Krypto-Liberalisierung im Vereinigen Königreich

 

Trotz der Verkündung der britischen Regierung, die Krypto-Adoption mit großen Anstrengungen voranzutreiben, regt sich Kritik – und zwar vom ehemaligen Schatzkanzler Philip Hammond. Hammond ist mittlerweile leitender Berater des Krypto-Dienstleisters Copper.cound erklärte, die Auswirkungen von Brexit und Covid-19 seien mögliche Gründe dafür, dass die Bemühungen, das Land zu einem „globalen Crypto-Hub“ zu machen, zu langsam vorangehen würden. Er empfahl jedoch, dass die Finanzmarktaufsichtsbehörde Financial Conduct Authority (FCA) die Kryptoindustrie konsultieren solle, um die Talente einzustellen, die für die Ausarbeitung der einzuführenden Regulierungen benötigt würden. In diesem Zusammenhang bekräftigte der Abgeordnete Matt Hancock, wie wichtig ein "liberaler" Regulierungsrahmen für Kryptoassets sei. Hancock hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Vereinigte Königreich als bevorzugten Gerichtsstand für Kryptowährungen zu positionieren.

 

USA: Vorschläge zur einheitlichen, automatisierten Krypto-Regulierung

 

In den USA wiederum schlug Börsenaufsichtsbehördenchef Gary Gensler die Schaffung eines einheitlichen Regelwerkes für Kryptobörsen vor. Dieses solle den gesamten Handel umfassen – egal ob Security- oder Commodity-Token. Wenn ein Token, der eine Ware darstellt, auf einer von der SEC beaufsichtigten Plattform notiert wird, würde die Wertpapieraufsichtsbehörde diese Informationen an die Behörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) weiterleiten, die für den Handel mit Waren zuständig ist. Es gibt auch jedoch einen Gesetzentwurf, der Genslers Lobbyarbeit in gewisser Weise in Frage stellt und die Aufsicht der CFTC über die Branche ausweitet. Senatorin Cynthia Lummis hat den Gesetzentwurf auf dem Portal des Web-Dienstleister Github veröffentlicht, um ein öffentliches Feedback einzuholen.

 

Charles Hoskinson, Mitgründer der Kryptowährung Cardano, sprach sich vor dem Kongress zugunsten einer softwaregestützten Selbstregulierung für die Kryptoasset-Branche aus. Ähnlich wie die Selbstregulierung von Privatbanken könne die Branche ein "Selbstzertifizierungssystem" schaffen, das die Einhaltung der Vorschriften automatisiert solange überwacht, bis eine Anomalie auftritt, die dann von einer Finanzbehörde überprüft wird. Da Kryptowährungen in der Lage sind, Daten zu speichern und zu übertragen, könnten sie zudem einen Großteil dieser Regulierungsarbeit automatisch durchführen.

 

On-chain Indikatoren

Historisch gesehen ist die Kapitulation der Miner ein Anzeichen dafür, dass der Bitcoin-Markt kurz davor steht, einen Tiefpunkt zu erreichen. Zunehmend fallende Preise veranlassen Miner nicht nur, ihre Mining-Anlagen abzuschalten, sondern zwingen sie auch, ihre BTC-Bestände zu veräußern, um ihre Betriebskosten zu decken.

 

Eine nützliche Kennzahl, die bei der Einordnung dieses Ereignisses hilft, ist der sogenannte „Hash Ribbons Indicator“, der die Veränderungen in der Bitcoin-Hash-Rate berechnet, um die Wahrscheinlichkeit einer Kapitulation zu bewerten. Wie die untenstehende Grafik zeigt, hat der gleitende 60-Tage-Durchschnittswert des Hash Ribbons den 30-Tage-Durchschnittswert überschritten – eigentlich ein bärisches Signal. Ausgehend von der nachstehenden Grafik haben die Miner diesen Kapitulationsbereich seit dem 7. Juni erreicht.

 

Figure 2: Bitcoin Hash Ribbons Indicator

2.PNG

Quelle: Glassnode

 

Die Daten der auf Mining spezialisierten börsennotierten Unternehmen bestätigen diese „Umschwungthese“ ebenfalls. So hat beispielsweise Bitfarms - eines der größten Mining-Unternehmen in Nordamerika – seine „HODL“-Strategie (Dauerhaftes Halten von Assets) angepasst: Die Hälfte des eigenen BTC-Bestands wurde verkauft, um Schulden zu decken,  Expansionspläne wurden für die absehbare Zukunft auf Eis legen. Die negativen Auswirkungen des Marktrückgangs beschränken sich nicht nur auf Bitfarms. Tatsächlich haben börsennotierte Mining-Unternehmen im Mai etwa 30 Prozent ihrer Bitcoin-Produktionspositionen verkauft.

 

DyDx verkündet Migration von Ethereum-Blockchain zu Cosmos

 

Es war eine Ankündigung, die vor allem der Ethereum-Community und dem zugehörigen Ökosystem einige Unsicherheit bescherte: Die dezentrale, auf Ethereum basierte Handelsplattform DyDx verkündete ihre geplante Migration auf die Cosmos-Blockchain. Damit könnte die nach Handelsvolumen größte, ständige Handelsplattform weg von Ethereum und der bisher genutzten StarkWare-Layer 2-Chain und hin zu einer eigens geschaffenen Layer 1-Chain im Cosmos-Netzwerk wechseln. Die Gründe für diese Entscheidung liegen anscheinend in der Absicht, das Protokoll von DyDx vollständig zu dezentralisieren – ein Unterfangen, das mit StarkWare aufgrund dessen technischer Eigenschaften unmöglich sein könnte. Die derzeitigen Beschränkungen des Datendurchsatzes auf Layer 2-Chains dürften ein weiterer Grund für diese Entscheidung gewesen sein.

 

Auch wenn diese Nachricht den Fortschritt und das Wachstum im Bereich der Layer 2-Blockchains nicht in Frage stellen soll, demonstriert sie doch die Bedeutung von app-spezifischen Ketten und ihrer Nützlichkeit für spezifische Anwendungsfälle, die nicht die gleichen Sicherheits- und Skalierbarkeitsanforderungen benötigen wie L2-Lösungen.  

 

Tether will Pfund-Stablecoin auf den Markt bringen

 

Im Bereich der Stablecoins gab Tether bekannt, Anfang Juli einen neuen Stablecoin auszugeben, der an das britische Pfund Sterling gekoppelt ist: $GBP₮. Der neu herausgegebene Token soll das gleiche technische Design und die gleichen Sicherheiten wie der mit dem US-Dollar unterlegte USDT sowie die an den Euro, den mexikanischen Peso und den Yuan gekoppelten Stablecoins aufweisen.

 

Forscher des staatlichen russischen Instituts für Forschung und Expertise haben sich einstweilen für die Schaffung eines goldgedeckten Stablecoins ausgesprochen, der dem Land dabei helfen solle, Sanktionen zu umgehen. Der Schritt würde Russland dabei helfen, seine Rohstoffreserven im Rahmen von OTC-Geschäften zu veräußern, was es schwieriger machen würde, mit "freundlicheren" Ländern in Kontakt zu kommen.

 

Morgan Creek Digital und FTX im Wettstreit um die Übernahme von BlockFi

 

Am 21. Juni verkündete Zac Prince, der Geschäftsführer der Lending-Plattform BlockFi, eine Einigung mit der Handelsplattform FTX über einen 250 Millionen Dollar schweren, revolvierenden Kredit erzielt zu haben. Damit habe man Zugang zum Kapital erhalten wollen, um die Bilanz und die Stärke der Plattform zu verbessern. Die Erlöse des Kredits sollten vertraglich nachrangig zu allen Kundenguthaben über alle Kontotypen (BIA, BPY und Kreditsicherheiten) sein und nach Bedarf verwendet werden.

 

Nur drei Tage später machte die Nachricht die Runde, dass sich FTX in Gesprächen über eine Beteiligung an BlockFi befinde – und daraufhin sah sich der Krypto-Investor Morgan Creek Digital zu einer Entscheidung veranlasst: Morgan Creek sammelte 250 Millionen Dollar von Investoren ein, um eine Mehrheitsbeteiligung an BlockFi zu erwerben.

 

Die Bedeutung dieser Entwicklung

 

Der Preisverfall am Krypto-Markt, der im Mai stark zunahm, schlug sich auch auf Kryptobörsen und die DeFi-Plattform nieder: Allein BlockFi verlor in diesem Zeitraum fast 80 Prozent seiner bisherigen Bewertung. Es gibt hier mehrere Gesichtspunkte zu beachten:

 

  1. Der Kreditrahmenvertrag enthält für FTX die Option, BlockFi zum angeblichen Nulltarif zu kaufen.
  2. Damit würden alle bisherigen Anteilseigner von BlockFi, einschließlich des Managements und der Mitarbeiter mit Aktienoptionen, sowie alle Kapitalanleger aus den früheren Risikorunden des Unternehmens aus dem Unternehmen ausscheiden.
  3. Die FTX-Vereinbarung war jedoch die einzige Notfinanzierungsoption, die BlockFi angeboten wurde und bei der die Vermögenswerte der Kunden nicht dem Retter untergeordnet wurden.
  4. Hätte sich BlockFi nicht für die Einigung mit FTX entschieden, hätten sich die Einleger hinter dem neuen Kreditgeber anstellen müssen, um die Rückzahlung zu erhalten.

Für uns ist der „Übernahme-Wettlauf“ um BlockFi ein Nachweis dafür, dass der Bärenmarkt ein Schlachtfeld ist, in dem Krypto-Projekte auf eine harte Probe gestellt werden – und bei entsprechender Resistenz überleben. Aber nicht nur das: Der FTX-Kredit in Höhe von 250 Millionen Dollar ist auch ein Beispiel dafür, dass größere Kryptounternehmen mit jüngeren Projekten zusammenarbeiten, um die Zugänglichkeit der Märkte zu verbessern.

 

Jetzt, wo Morgan Creek in den Deal einsteigen will, wird offensichtlich, dass die Marktbedingungen starke Unternehmen dazu verleitet haben, jüngere Projekte zu unterstützen und zugleich – und das erst in mittelbarer Zukunft – davon zu profitieren.