Beim EU-Afrika-Forum alle Kräfte bündeln - Fluchtursachen durch bessere Perspektiven vor Ort bekämpfen Beim EU-Afrika-Forum alle Kräfte bündeln - Fluchtursachen durch bessere Perspektiven vor Ort bekämpfen

Wien (OTS) - „Europa und Afrika haben ein großes, gemeinsames Interesse: Gute Lebensperspektiven in Afrika und damit den Kampf gegen Fluchtursachen. Davon würden Afrika und Europa profitieren“, erklärt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian im Vorfeld des EU-Afrika Forums, das am Dienstag in Wien stattfindet. „Dass weder im Vorfeld, noch an der Tagung selbst Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus Afrika einbezogen bzw. eingeladen sind, ist sehr schade, sie hätten viel zu erzählen. Aufgrund ihrer Kenntnis der komplexen Problemfelder könnten sie Beiträge zu wesentlichen Lösungsansätzen liefern“, berichtet Katzian von einem Treffen mit GewerkschafterInnen aus Nigeria, Ghana, Swasiland, Sierra Leone und Liberia im Rahmen des IGB-Kongresses vergangene Woche in Kopenhagen.

„Mir ist es sehr wichtig, auf die Sorgen und Probleme der Kolleginnen und Kollegen aufmerksam zu machen, ich habe ihnen das auch versprochen“, so Katzian weiter. „Die Menschen in Afrika wollen nach vielen Jahren von Kriegen und Auseinandersetzungen vor allem Frieden. Hier muss es endlich Fortschritte geben, die EU-Staaten müssen den Friedensprozess stärker fokussieren, sonst wird die Zahl jener, die Afrika verlassen, weiter wachsen“, erklärt der ÖGB-Präsident: „Nicht die Flucht an sich sollte zum Thema gemacht werden. Es geht vielmehr darum, alles zu unternehmen, um die Fluchtursachen unter Einbeziehung der Menschen vor Ort zu analysieren und zu bekämpfen.“

Verhaltenskodex für multinationale Konzerne in Afrika fehlt

Migration finde nicht nur zwischen Afrika und Europa statt, es gebe eine starke Binnenmigration, so Katzian. Die afrikanischen Gewerkschaften berichten, dass es für diese Flüchtlinge weder Gesetze noch Rahmenabkommen gibt, was dazu führt, dass sie wie Leibeigene behandelt werden. „Viele Konzerne aus China und Europa führen den Krieg um die Ressourcen in Afrika. Wenn es Gesetze gibt, dann werden sie nicht eingehalten. Das würde vielen europäischen Unternehmen in ihren Heimatländern nicht einfallen“, fordert Katzian, dass die Vereinten Nationen alles tun müssten, um einen Verhaltenskodex für multinationale Konzerne in Afrika zu implementieren: „In diesem Kodex müssen auch die Anerkennung und der Respekt gegenüber Gewerkschaften und die elementaren Gewerkschaftsrechte festgehalten werden.“ Ein weiteres demokratiepolitisches Defizit sei die fehlende Pressefreiheit, kritisiert der ÖGB-Präsident: „JournalistInnen, die sich nicht an die Spielregeln der Regierungen halten, werden unter Druck gesetzt und landen oft im Gefängnis.“ In diesem Zusammenhang müsse auch darauf hingewiesen werden, dass es offensichtlich Staaten gibt, welche die ILO-Kernarbeitsnormen zwar ratifizieren, aber nicht in nationales Recht umsetzen, zum Nachteil und zu Lasten der ArbeitnehmerInnen, so der ÖGB-Präsident.

Dialog mit Afrikas Gewerkschaften beginnen

„Ein Europa, das schützt“ ist das Motto der österreichischen Ratspräsidentschaft. „Ein schützendes Europa darf sich nicht abschotten, es muss nach einer nachhaltigen, internationalen Zusammenarbeit auf Augenhöhe streben. Das betrifft in hohem Maße auch die Zusammenarbeit mit Afrika“, fordert Katzian die Bündelung aller Kräfte, um die Lebensperspektiven in Afrika besser zu machen: „Es braucht eine koordinierte, gemeinsame Vorgansweise, treffsichere Maßnahmen und mehr Unterstützung, einen Marshall-Plan für Afrika. Die afrikanischen Gewerkschaften sind starke, verantwortungsbewusste Partner. Ich ersuche den Bundeskanzler und alle anderen, denen die Verbesserung der Situation in Afrika ein ehrliches Anliegen ist, den Dialog mit Afrikas Gewerkschaften zu beginnen. Sie sind bereit, gemeinsam mit uns solidarisch an einer Zukunft mit Perspektiven vor Ort und für ein gutes Leben der Menschen zu arbeiten!“