Neue „Bildungslandkarte der MTI“ als absolute Premiere: Nur 80 Prozent der Unternehmen können derzeit den Fachkräftebedarf decken.

St. Pölten (OTS) - Der Metalltechnischen Industrie NÖ (MTI) fehlen aktuell rund 1.800 bis 1.950 Fachkräfte, besonders im nördlichen Wiener Umland, im Weinviertel, sowie in der Region Mostviertel-Eisenwurzen. In den nächsten fünf Jahren wird die Fachkräftelücke allein in der niederösterreichischen MTI auf etwa 2.100 anwachsen. Zu diesem Ergebnis kommt die neue, vom Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) erstellte „Bildungslandkarte der MTI“, die nun – als absolute Premiere - in der Landesberufsschule Neunkirchen präsentiert wurde. Erstmals wurde mit dieser „Bildungslandkarte“ sowohl in Bezug auf einzelne Ausbildungen, wie auch auf der Ebene der einzelnen Regionen im Detail untersucht, welche beruflichen Qualifikationen einer Branche aktuell fehlen und welche Qualifikationen in den einzelnen Regionen in Zukunft besonders benötigt werden.

Schmid-Schmidsfelden: „Vorausschauendes Handeln bei Qualifizierung“

„Wir müssen in unseren Unternehmen stärker denn je darauf achten, dass im geforderten Moment das Know-how im Unternehmen langfristig vorhanden ist. Es erfordert dabei ein vorausschauendes Handeln in der Personalplanung und Qualifizierung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die MTI-Bildungslandkarte gibt uns ein wertvolles Instrument für mögliche Maßnahmen, die wir in einem gemeinsamen Prozess erarbeiten und umsetzen können“, sieht Veit Schmid-Schmidsfelden, Obmann der Metalltechnischen Industrie NÖ, den offenen und konstruktiven Dialog zwischen Land, Bildungsdirektion NÖ und der Branche weiter als Erfolgsfaktor für den Wirtschaftsstandort NÖ.

Teschl-Hofmeister: 41,5 Millionen Euro für Berufsschulen

„Der Wichtigkeit unserer Berufsschülerinnen und –schüler für die Wirtschaft sind wir uns bewusst, deshalb ist es unser oberstes Ziel im berufsbildenden Landessschulwesen, zukunftsorientierte Ausbildungsmöglichkeiten mit möglichst viel Praxisbezug auf dem neuesten Stand der Technik anzubieten. Dazu bedarf es einerseits moderner Lehr- und Lernwelten. Daher werden wir in den kommenden Jahren rund 41,5 Mio. Euro in Ausstattung und Räumlichkeiten investieren. Die vorliegenden Zahlen sind alarmierend und es bedarf gemeinsamer Anstrengungen aller Beteiligten, um hier entgegenzuwirken. Die Bemühungen des Bundes gehen in die richtige Richtung und wir in Niederösterreich werden in unserem Wirkungsbereich miteinander ebenfalls alles dazu tun, dass Lehre und auch das Thema Technik in unseren Bildungseinrichtungen zunehmend an Attraktivität gewinnen“, so Bildungs-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister.

Berufsschulen und HTL als wichtigste Ressource von Fachkräften für die MTI

Weitere Detailergebnisse zur „Bildungslandkarte der MTI“: Neun von zehn befragten Betrieben geben an, dass aktuell aus Sicht des Unternehmens ein Fachkräftemangel besteht. An der Spitze der nachgefragten Qualifikationen stehen MetalltechnikerInnen, gefolgt von ElektrotechnikerInnen und MechatronikerInnen.

Beim Fachkräftebedarf nach Bildungsabschlüssen liegt die Lehre mit 62 Prozent derzeit mit Abstand an der Spitze. Sekundarschul-Abschlüsse wie insbesondere einer HTL folgen auf dem zweiten Platz (24 Prozent), akademische Abschlüsse mit zehn Prozent auf dem dritten.

Zwazl: „Wir brauchen noch mehr Lehrlinge“

Sonja Zwazl, die Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ), sieht in der „Bildungslandkarte“ folglich auch „eine weitere Bestätigung für den Wert der Lehre. Im Klartext heißt das: Wir brauchen noch mehr Lehrlinge. Und wir müssen auch verstärkt darauf achten, welche Qualifikationen aufgrund der jeweiligen Wirtschaftsstruktur in den Regionen besonders wichtig sind – und diese Chancen den jungen Menschen entsprechend aufzeigen – etwa durch eine noch weitere Verknüpfung von regionalen Unternehmen und örtlichen Schulen.“

Heuras: „Wirtschaftliche Entwicklungen bestmöglich unterstützen“

Bildungsdirektor Johann Heuras dazu: „Wir sind immer im engen Kontakt mit Wirtschaft und Industrie und bemühen uns, die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes und der wirtschaftlichen Entwicklung bei unseren Ausbildungsprozessen zu berücksichtigen. Diese Abstimmung ist umso wichtiger, weil Veränderungen und neue Akzente erst nach Jahren spürbar werden. Durch neue Schwerpunktsetzungen, wie zum Beispiel der NAWI-Schwerpunkt in den Mittelschulen, neue Ausrichtungen in der HTL, zusätzliche Anstrengungen zur Forcierung der Lehre und diverse andere Maßnahmen, versuchen wir die wirtschaftlichen Entwicklungen bestmöglich zu unterstützten“.

Schneider: „Internationale Marktpotenziale für MTI“

Studienautor und IWI-Leiter Herwig Schneider richtet den Fokus vor allem auf die Frage, welche Qualifikationen künftig gebraucht werden. „Die Studienergebnisse unterstreichen, dass die MTI-Unternehmen weiter internationale Marktpotenziale sehen. Neben dem aktuellen Fachkräftemangel - ein Drittel der befragten Unternehmen würde sofort neue Fachkräfte einstellen, wenn diese verfügbar wären - muss sehr konkret der Frage nachgegangen werden, welche Qualifikationen in Zukunft benötigt werden. Wir gehen davon aus, dass vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in fünf Jahren 2.100 Fachkräfte fehlen werden“, ortet Schneider einen zusätzlichen Fachkräftebedarf in der MTI, um die Wachstumschancen optimal zu nutzen.