Börsen-Zeitung: Prinzipiell unzureichend, Kommentar zur Deutschen Bank

von Bernd Neubacher

Frankfurt (ots) - Spätestens wenn die Finanzaufsicht die

Öffentlichkeit über die Bestellung eines Sonderbeauftragten in einem

Institut informiert, um dort "angemessene interne

Sicherungsmaßnahmen" mit Blick auf Kundenidentifikation und

Geldwäscheprävention sicherzustellen, und dies selbst als Premiere

bezeichnet, sollte ein Vorstand wissen, was die Stunde geschlagen

hat.

Nun gelobt die Deutsche Bank seit geraumer Zeit, ihre internen

Kontrollen zu verbessern und dafür reichlich Geld bereitzustellen. So

erhielt die Transaktionsbank des Hauses für die Zeit von 2016 bis

2020 einst ein Investitionsbudget von rund 1 Mrd. Euro. "Wir wissen,

dass wir einige Dinge verbessern müssen, haben das auch immer wieder

öffentlich betont", erklärte im März 2016 ihr damaliger Chef Werner

Steinmüller im Interview der Börsen-Zeitung. "Wir stimmen mit der

BaFin darin überein, dass wir diese Prozesse in der Unternehmens- und

Investmentbank weiter verbessern müssen", hieß es nun am Montag,

zweieinhalb Jahre später, fast wortgleich über die das Transaction

Banking umfassende Kernsparte des Hauses. Was Wunder, dass der

Aufsicht da der Geduldsfaden reißt.

Das Management der Bank dürfte in der Tat bestrebt sein, den

Apparat des Konzerns schnellstmöglich nach vorne zu bringen. Die Lage

wird dadurch kaum besser: Denn wenn die Bank ihre Defizite mit Blick

auf Geldwäschebekämpfung partout nicht in Griff bekommt und dies

nicht am fehlenden Willen liegt, muss es logischerweise am Vermögen

mangeln. Es ist ein denkbar schwacher Trost, dass die BaFin keine neu

entdeckten Missstände ahndet. Vielmehr hält sie die Systeme der

Deutschen Bank, die dem Vernehmen nach 2015 Adressat des rekordhohen

BaFin-Bußgeldbescheids über rund 40 Mill. Euro im Zusammenhang mit

Geldwäschevorwürfen war, prinzipiell für zu kompliziert, zu

langwierig - schlicht für unzureichend.

Die Bank hat unter Aufsicht von KPMG nun einiges an Arbeit vor

sich, um noch einschneidenderen Sanktionen vorzubeugen:

Geldwäscheprävention hat an Bedeutung gewonnen, Aufseher tauschen

sich mit Blick auf die Regeltreue von Großbanken längst weltweit

untereinander aus, und speziell in den USA, wo das Institut bereits

diverse Male die Behörden auf den Plan gerufen hat, werden Defizite

rasch teuer.

Die Transaktionsbank zählt zu den Aktivitäten, auf welche die Bank

bei ihrer Neuausrichtung setzt. Die Klatsche der deutschen Aufsicht

trifft das Institut daher auch operativ im Kern. Die Perspektiven für

die Bank haben sich eingetrübt.

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