Koalition der Verlierer, Kommentar zur Aareal Bank von Bernd Neubacher

Frankfurt (ots) - Sie wollen es wissen: Rund zwei Monate nachdem sie mit ihrem

Plan einer Übernahme der Aareal Bank gescheitert sind, starten die

Finanzinvestoren Centerbridge und Advent einen neuen Anlauf, diesmal mit den

Aktionärsaktivisten Teleios Capital und Petrus Advisers, dem britischen

Hedgefonds Talomon sowie dem tschechischen Investor Daniel Kretínský im

Schlepptau. Weil ihre Bietergesellschaft sich damit vorab Zugriff auf 37 Prozent

der Stimmrechte gesichert hat, sollte es nicht verwundern, wenn sie diesmal zum

Zuge käme und die bundesweit erste Übernahme eines börsennotierten

Finanzinstituts durch Private Equity verzögert perfekt machen würde.

Es ist eine Koalition der Verlierer. Denn nach aufwendigen Vorbereitungen waren

Centerbridge und Advent im vergangenen Herbst mit dem Anspruch angetreten, dass

eine Mindestannahmequote von 70 Prozent für ein Angebot von ursprünglich noch 29

Euro je Aktie ihnen und dem Management den Rücken stärkt bei dem Vorhaben, den

Immobilienfinanzierer nach ihren Vorstellungen zu formen. Nun ist von höchstens

60 Prozent Zustimmung zu einem Gebot von, trotz Ukra­ine-Kriegs, inzwischen 33

Euro je Aktie die Rede. Vor allem aber hat sich Private Equity das Wohlwollen

von Teleios und Petrus sichern müssen, die sich bisher vehement für eine

Abspaltung der Aareal-Software-Tochter Aareon einsetzen. Um einen solchen

Spin-off zu verhindern, hatte Aareal 2020 aber eigens Advent als langfristigen

Partner von Aareon präsentiert und mit 30 Prozent an der IT-Tochter beteiligt.

Teleios und Petrus wiederum müssen sich in die Einsicht fügen, dass ihr 2019

bzw. 2020 gestarteter Vorstoß, ihre Agenda durchzusetzen, nun mit einem Anteil

ohne Stimmrechte an der Bietergesellschaft landet - am Katzentisch von Private

Equity.

Wie lange dieser Burgfrieden hält, wird eher in Monaten denn in Jahren zu zählen

sein: auf der einen Seite Finanzinvestoren, die den Aktivisten misstrauisch

begegnen, auf der anderen Seite Akteure wie Petrus, die in den vergangenen

Monaten etwa "Scheitern heißt Advent/Centerbridge" dekretierten, wenn sie nicht

gerade dem Vorstand der Aareal Bank rechtliche Schritte androhten oder gar die

Rechtmäßigkeit der Stimmenauszählung auf der Hauptversammlung in Zweifel zogen.

Man begrüße, dass die Bieterin ihr Angebot "deutlich erhöht" habe, sagt

Petrus-Manager Klaus Umek zur um gerade einmal 6 Prozent oder 2 Euro

verbesserten Offerte, deren Aufstockung mit Berücksichtigung der Dividende auf

rund 1 Prozent schrumpft. So hören sich Verlierer an. Der jüngste Kurssprung

zeigt, dass der Markt ihnen folgt.

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