Die aktuelle österreichische Berichtssaison neigt sich dem Ende zu und unter den letzten berichtenden Unternehmen befindet sich das Triumvirat des heimischen börsennotierten Immobilienmarktes. Letzte Woche machte CA Immo den Anfang, diese Woche setzte S Immo fort und kommende Woche schließt Immofinanz ab. Nach 2 von 3 Berichten lässt sich derzeit als Zwischenbilanz festhalten: Das Betongold boomt weiter. S Immo berichtete am Mittwoch seine Zahlen, welche wenig überraschend sehr stark waren. Am 14.03. veröffentlichte das Unternehmen vorläufige Ergebnisse die bereits einiges Erhoffen ließen. Der Fokus liegt weiterhin auf Büroimmobilien in Zentral- und Osteuropa und Wohnimmobilien in den östlichen Wachstumsstädten Deutschlands (Berlin, Leipzig, Erfurt, Rostock, Magdeburg, Halle). Trotz einiger Verkäufe Ende 2017 konnten die Mieterlöse dank einer like-for-like Performance von +4,9% leicht gesteigert werden. Insbesondere das außerordentlich hohe Neubewertungsergebnis und ein deutlich verbessertes Finanzergebnis (niedrigerer Zinsaufwand, hohe Dividendeneinkünfte) waren verantwortlich für den ausgezeichneten Jahresüberschuss (+53%). Aufgrund des deutlich gestiegenen operativen Ergebnisses (FFO I: +43%) entschloss man sich dazu, die Dividende um 75% auf 0,70 Euro/Aktie zu erhöhen. Zum Thema des potenziellen Zusammenschlusses zwischen S Immo und Immofinanz wollten CEO Ernst Vejdovszky und Vorstandsmitglied Friedrich Wachernig keine weiteren Informationen liefern. Im Hinblick auf den Aktienkurs stellten sich die vergangen Monate und Jahre als sehr erfolgsversprechend für S Immo-Investoren heraus. Im 5-Jahresrückblick ergibt sich ein Gesamtertrag von 155%, womit man zu den stärksten Titeln am heimischen Markt zählt.

CA Immo präsentierte bereits letzte Woche seine Zahlen, auch diese reflektierten ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr 2018. Die aktuelle Entwicklung, insbesondere der Immobilienneubewertung, haben sich wohl nicht mal die größten Betonwüsten-Fetischisten in ihren kühnsten Träumen ausgemalt. Im Vergleich zu S Immo konnte CA Immo ein sogar noch deutlicheres Aufwertungsergebnis verzeichnen (276,5 Mio. Euro; +166%), was einmal mehr das starke Marktumfeld in Deutschland und der CEE Region unterstreicht. Das auf Büroimmobilien spezialisierte Unternehmen lieferte unter dem Strich ein Konzernergebnis von 305,3 Mio.Euro (+28%), was einen neuen Rekordwert in der Unternehmenshistorie darstellt. Die Projektpipeline ist ebenfalls prall gefüllt mit Projekten im Bau im Wert von 830 Mio. Euro, wovon rund 630 Mio. in das eigene Produktportfolio fließen sollen. In den kommenden Jahren will man den Fokus noch stärker auf die definierten Kernstädte (Wien, München, Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Warschau, Budapest, Prag, Bukarest) legen, da man davon ausgeht, dass sich der Trend der zunehmenden Urbanisierung fortsetzen wird. Der FFO I konnte um 11% gesteigert werden, was das Unternehmen zu einer Dividendenerhöhung um 12,5% auf 0,90 Euro/Aktie veranlasste. Im 5-Jahresvergleich konnte CA Immo einen Profit von 103% für seine Anleger generieren. Am Mittwoch kommende Woche folgt mit Immofinanz noch der dritte im Bunde. Nach den starken Zahlen der heimischen Konkurrenten würden gute Immofinanz Ergebnisse wohl keine große Überraschung darstellen.

Auch die deutschen Immobilienunternehmen Deutsche Wohnen und Aroundtown präsentierten ihre Zahlen letzte Woche. Höhere Mieten und ein geringerer Leerstand seiner Gebäude haben dem Gewerbeimmobilien-Spezialisten Aroundtown im vergangenen Jahr zu einem Ergebnissprung verholfen. Die Nettomieteinnahmen stiegen um 41% und der FFO I konnte um 38% zulegen. Aroundtown fokussiert sich auf Ballungsräume, ist aber auch in mittelgroßen Städten vertreten. In Deutschland etwa besitzt das Unternehmen Immobilien in Frankfurt, Stuttgart, München und Berlin. Trotz des starken Wachstums reagierte der Markt negativ und der Aktienkurs büßte seit der Zahlenveröffentlichung rund 8% ein. Einige Analysten zeigten sich enttäuscht über die Entwicklung des NAV und sahen eine nachlassende Dynamik vor allem beim Ausblick. Das in Berlin ansässige und auf Wohnimmobilien spezialisierte Unternehmen Deutsche Wohnen konnte ebenfalls ein starkes Wachstum verzeichnen, jedoch verlor die Aktie auch rund 4% seit der Präsentation der Zahlen. Obwohl der FFO I erwartungsgemäß stark ausfiel und deutlich um 11% gesteigert werden konnte, hatten sich manche Investoren und Analysten offenbar noch mehr erwartet. Ein zukünftiges Erfolgskonzept des Berliner Immobilienkonzerns könnte zudem der gesetzte Schwerpunkt auf die wachsende Zahl von Pflegebedürftigen in Deutschland (Pflegeheime!) sein. Bei der Aktienperformance in der Immobilienbranche gilt dasselbe Prinzip wie im Fußball: „Ze Germans can’t compete wiz ze Austrians“. Zugegeben, eine dieser beiden Thesen ist und bleibt wohl eher Wunschdenken, jedoch ist die andere durchaus zutreffend (die Zuordnung sei jedem Leser selbst überlassen). Im 5-Jahresvergleich konnte Aroundtown 89% und Deutsche Wohnen 74% Gesamtertrag für seine Anleger erwirtschaften.

Um die Entwicklung der gesamten europäischen Immobilienbranche abzubilden wählen wir den STOXX Europe 600 Real Estate, der sich aus 27 Einzeltiteln zusammensetzt. Die gesamte europäische Immobilienbranche befindet sich seit einigen Jahren im Aufwind. Einen durchaus entscheidenden Erfolgsfaktor stellt das aktuelle Niedrigzinsumfeld dar, das für alle europäischen Unternehmen seit Jahren sehr günstige Rahmenbedingungen bietet. Zusätzlich nimmt der Immobiliensektor in turbulenten Zeiten die Position eines sicheren Hafens ein, in den viele Investoren im Hinblick auf steigende politische Risiken gerne flüchten. Nach einem enttäuschenden vierten Quartal 2018, in dem die globalen Aktienmärkte Rückgänge verbuchen mussten, konnte sich der Index seit Jahresbeginn wieder festigen. Seit Jänner konnten die Kurse der größten Immobilienunternehmen aus Deutschland, Frankreich und UK wieder zulegen wodurch für den STOXX Europe 600 Real Estate +13% YtD zu Buche stehen. Insbesondere für die britischen Immobilienunternehmen werden die kommenden Wochen mit dem weiteren Verlauf des Brexit sehr entscheidend. Während sich ein soft Brexit oder gar ein abgesagter Brexit wohl positiv auf die Aktienkurse auswirken würde, könnte ein hard Brexit deutlich negative Folgen nach sich ziehen.

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