- Sozialer Ausgleich kommt in Deutschland nicht zu kurz

Dank konsequenter Arbeitsmarktreformen hat Deutschland die

zweitniedrigste Arbeitslosenquote in der EU. Die Unterschiede

zwischen den Markteinkommen haben zwar zugenommen, aber die

Umverteilung halbiert sie nahezu. Nur in wenigen Industrieländern

sind die Einkommen gleicher verteilt als in Deutschland.

Die Ausgaben für Soziale Sicherung sind in Deutschland seit 1991

auf ein Rekordhoch gestiegen. Nur zwei EU-Länder gewähren pro Kopf

der Bevölkerung höhere Sozialleistungen.

Die Vermögensunterschiede in Deutschland sind hoch. Aber jeder

Gutverdiener kann mit Sparsamkeit und guter Geldanlage zu den

vermögendsten zehn Prozent der Bevölkerung aufsteigen. Das zeigt die

Studie anhand von Analysen der Deutschen Bundesbank und des IAB. Die

Unterschiede reduzieren sich zudem erheblich, wenn man

Rentenansprüche berücksichtigt und nach Lebensalter differenziert.

"Dennoch gibt es sozialpolitischen Handlungsbedarf. Es müssen

weitere Anstrengungen unternommen werden, um Vollbeschäftigung zu

erreichen, und in Ballungsregionen muss Wohnraum für Gering- und

Mittelverdiener bezahlbar gehalten werden," sagt Martin Müller.

Rufe nach weitreichenden Reformen in Deutschland gerechtfertigt

Reformbedarf ergibt sich aktuell weniger aus der Abgabenhöhe oder der

sozialen Lage. Er resultiert vielmehr aus vier drängenden

Herausforderungen:

1)Sicherung des Arbeitskräftepotenzials gegen die demografische

Entwicklung

Das Erwerbspersonenpotenzial dürfte ohne Gegenmaßnahmen bis 2040

um bis zu 4,6 Millionen Erwerbspersonen schrumpfen. Die zu

befürchtenden Folgen wären ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit,

wachsende Lücken im Güter- und Dienstleistungsangebot und zunehmende

Verteilungskonflikte.

2)Stärkung des Zusammenhalts der EU und Bemühen um Kooperation im

Welthandel

Die EU muss dringend Investitionen und Innovationen stärken,

Staatsfinanzen und Bankensektor konsolidieren. Erforderlich ist auch

der Einsatz für geordneten freien Welthandel unter Mitwirkung der USA

und China. Doch sollten Deutschland und die EU in Konflikten ihre

legitimen Interessen wahren.

3)Die Digitalisierung erfolgreich voranbringen

Deutschland muss bei der Digitalisierung seine

Wettbewerbsfähigkeit sichern, da sie alle Wirtschafsbereiche

durchdringt. Zudem birgt Digitalisierung die Chance, über technischen

Fortschritt den Fachkräftemangel einzudämmen. Auch ländliche Regionen

müssen mit wettbewerbsfähiger digitaler Infrastruktur ausgestattet

werden, da sie sonst den Anschluss verlieren.

4)Energiewende und ökologisch nachhaltiges Wachstum

Nach anfangs beachtlichen Erfolgen stockt seit 2009 der Rückgang

der CO2-Emissionen in Deutschland. Es bedarf daher dringend weiterer

Impulse. Für wirksamen Klimaschutz muss die Wende aber weltweit

gelingen. Dafür müssen wettbewerbsfähige CO2-Vermeidungstechnologien

die treibhausgasintensiven Technologien global verdrängen.

Deutschland und andere Staaten der Klimaallianz können diese

Technologien voranbringen. Die Deckung des weltweiten Bedarfs stellt

auch für Deutschland eine große wirtschaftliche Chance dar. Wirksame

Preise für den CO2-Ausstoß können einen volkswirtschaftlich

kosteneffizienten Beitrag dazu leisten.

Die vollständige Studie finden Sie unter: http://ots.de/mB95xt

OTS: KfW

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/41193

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_41193.rss2

Pressekontakt:

KfW, Palmengartenstr. 5 - 9, 60325 Frankfurt

Kommunikation (KOM)

Christine Volk

Tel. +49 (0)69 7431 3867, Fax: +49 (0)69 7431 3266,

E-Mail: Christine.Volk@kfw.de, Internet: www.kfw.de

AXC0108 2019-08-20/10:59

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.