Nachhaltige Finanzinstrumente oder Anlagestrategien wurden ursprünglich häufig belächelt und im Vergleich zu Anlagemöglichkeiten, welche keine Umweltschutz- oder beispielsweise ESG-Aspekte verfolgten, als unterlegen angesehen. Das Jahr 2020 hat diesbezüglich zum Umdenken angeregt. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie und der daraus resultierenden, zwischenzeitlichen Aktienmarktkorrekturen konnten zahlreiche nachhaltige Anlagestrategien eine nennenswerte Outperformance gegenüber konventionellen Pendants erzielen. Die tendenziell steigende Nachfrage nach entsprechenden Produkten hat insbesondere in der Phase der größten Aktienmarktverluste dazu geführt, dass derartige Assets einem deutlich geringeren Verkaufsdruck unterlagen und eher noch weiteres Kapital anzogen.

Nachhaltigkeitsaspekte ziehen Vermögenswerte an.

Die gesamte Palette nachhaltiger Assets ist mittlerweile sehr groß geworden und wächst fast täglich weiter. Doch was genau sind sogenannte Green Bonds und was unterscheidet sie von traditionellen Anleihen, welche nahezu jeder Anleger seit Jahrzehnten kennt? In Anlehnung an die Green Bond Principles (GBP) der International Capital Market Association (ICMA) aus dem Jahr 2018 werden mittels dieser Anleihen klimafreundliche und nachhaltige Projekte mit ökologischem Nutzen finanziert (für detaillierte Angaben siehe: https://www.icmagroup.org/sustainable-finance/the-principles-guidelines-and-handbooks/green-bond-principles-gbp/).

Orientierungsleitfaden für Green Bonds.

Die GBP sind diesbezüglich ein zentrales Element, das Emittenten als Leitfaden dient, die Transparenzanforderungen an die Mittelverwendung und die Berichterstattung zu erfüllen. Diese Kriterien sind nicht statisch, sondern orientieren sich an den Anforderungen der Mitglieder der GBP und Social Bond Principles. Sie umfassen vier Bereiche, um Marktteilnehmern die Eigenschaften von Green Bonds zu verdeutlichen:

1) Die Verwendung der Emissionserlöse erfolgt mit dem Fokus des Umweltnutzens, welcher im jeweiligen Prospekt zu verankern ist. Als geeignete Projekte gelten u.a. erneuerbare Energien und deren Effizienz, Schutz von Ressourcen wie bspw. Land und Wasser, Erhalt der Artenvielfalt und Anpassungen an den Klimawandel etc.

2) Der Prozess der Projektbewertung und -auswahl beschreibt die Festlegung der ökologisch nachhaltigen Zielsetzung, Vorgehensweise bei der Auswahl grüner Projekte und deren Eignungs- und Ausschlusskriterien.

3) Das Management der Erlöse muss transparent und nachvollziehbar dokumentiert sowie bspw. vom Wirtschaftsprüfer kontrolliert werden, um die adäquate Mittelverwendung sicherzustellen.

4) Die Berichterstattung umfasst die laufenden Anforderungen an Emittenten, die Mittelverwendung öffentlich zu kommunizieren.

Konventionelle Anleihen vs. Green Bonds.

Bei der traditionellen Allokation von Anleihen erfolgt die Wahl eines Titels häufig u.a. nach der Ausgestaltung des Kupons (fix vs. variabel), der Rangordnung im Insolvenzfall (erstrangig vs. nachrangig), der Laufzeit und der Bonität. All diese Kriterien können auf Green Bonds übertragen werden. Doch bevor die ersten Denkansätze grüner Anleihen tatsächlich definiert wurden, keimten Befürchtungen auf, dass die Anforderungen entsprechend weich ausfallen würden, es sich eher um Verfolgung von Marketingaspekten handele und jeder Emittent zukünftig in der Lage sei, sich dieser Anleiheklasse zu bedienen. Um diesen Befürchtungen zu begegnen, legen die GBP fest, welche Art der Mittelverwendung, die Emission eines Green Bonds rechtfertigen. Zwar publizieren zahlreiche Emittenten traditioneller Anleihen auch die Bewandtnis der Mittelaufnahme, im Segment der Green Bonds ergeben sich jedoch klare Anforderungen und Ausschlusskriterien, soweit die Mittelverwendung nicht den Anforderungen der GBP entspricht.

Auch der Bund emittiert grüne Wertpapiere.

Jedem Bürger sollte seine individuelle Verantwortung für junge und zukünftige Generationen bewusst sein. Dies ist auf den Alltag sowie auf Investitionsentscheidungen zu beziehen. Institutionelle Anleger scheinen sich dieser Verpflichtung bewusst zu sein, denn das globale Emissionsaufkommen von Green Bonds wächst stetig und die drei bisher emittierten grünen Bundeswertpapiere weisen eine leicht geringere Rendite auf, als ihre konventionellen Zwillingsanleihen. Zwar sind die Renditenachteile diese „grünen Prämien“ i. H. v. 5 Basispunkten bei zehn Jahren Laufzeit eher gering, jedoch scheint zumindest eine gewisse Anerkennung der Nachhaltigkeitsaspekte unter Investoren zu herrschen, sonst wären die Renditen des Green Bond identisch derer, der konventionellen Bundesanleihe (Stand Mai 2021, siehe https://www.bundesbank.de/resource/blob/867282/21b2b37782b1df7c6009d5cee7fc90d4/mL/green-bond-monitor-data.pdf). Augenscheinlich ist die Übernahme der Verantwortung von Nachhaltigkeitsanforderungen für Kapitalanleger, genau wie im Alltagsgeschehen, häufig mit zusätzlichen Kosten verbunden und die Abwägung, ob diese tragbar sind bzw. ob jemand sie tragen möchte, gelangen zu unterschiedlichen Resultaten. Die zuletzt beobachteten Kapitalflüsse können jedoch als Indikator interpretiert werden, dass die Kombination von Nachhaltigkeitsaspekten mit einer Outperformance möglich ist.

 

Aus dem Börse Express-PDF vom 16. September - hier zum kostenlosen Download

Sie möchten ein kostenloses, unverbindliches Probeabo? Einfach hier mailen.

 

 Screen 16092021