Risiken einzugehen – das fällt vielen Anlegern schwer. Grund dafür ist die in der „Prospect Theory“ der Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky beschriebene Verlustaversion des Menschen. Dieser liegt die Annahme zu Grunde, dass Menschen Verluste stärker gewichten als Gewinne und sich daher in Erwartung möglicher Gewinne risikoavers, und im Angesicht möglicher Verluste risikoaffin verhalten. Anleger bevorzugen also, ein geringes Risiko einzugehen, um Gewinn zu machen und sind dafür bereit, mehr Risiko einzugehen, um einen Verlust abzufedern. Die Verlustaversion führt dazu, dass Anleger vor langfristigen, profitablen Investments oft zurückschrecken. Daher ist es sinnvoll, sich von Finanzprofis beraten zu lassen, die Anlageentscheidungen anhand von quantifizierbaren Parametern, wie etwa Risiko, treffen.

Es ist ein alter Hut, dass sich das „unter den Kopfpolster“ gelegte Geld nicht vermehrt. Angesichts des heutigen Umfelds muss aber Sparern auch klar sein, dass ein Sparbuch bis auf Weiteres keine Erträge bringt. Die Zeiten für Anleger und Sparer waren schon unbeschwerter. Wir von der Zürcher Kantonalbank Österreich empfehlen daher, ein gesundes Maß an Risiko einzugehen. Am derzeit vorherrschenden Niedrigzinsumfeld wird sich vor allem in der Euro-Zone in absehbarer Zeit nichts dramatisch ändern. Grundsätzlich wird man für das Eingehen von Risiken am Kapitalmarkt belohnt, allerdings nur dann, wenn man auch investiert ist und nicht ewig an der Seitenlinie wartet. Ansonsten existiert nur eine risikofreie Verzinsung und die liegt bei Null, wenn sie nicht sogar negativ ist. Anleger bzw. deren Berater sollten sich über die Höhe des Risikos aber stets im Klaren sein. Eine der wichtigsten Aufgaben, die den Beratern einer Privatbank zukommt, ist das richtige Einschätzen des Risiko-Ertrags-Verhältnisses, die Aufklärung und kompetente Beratung des Kunden.

Risiko und Unsicherheit sind nicht dasselbe. Viele Konsumenten verwechseln Risiko und Unsicherheit. Risiko ist nichts Schlimmes, da es im Gegensatz zur Unsicherheit kalkulierbar ist. So ist beispielsweise die veränderte Haltung der US-Notenbank zu verstehen, die nach acht Zinsanhebungen in den letzten beiden Jahren nun eine längere Pause einzulegen scheint. Es handelt sich um ein bekanntes und erwartetes Ereignis. Eine mögliche Trendwende bei der Zinspolitik lässt sich unter anderem an der Inflationsentwicklung, dem Wirtschaftswachstum und anderen vorlaufenden Indikatoren festmachen. Es handelt sich also um ein erwartetes Risiko, das sich beziffern und in ein Modell überführen lässt. In diesem Fall ziehen wir ein Referenzportfolio heran, um in puncto strategischer Feinausrichtung eine Einordnung treffen zu können. Meist wird in diesem Zusammenhang eine mittlere Risikoklasse ausgewählt, weil diese die größte Vielfalt an Anlageklassen wie Aktien, Anleihen usw. aufweist. Ausgehend von diesem Portfolio werden Untergewichtungen und Übergewichtungen vorgenommen, um die aktuelle Ausrichtung besser definieren und beschreiben zu können.

Ein Brexit sollte niemanden aus der Bahn werfen. Finanzprofis haben Ereignisse wie den Brexit oder den Handelskrieg zwischen den USA und China längst am Radar, auch wenn die genaue Entwicklung nicht zuverlässig zu prognostizieren oder in ein Modell zu gießen ist. In diesem Fall schützt Diversifikation. Indem unterschiedliche Anlageklassen gemischt werden, kann man mögliche negative Entwicklungen kompensieren und das Risiko der Veranlagung besser steuern. Je nachdem, ob ein weicher oder harter Brexit eintritt, hat dies gewisse positive oder negative Auswirkungen auf die Märkte. Wie auch immer die finale Ausgestaltung des Ausstiegs Großbritanniens aussehen mag, wird der Brexit niemanden, der gut vorbereitet ist, komplett aus der Bahn werfen.

Unsicherheit: Wenn die Mathematik chancenlos ist. Es gibt aber auch Ereignisse, die plötzlich und ohne Vorwarnung eintreten. Tritt eine völlig unbekannte oder unerwartete Situation ein und ist diese weder mathematisch modellierbar noch prognostizierbar, handelt es sich um Unsicherheit. Ein Beispiel dafür ist 9/11. Die Folgen eines solchen exogenen Schocks lassen sich nur durch die Auswahl der richtigen, langfristigen Anlagestrategie abfedern. Struktur und Architektur der Veranlagung müssen von Grund auf so gestaltet sein, dass ein unerwartetes, negatives Ereignis nicht gleich in einer absoluten finanziellen Katastrophe mündet.