1600 Mrd. Euro. So viel Geld verwalten nach Angaben der Ratingagentur morningstar weltweit Aktienfonds, die ihre Investments an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten, wie Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensaufsicht (Environment, Social, Governance, Kurzform: ESG). Allein im vergangenen Jahr kamen rund 360 Mrd. Euro hinzu.

Der Sektor der ESG-Fonds wächst dynamisch und damit auch die Fülle an Informationen und Marketingaktionen. Für alle Marktteilnehmer wird es immer schwieriger ein klares Bild zu erhalten. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) vergleicht den Boom der Nachhaltigkeitsfonds in ihrem Quartalsbericht schon mit der Dotcom-Blase im Jahr 2000 und rechnet nach der laufenden Phase des Investitionsbooms mit größeren Preiskorrekturen.

Kursübertreibungen waren nicht aufzuhalten.

Schon jetzt gibt es Kursübertreibungen, da die meisten Anleger über Exchange Traded Funds (ETF) oder aktiv gemanagte Fonds in das Nachhaltigkeitssegment investieren, also nicht selektiv vorgehen.

Der wohl bekannteste ETF von iShares heißt „clean energy“. Der Fonds hat 2020 einen regelrechten Hype erlebt, einen Wertzuwachs von 180 Prozent erzielt und verwaltet mittlerweile ein Volumen von 5,1 Mrd. USD. Durch das blinde Investieren von Fonds wie diesem, wurden z.B. die Aktien des US-Brennstoffzellenherstellers Plug Power erst um 2100 % nach oben getrieben, um sich dann Anfang 2021 nochmals zu verdreifachen. Vom Hoch im Februar brachen sie dann wieder rund 70 Prozent ein.

Ähnlich erging es anderen grünen Unternehmen, Herstellern von Windkraftanlagen, Solarzellen oder Turbinen. Auch wenn einige Investoren teils herbe Kursverluste erlitten, ist der generelle Trend ungebrochen, in solche Produkte weiter international diversifiziert zu investieren. Und auch der politische Wille ist stärker denn je, in Richtung saubere Energie zu investieren und nachhaltig CO2 einzusparen. Aber es gilt genauer hinzuschauen, in welche Segmente man investiert und von Seiten der Produktanbieter entsprechend aufklärend darauf zu reagieren.

Zu viel Geld für zu wenig profitable Unternehmen.

Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass Investoren auf viel zu hohem Niveau in das Marktsegment einsteigen und der Herdentrieb dazu führt, dass nur in einige wenige Aktien investiert wird. Verändern sich dann die ESG-Kriterien bei in Indizes gelisteten Werten, müssen die Fondsmanager diese Aktien verkaufen. Aufgrund geringer Liquidität können solche Titel dann ins Bodenlose fallen. Dabei ist noch nicht die allgemeine Gefahr für die Börsen berücksichtigt, wenn die Notenbank die Zügel in der Geldpolitik wieder anzieht.

Bessere Selektion wird zum Erfolg führen.

Die vergangenen Quartale haben gezeigt, dass grüne Investments nicht automatisch wertsteigernd sind, deshalb lohnt ein genauer Blick in die jeweiligen Assets. Solarworld ist nur ein Beispiel, dass bei wegfallender staatlicher Förderung ein ehemals erfolgreiches Unternehmen auch Pleite gehen kann. Nachhaltigkeit ist kein Selbstläufer. Anleger sollten nicht automatisch zugreifen, nur weil ein Produkt mit dem vermeintlichen Gütesiegel „ESG“-konform gekennzeichnet ist. Vielmehr sollte man immer genau darauf schauen, in welche Unternehmen jeweils investiert wird. In mehreren Studien wurde nachgewiesen, dass langfristige Anlagen in nachhaltige Investmentstrategien eine Überrendite erzielen konnten. Anleger sollten von daher nicht allein den Fokus auf „E“ (Enviroment= Umwelt) Investments legen. ESG umfasst neben den Umwelt- eben auch Sozial- und Governance-Themen, die weitaus mehr als reine Umweltinvestitionen zu bieten haben.

Aus dem Börse Express-PDF vom 15. Oktober - hier zum kostenlosen Download

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