Die leidgeplagten Aktionäre der Franken sind Kummer schon gewohnt. Sowohl 2019 als auch 2020 schrieb Leoni unter dem Strich herbe Verluste - und auch im Tagesgeschäft stand jeweils ein hoher Fehlbetrag zu Buche. Während der Autozulieferer 2019 bereits unter der damals anhaltend mauen Autokonjunktur und hausgemachten Problemen litt, kamen im vergangenen Jahr auch noch die Folgen der Pandemie hinzu. Sie trafen Leoni mitten im Sanierungsprozess mit Wucht; eine staatlich verbürgte Kreditlinie verschaffte dem Unternehmen dann aber etwas Luft.

Trotz der durch Corona verursachten zusätzlichen Probleme gelang es dem Konzern mitten in seinem Umbau, den Nettoverlust 2020 um rund ein Viertel auf 330 Millionen Euro zu verringern und den operativen Verlust ebenfalls etwas zu verkleinern. Leoni hat umfangreiche Kostensenkungen eingeleitet und setzt darauf, dass sich künftige Einsparungen dauerhaft positiv in der Bilanz bemerkbar machen. Die bis Ende 2020 umgesetzten Maßnahmen sollen ab 2022 Einsparungen von mehr als 550 Millionen Euro ermöglichen, hieß es kürzlich. Dafür müsse allerdings auch die Nachfrage deutlich anziehen.

Zunächst kostet der groß angelegte Umbau auch eine Menge Geld. Außerdem will sich Leoni schon länger von seiner kleineren Kabelsparte trennen. Das Vorhaben war wegen Corona auf Eis gelegt worden, nahm zuletzt aber wieder Fahrt auf. So verfolgt Konzernchef Kamper derzeit vor allem einen Teilverkauf verschiedener Einheiten und berichtete vom Interesse unterschiedlicher Investoren. Im Februar wurde die Leoni Schweiz AG als erste Einheit verkauft. Kamper glaubt, dass der Markt mittlerweile trotz der Pandemie wieder aufnahmefähiger für weitere Verkäufe ist.

Obwohl die größere Bordnetzsparte zuletzt klar defizitär war, will sich Leoni künftig auf dieses Segment konzentrieren. Hier verspricht sich das Management perspektivisch mehr Rendite. Überhaupt zeigt sich Kamper fest überzeugt, dass Leoni die Krise meistern wird. Der Aufsichtsrat vertraut dem eingeschlagenen Weg des Niederländers, dessen Vertrag unlängst bis Ende 2026 verlängert wurde.

"Wir werden weiter unsere Hausaufgaben machen, um Leoni Schritt für Schritt zurück auf Kurs zu bringen", kündigte der Manager bei der Vorlage der Jahreszahlen an. Der Grundstein für die nachhaltige Gesundung in den kommenden Jahren sei gelegt, sagte Kamper. Bis es Leoni tatsächlich wieder deutlich besser geht, dürfte aber wohl noch einige Zeit ins Land gehen. Zumal Kamper eingeräumt hatte, dass dem Unternehmen 2021 voraussichtlich noch kein positives Ergebnis gelingen wird.

Der Ankeraktionär Pierer Industrie glaubt derweil an Leonis Unternehmensstrategie. Der Motorrad-Hersteller aus Oberösterreich hat seinen Anteil erst Anfang dieser Woche von 10 auf mehr als 15 Prozent aufgestockt. Dennoch machte Großaktionär Stefan Pierer Druck: In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg forderte er, dass der Kabel- und Bordnetzspezialist fokussierter und schneller werden müsse.

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