Keine Busse, keine Bahnen, zudem Warnstreiks in Krankenhäusern und Altenheimen: Die Menschen in Niedersachsen und Bremen bekommen ab Dienstag den Tarifstreit im öffentlichen Dienst vielerorts zu spüren. Die Gewerkschaft Verdi rief Beschäftigte etwa in Salzgitter, Braunschweig, Wolfsburg, Hannover und Bremerhaven zu Arbeitsniederlegungen auf. Betroffen sind neben mehr als 20 Kliniken Entsorgungsunternehmen, Straßenreinigungen und Stadtverwaltungen. Parallel soll der öffentliche Nahverkehr in Hannover, Bremen, Braunschweig, Wolfsburg, Göttingen, Goslar und Osnabrück lahmgelegt werden.

Verdi und der Beamtenbund dbb fordern für die bundesweit 2,3 Millionen Tarifbeschäftigten von Bund und Kommunen 4,8 Prozent mehr Geld, mindestens aber 150 Euro, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Mitte September war die zweite Verhandlungsrunde ohne Ergebnis geblieben. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 22. und 23. Oktober angesetzt. Zwar gehört auch der öffentliche Nahverkehr zum öffentlichen Dienst, mit den Tarifverhandlungen haben die Forderungen der Gewerkschaft aber nichts zu tun. Verdi hatte zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, um bundesweite Tarifgespräche für die 87 000 Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr durchzusetzen.

Nach Gewerkschaftsangaben sind rund 6000 Beschäftigte dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. In Hannover riet der Verkehrsbetrieb Üstra seinen Fahrgästen, auf andere Verkehrsmittel auszuweichen. Sämtliche Stadtbahnlinien und zahlreiche Busse entfielen. Bis einschließlich Mittwoch vom Warnstreik betroffen sind unter anderen Krankenhäuser des Klinikums Region Hannover, des kommunalen Klinikverbundes in Bremen Geno und die Krankenhäuser Lüneburg und Wolfsburg sowie die Psychiatrie in Lüneburg.

"Gerade noch wurde den Beschäftigten für ihre Leistung in der Corona-Pandemie applaudiert. Doch in den Tarifverhandlungen wollen die Arbeitgeber nun von Anerkennung nichts mehr wissen", kritisierte David Matrai von Verdi Niedersachsen-Bremen. "Die Erwartungen der Beschäftigten im Gesundheitswesen sind hoch, schließlich haben sie in den letzten Monaten unter Einsatz ihrer Gesundheit gezeigt, dass sie systemrelevant sind."

Für das Gesundheitswesen führen die Tarifparteien den Angaben zufolge gesonderte Gespräche: Verdi erwartet demnach unter anderem eine Pflegezulage von 300 Euro, bessere Bezahlung im öffentlichen Gesundheitsdienst und die Begrenzung der Arbeitszeit im Rettungsdienst auf 45 Stunden pro Woche./tst/DP/zb

AXC0019 2020-09-29/05:25

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